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Neu entwickelter Test für Schwangerschaftsdiabetes

Ein nun an der MedUni Wien neu entwickeltes Testverfahren vereinfacht die Diagnose und macht sie zudem preiswerter.

(Wien 02-10-2012) Der immer häufiger auftretende Schwangerschaftsdiabetes kann unbehandelt für Mutter und Kind schwere Folgen haben. Rechtzeitige Diagnose und Therapie schützen davor. Ein nun an der Medizinischen Universität Wien neu entwickeltes Testverfahren vereinfacht die Diagnose und macht sie gleichzeitig preiswerter.

Das neue Analysemodell für Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) basiert auf einem mathematischen Risikomodell und wurde von WissenschafterInnen der Universitätskliniken für Frauenheilkunde und für Innere Medizin III (Gender Medicine Unit) unter der wissenschaftlichen Leitung von Alexandra Kautzky-Willer entwickelt. Die neue Alternative zum generellen Screening mittels Zuckerbelastungstest soll dabei die Anzahl der Tests, die von Frauen oft als belastend erlebt werden, deutlich reduzieren.

In der ersten Stufe des neuen Verfahrens wird bei der werdenden Mutter der Nüchternblutzucker untersucht, um eine manifeste Erkrankung auszuschließen. Zusätzlich werden die bekannten Risikofaktoren anamnestisch erhoben und untersucht. „Mit diesen Daten lässt sich das Risiko für einen Gestationsdiabetes treffsicher errechnen“, betont Kautzky-Willer. Nur bei erhöhtem Risiko muss danach in einem zweiten Schritt ein allfälliger Zuckerbelastungstest durchgeführt werden.

Verbesserung des bestehenden Screenings
Seit dem Jahr 2011 ist der Zuckerbelastungstest eine verpflichtende Untersuchung im Österreichischen Mutter-Kind-Pass. Von Frauen wird diese Untersuchung allerdings oft als belastend erlebt. Außerdem  ist ein generelles Screening nicht in allen Ländern möglich. Schwangerschaftsdiabetes gilt als zunehmendes Gesundheitsproblem, zählt er doch mittlerweile zu den häufigsten Erkrankungen während einer Schwangerschaft. Laut aktuellen internationalen Zahlen leiden rund 15 bis 20 Prozent aller werdenden Mütter an Schwangerschaftsdiabetes.

Unbehandelt führt die Stoffwechselstörung zu einer gesteigerten Insulinausschüttung des Ungeborenen und dadurch zu abnormem Größenwachstum, Zunahme der Fettmasse, Unterzucker des Neugeborenen und einer Reihe von Geburtskomplikationen.  Außerdem erhöht sich das Risiko von Mutter und Kind im späteren Leben einen Typ 2 Diabetes, Bluthochdruck und Gefäßprobleme zu entwickeln.  Durch eine frühe Diagnose und Therapie des Schwangerschaftsdiabetes können diese Komplikationen deutlich reduziert werden. Mütter und Kinder können in Nachsorgeprogrammen betreut und überwacht werden.

Im Rahmen der Entwicklung des neuen Testverfahrens nahmen österreichweit insgesamt fünf medizinische Zentren teil. Die wissenschaftliche Arbeit dazu wurde soeben im internationalen Top-Journal „Diabetologia“ veröffentlicht. Die Österreichische Diabetesgesellschaft förderte die Durchführung der Studie und die Entwicklung neuer Testverfahren mit einem Projektpreis.

Service: Diabetologia
“A scoring algorithm including fasting plasma glucose measurement and a risk estimation model is an accurate strategy for detecting GDM”. Göbl CS, Bozkurt L, Rivic P, Schernthaner G, Weitgasser R, Pacini G, Mittlböck M, Bancher-Todesca D, Lechleitner M, Kautzky-Willer A: Diabetologia 2012; DOI: 10.1055/s-0032-1313668.