Skip to main content English

Neue Hoffnung bei Brust-, Haut- und Lungenkrebs

Christoph Zielinski bei der Pressekonferenz am 27. Jänner 2015
Weltkrebstag am 4.2. steht unter dem Motto „Lösungen in Reichweite“. Krebstag im Wiener Rathaus am 10. Februar.

(Wien, 27-01-2015) Der Weltkrebstag am 4. Februar steht heuer unter dem Motto „Lösungen in Reichweite“. Erklärtes Ziel der weltweiten Initiative ist es, die Wichtigkeit der Prävention und Früherkennung, den Zugang zu den neuesten Therapien und die Lebensqualität von KrebspatientInnen in den Mittelpunkt zu stellen. „Österreich nimmt hier eine Vorreiterrolle ein“, so Christoph Zielinski, Krebsspezialist in der MedUni Wien und Gründer des Vereins „Leben mit Krebs“ bei einer Pressekonferenz im Hörsaalzentrum der MedUni Wien im AKH Wien.

Die hohe Qualität der medizinischen Versorgung von Tumorpatienten spiegelt sich in überdurchschnittlich hohen Fünfjahres-Krebs-Überlebensraten wieder, aber auch in der positiven Wahrnehmung seitens der heimischen Bevölkerung. „Die hohe Awareness ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass sich die gesundheitsbezogene Bildung, aber auch die pro-Kopf-Gesundheitsausgaben in Österreich auf einem sehr hohen Niveau befinden“, betont Christoph Zielinski, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin I und Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie der MedUni Wien/AKH Wien. Medizinische Fortschritte konnten in den letzten Jahren insbesondere in der Behandlung von Brustkrebs, Hautkrebs und Lungenkrebs erzielt werden.

Fortschritte bei Brustkrebs
Dank intensiver Forschungstätigkeiten konnten in den letzten zwei bis drei Jahren  einige innovative Medikamente sowohl zur postoperativen Verhinderung von Metastasen als auch bei bereits fortgeschrittener metastasierter Brustkrebserkrankung zugelassen werden. „Bei einem Großteil der Patientinnen mit Mammakarzinom können damit deutlich verbesserte Behandlungsergebnisse bei gleichzeitig gestiegener Verträglichkeit erzielt werden“, berichtet Günther Steger, Programmdirektor für Mammakarzinom der Klinischen Abteilung für Onkologie, Univ. Klinik für Innere Medizin I, MedUni Wien/AKH Wien. Von diesen Fortschritten können rund 85 Prozent aller Brustkrebspatientinnen unabhängig von ihrem Krankheitsstadium – vor oder nach der Operation oder in der Metastasentherapie – maßgeblich profitieren. Dabei handelt es sich v.a. um Patientinnen mit HER2-positiven oder hormonrezeptorpositiven Karzinomen. Hoffnung auf innovative Therapieansätze besteht auch für Patientinnen mit erblichem – d.h. BRCA1- oder BRCA2-positivem – Brustkrebs.

Durchbruch bei Hautkrebs
Lange Zeit waren metastasierende Hauttumoren kaum behandelbar. „In den letzten Jahren konnten jedoch enorme therapeutische Fortschritte erzielt werden, die in vielen Fällen eine Heilung oder signifikante Verlängerungen der Überlebenszeit bewirken können“, so  Hubert Pehamberger, Leiter der Univ. Klinik für Dermatologie der MedUni Wien/AKH Wien. Insbesondere in der Behandlung des Melanoms wurde durch zwei neue Substanzen – den Kinaseinhibitor Vemurafenib sowie den Antikörper Ipililumab – nach 30 Jahren Stagnation ein medizinischer Durchbruch erzielt: Für beide Therapien wurde in großen, randomisierten klinischen Studien belegt, dass sie zu einer signifikanten Lebensverlängerung führen können. Mittlerweile wurden mit Antikörpern gegen PD-1 (Pembrolizumab oder Nivolumab)  weitere sogenannte Checkpoint-Inhibitoren – Substanzen, die in die Kommunikation zwischen Tumor und T-Lymphozyten eingreifen – entwickelt. Die innovativen Therapien, die in Kombination bereits Heilungsraten bis zu 80 Prozent erzielen können, sind bereits an allen onkologischen bzw. dermatoonkologischen Zentren  in ganz Österreich verfügbar. Wirksame innovative Medikamente wurden erstmals auch für lokal fortgeschrittene und metastasierende Basalzellkarzinome entwickelt.

