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Neudefinition der Behandlungsstandards in der Brustkrebstherapie

WissenschafterInnen rund um Michael Gnant maßgeblich an zwei globalen Metaanalysen beteiligt. Dritte Lancet-Publikation der MedUni Wien-ForscherInnen binnen weniger Wochen.

(Wien, 30-07-2015) Antihormone und Bisphosphonate können sowohl die Rückfallrate als auch die Sterblichkeit bei hormonabhängigem Brustkrebs senken. Das ist das Ergebnis zweier Studien, die in der aktuellen Ausgabe des Top-Magazins „Lancet“ veröffentlicht wurden. Das Comprehensive Cancer Center Vienna der MedUni Wien ist durch die WissenschafterInnen rund um seinen stellvertretenden Leiter, Michael Gnant, prominent an der Erstellung dieser zwei Metaanalysen beteiligt. Die MedUni Wien brachte in diese Analyse aber nicht nur Studiendaten ein. Gnant wirkte in beiden und Peter Dubsky in einer der Studien als Mitglieder des Writing Committee mit. Damit kann die MedUni Wien drei Publikationen in sechs Wochen im Top-Magazin „Lancet“ verbuchen.

Die beiden Metaanalysen, also Arbeiten, die die Daten bereits abgeschlossener Studien sammeln, gemeinsam analysieren und im Gesamtkontext bewerten, zeigen, dass sowohl die adjuvante Therapie mit Antihormonen als auch mit Bisphosphonaten die Rückfallrate und die Sterblichkeit von postmenopausalen PatientInnen mit hormonabhängigem Brustkrebs senken. Michael Gnant, Vorstand der Universitätsklinik für Chirurgie an der MedUni Wien, stellvertretender Leiter des CCC und Mitglied im Writing Committee beider Studien: „Die Erkenntnisse der beiden Metaanalysen sind insofern wesentlich, als sie den Standard bei der Behandlung von Brustkrebs neu definieren. Dass Österreich und hier vor allem die WissenschafterInnen der MedUni Wien und der ABCSG so prominent eingebunden waren, zeigt, dass wir international mit unserer Expertise und unseren Leistungen hervorragend positioniert sind.“

Bildung von Östrogen verhindern

Die erste der beiden Analysen, in der die Daten von 31.920 Studienpatientinnnen mit frühem hormonabhängigem Brustkrebs einbezogen wurden, vergleicht die Wirksamkeit von adjuvanten Aromatase-Hemmern mit der von Tamoxifen. Östrogen, das tumorzellwachstumsfördernd ist, wird durch das Enzym Aromatase gebildet. Ein Ansatz in der Therapie von hormonabhängigem Brustkrebs ist es daher, die Bildung von Östrogen zu verhindern. Dazu werden Aromatase-Inhibitoren eingesetzt. Ein anderer Ansatz ist es, Östrogenrezeptoren zu blockieren, das sind Proteine, die an der Oberfläche von Krebszellen zu finden sind und ihnen das Signal zum Wachstum vermitteln. Diese Blockade erfolgt durch den Antagonisten Tamoxifen.

Das Ergebnis der Metaanalyse zeigt, dass nach der operativen Entfernung des Tumors eine Therapie mit Aromatase-Inhibitoren der Gabe von Tamoxifen vorzuziehen ist. Die Gründe: Wurden nach der Operation fünf Jahre lang ausschließlich Aromatase-Inhibitoren verabreicht, konnte die Rückfallrate im Vergleich zu Tamoxifen – allein oder in unterschiedlichen Kombinationen mit Aromatase-Hemmern – um ein Drittel gesenkt werden. Zusätzlich wurde belegt, dass eine fünf Jahre dauernde Therapie mit Aromatase-Hemmern die Sterblichkeit verglichen mit Tamoxifen um 15 Prozent reduziert.

Bisphosphonate verringern nach Menopause Rückfallsrate und Sterblichkeit
Bei der antihormonellen Therapie von Brustkrebs werden Bisphosphonate eingesetzt, vor allem um das Osteoporose-Risiko, das mit der Antihormontherapie einhergeht, zu senken. Die aktuelle Analyse, in die Daten von 16 klinischen Studien und insgesamt 18.766 Patientinnen vor und nach der Menopause einbezogen worden waren, zeigt, dass die Gabe von Bisphosphonaten im Zeitraum zwischen zwei und fünf Jahren nach der Operation bei Frauen nach dem Wechsel sinnvoll ist. Bei ihnen konnte die Häufigkeit von Knochenmetstasen um 28 Prozent und die Brustkrebssterblichkeit um 18 Prozent verringert werden. Bei Brustkrebspatientinnen vor dem Wechsel zeigte sich kein positiver Effekt.

Gnant: „Diese Ergebnisse zeigen, dass die Gabe von Bisphosphonaten unter gewissen Umständen sehr sinnvoll ist. Was die Reduktion des Osteoporoserisikos betrifft, konnte die letzte Studie der ABCSG (Anm.: ABCSG 18, die im Juni 2015 ebenfalls im Lancet publiziert wurde), jedoch zeigen, dass die Gabe eines monoklonalen Antikörpers wohl noch wirksamer ist als die Gabe von Bisphosphonaten.“

Service: The Lancet
„Aromatase inhibitors versus tamoxifen in early breast cancer: patient-level meta-analysis of the randomised trials“. Link: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2815%2961074-1/abstract

„Adjuvant bisphosphonate treatment in early breast cancer: meta-analyses of individual patient data from randomised trials.“ Link: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2815%2960908-4/abstract

 

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