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Neu eingesetztes Medikament wirkt effektiver bei Vorhofflimmern

Studie: Herzrhythmus konnte schneller normalisiert werden, Nebenwirkungen traten seltener auf

(Wien, 02-05-2016) Vernakalant, ein neues Medikament zur Behandlung von neu aufgetretenem Vorhofflimmern, hat im direkten Vergleich mit einem in dieser Indikation etablierten Medikament eine deutlich verbesserte Effektivität gezeigt. Der Herzrhythmus konnte bei den Betroffenen schneller normalisiert werden, Nebenwirkungen traten seltener auf. Das hat eine Studie an der Universitätsklinik für Notfallmedizin der MedUni Wien/AKH Wien ergeben, deren Ergebnisse soeben in „Europace“, einem Journal der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft, veröffentlicht wurden.

Vorhofflimmern, die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung, führt zu vielen ambulanten Arztbesuchen, Krankenhausaufenthalten und entsprechenden Kosten für das Gesundheitssystem. Vorhofflimmern betrifft etwa zwei Prozent der Bevölkerung und die Prävalenz steigt mit dem Alter deutlich an (bei den über-80-Jährigen auf über 10 Prozent). Typische Symptome sind Herzrasen, „Herzstolpern“, Schwindel oder Atemnot. In Kliniken kann Vorhofflimmern unter anderem mit intravenös verabreichten Medikamenten, sogenannten Antiarrhythmika, behandelt werden. Das Ziel ist die möglichst rasche Wiederherstellung eines normalen, regelmäßigen Herzschlages (Sinusrhythmus).

An der MedUni Wien wurden nun zwei Medikamente aus dieser Gruppe mit ähnlichen pharmakokinetischen Eigenschaften in einer Studie verglichen: der neue Wirkstoff Vernakalant (Brinavess) und das für die Behandlung von Vorhofflattern besonders geeignete Ibutilid (Corvert).

Vernakalant zeigte dabei deutliche Vorteile. So konnte bei den behandelten PatientInnen ein Sinusrhythmus bereits nach durchschnittlich zehn Minuten wiederhergestellt werden. Mit Ibutilid gelang dies im Schnitt erst nach 26 Minuten.  Bei 69 Prozent der PatientInnen konnte mit Vernakalant 90 Minuten nach Behandlungsbeginn ein normaler Rhythmus wiederhergestellt werden, während dies mit Ibutilide nur bei 43 Prozent gelang. Folglich benötigten die mit Vernakalant behandelten PatientInnen seltener eine weitere Behandlung mittels elektrischer Kardioversion in Kurznarkose. „Interessanterweise benötigten PatientInnen nach einer Vorbehandlung mit Vernakalant weniger Kardioversionsversuche bis ein Sinusrhythmus erzielt werden konnte “, erklärt Studienautor Alexander Spiel.

„Der Wirkstoff Ibutilid wird als Mittel der Wahl bei Vorhofflattern eingesetzt und zeigt dort sehr gute Erfolge. Diese Vergleichsstudie legt nun nahe, dass zur Behandlung eines neu aufgetretenen Vorhofflimmerns bei PatientInnen mit leicht bis mittelgradig eingeschränkter Pumpfunktion des Herzens Vernakalant Vorteile hat. Unter der Behandlung mit den beiden verglichenen Substanzen traten bei keinem der PatientInnen ernsthafte Nebenwirkungen auf“, betont Studienautor Hans Domanovits.

Service: Europace
„Vernakalant is superior to ibutilide for achieving sinus rhythm in patients with recent-onset atrial fibrillation: a randomized controlled trial at the emergency department.“ Alexander Simon, Jan Niederdoeckl, Ekaterini Skyllouriotis, Nikola Schuetz, Harald Herkner, Christoph Weiser, Anton N. Laggner, Hans Domanovits, Alexander O. Spiel, DOI: http://dx.doi.org/10.1093/europace/euw052

Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie. Das vorliegende Paper fällt in den Themenbereich des Cluster für kardiovaskuläre Medizin.