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Multiresistente Bakterien können vermieden werden

Um ein Auftreten multiresistenter Bakterien zu verhindern oder einzudämmen, ist ein verantwortungsbewusstes Handeln der ÄrztInnen beim Einsatz von Breitspektrumantibiotika gefordert. Bei übertriebener Verabreichung können Resistenzen hervorgerufen werden, wie es aktuell bei den „NDM-1 Bakterien“ der Fall ist. Auch die Einhaltung der Hygienevorschriften in Spitälern ist eine notwendige Vorraussetzung, um eine Verbreitung zu verhindern.

(Wien, 18-08-2010) Bakterien, die gegen Antibiotika resistent sind, stellen bei der Behandlung in Krankheitsfällen ein Problem dar. Um ein Auftreten dieser Bakterien bereits im Vorfeld einer möglichen Krankheit zu verhindern oder einzudämmen, ist ein verantwortungsbewusstes Handeln der ÄrztInnen beim Einsatz von Breitspektrumantibiotika gefordert. Bei übertriebener Verabreichung können Resistenzen hervorgerufen werden, wie es aktuell bei den „NDM-1 Bakterien“ der Fall ist. Auch die Einhaltung der Hygienevorschriften in Spitälern ist eine notwendige Vorraussetzung, um eine Verbreitung zu verhindern.

Am häufigsten sind es gewöhnliche Darmbakterien, die gegen herkömmliche Antibiotika resistent werden. Menschen mit einem intakten Immunsystem können solche Bakterien ein Leben lang in sich tragen, ohne jemals zu erkranken. Erst durch den Einsatz  von Antibiotika werden schwächere Bakterien zwar abtötet, die verbleibenden jedoch insofern gestärkt, indem sie sich anschließend besser vermehren können. Außerdem sind sie durch Genmutation in der Lage, die Wirkungsweise von Antibiotika später gänzlich auszuhebeln, wie beispielsweise durch Entwicklung des NDM-1 Gens. Im Falle einer Infektion durch solche Bakterien sind daher die gängigen Medikamente wirkungslos und spezielle Antibiotika entweder nicht vorhanden oder sie gehen mit schweren Nebenwirkungen einher.

„Das Auftreten von NDM-1 tragenden Enterobakterien ist die Folge des übermäßigen Einsetzens von Penemen, den derzeit potentesten und im Krankenhaus am häufigsten verwendete Antibiotikagruppen. Fachleute haben immer davor gewarnt, die Peneme als Ersttherapie einzusetzen, denn bei der Resistenzentwicklung gilt das Motto: The more you use it, the earlier you loose it. Durch den unüberlegten Einsatz von Penemen in Schönheitskliniken in Pakistan ist es jetzt zur Ausbildung der Neu-Delhi-Metalloproteinase in Enterobakterien gekommen und PatientInnen haben diese Erreger nach Europa mitgebracht. Bakterien, die dieses Enzym ausbilden, sind gegen alle diese Antibiotika resistent,“ erklärt der Leiter der Klinischen Abteilung für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin an der MedUni Wien, Univ. Prof. DDr. Wolfgang Graninger.

„Die Verbreitung kann nur durch Hygienemaßnahmen und die Nichtverwendungen von Penemen im Routinebetrieb gestoppt werden. Um die Ausbreitung zu verhindern muss wiederum vor allem in den Spitälern auf ein hygienisches Umfeld geachtet werden. Durch die hohe Dichte an Bakterien, welche naturgemäß durch die vielen PatientInnen entsteht, erhöht sich auch entsprechend das Risiko einer Ansteckung. Hier kann nur die Einhaltung strenger Hygienevorschriften helfen, den Bakterien den Nährboden zu entziehen und so ihre Ausbreitung zumindest einzudämmen. PatientInnen aus Indien und Pakistan sollten zudem von Beginn an isoliert werden. Auch Reserveantibiotika wie Tigecyclin sollten nur nach Rücksprache mit Infektionsspezialisten verwendet werden.
Multiresistente Erreger können nur durch eine kluge Antibiotikaverwendung vermieden werden. In der Universitätsklinik AKH wurden entsprechende Schritte schon vor einigen Jahren gesetzt, mit Hinblick auf die Verwendung der Peneme müssen diese jedoch verschärft werden.“ fordert Graninger abschließend.