Zielgerichtete Therapien bei Lungenkrebs

Auch in der Behandlung von Lungenkrebs konnten maßgebliche Fortschritte erzielt werden. Die Grundlage dafür bilden Erkenntnisse, wonach es sich nicht um eine einheitliche Erkrankung handelt, sondern um verschiedene genetische Veränderungen in unterschiedlichen Gewebetypen. „Mit spezifischen, zielgerichteten Therapien konnte bei bestimmten Patientengruppen bereits eine deutlich wirksamere und gleichzeitig verträglichere Behandlung entwickelt werden“, erklärt Wolfgang Hilbe, 1. Medizinische Abteilung, Zentrum für Onkologie und Hämatologie im Wiener Wilhelminenspital. Dank intensiver Forschungsaktivitäten sind heute bereits spezielle Genveränderungen für einzelne Tumoren bekannt. Durch die Identifikation dieser sogenannten Treibermutationen (EGFR-, BRAF-, KRAS-, HER2-Mutation, ALK-Translokation, MET-Amplifikation etc.) ist es möglich, gewisse Subtypen zu erkennen und diese „Motoren“ der Tumorentwicklung gezielt zu behandeln.

Berufsleben mit Krebs
In Österreich erkranken mehr als 36.000 Menschen jährlich an Krebs. Für den Großteil steht nicht „nur“ die Krankheitsbewältigung im Mittelpunkt, sondern immer mehr sorgen sich auch um ihre materielle Existenz. „Betroffene werden aus dem Arbeitsleben gerissen und fürchten um ihre berufliche Zukunft“, berichtet Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda. Auch nach dem Ende der oft monatelangen Krebstherapien können Patienten meist noch nicht nahtlos wieder in den (Berufs-)Alltag einsteigen. Die körperliche Leistungsfähigkeit ist häufig noch immer beeinträchtigt und auch psychische Probleme belasten. Allerdings würde die Mehrheit einen stufenweisen Wiedereinstieg sehr begrüßen. In diesem Zusammenhang fordert die Österreichische Krebshilfe die gesetzliche Verankerung eines Teilzeit-Krankenstandes bzw. einer Teilzeit-Karenz für alle KrebspatientInnen und die Möglichkeit eines stufenweisen Wiedereinstieges in das Berufsleben.

Palliative Care
Nach wie vor verlieren 25 bis 30 Prozent aller PatientInnen den Kampf gegen Krebs. In dieser Phase ist Palliativmedizin und Palliativpflege äußerst wirksam und hilfreich. Sie konzentriert sich auf Schmerz- und Symptombehandlung sowie die Linderung von psychischen, sozialen und spirituellen Problemen – mit dem Ziel, eine größtmögliche Lebensqualität für Patienten und Angehörige zu gewährleisten. „Daher setzt sich die Krebshilfe für einen deutlich und dringend notwendigen Ausbau von Palliativstationen sowie zur Aufklärung und Schulung von MedizinerInnen und Pflegepersonal ein“, erläutert Sevelda.

Krebstag 2015 im Wiener Rathaus
Das breite Spektrum der Therapiemöglichkeiten bei Krebserkrankungen von Haut, Lunge, Prostata, Brust und der Eierstöcke stehen im Mittelpunkt des Krebstages 2015 im Wiener Rathaus. Aber auch heikle Themen wie Depression und Sexualität bei Krebs werden angesprochen. Der Verein „Leben-mit-Krebs“ hat für Dienstag, 10. Februar, 11 bis 16.30 Uhr ein umfassendes Vortragsprogramm mit namhaften ReferentInnen organisiert.
Aber nicht nur ExpertInnen bieten am Krebstag Informationen aus erster Hand, auch Selbsthilfegruppen, die Österreichische Krebshilfe, Europa Donna Austria, Mamma Mia – Selbsthilfe bei Brustkrebs, Selbsthilfe Darmkrebs, Krebsinfo & Stomaforum sowie der PAN-Verein für Jugendliche und junge Erwachsene mit onkologischen Erkrankungen, stehen vor Ort für persönliche Fragen zur Verfügung.

Krebstag 2015 im Festsaal des Wiener Rathauses, Eingang Felderstraße 1 (Aufzug vorhanden), 1010 Wien:
Dienstag, 10. Februar 2015, 11-16.30 Uhr. Eintritt frei.
Weitere Infos sowie detailliertes Programm: www.leben-mit-krebs.at.