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Neue Therapieansätze für Lymphknotenkrebs

(Wien, 31-08-2010) In einer Zusammenarbeit zwischen der MedUni Wien und der Universitätsklinik Salzburg konnte jetzt nachgewiesen werden, dass erst vor kurzem entdeckte Moleküle der Erbsubstanz die Entstehung von Lymphknotenkrebs maßgeblich beeinflussen. Diese Erkenntnis rückt den therapeutischen Einsatz dieser Moleküle in greifbare Nähe. Die wissenschaftliche Arbeit wird daher auch in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins der amerikanischen Akademie der Wissenschaften (PNAS) publiziert.

Ein Forscherteam unter der Leitung von Dr. Olaf Merkel, Universitätsklinik Salzburg, und Ao.Univ. Prof. Dr. Lukas Kenner, Medizinische Universität Wien, beschäftigt sich seit einiger Zeit mit hoch malignen Lymphomen (bösartigen Tumoren der Lymphknoten), die gehäuft auch bei Kindern auftreten. Für Lymphome typisch ist die krankhafte Verknüpfung von Chromosomen, die sonst nicht miteinander verbundene Gene zu einem Hybrid-Eiweißmolekül vereinigt. Diese Hybrid-Eiweißmoleküle führen in den Tumoren zur massiven Aktivierung des Steuerungselements „ALK“, das normalerweise Wachstums-Signale vermittelt. Durch die Überaktivierung von „ALK“ kommt es jedoch zur Vermehrung und Entartung von weißen Blutkörperchen (sogenannten Lymphozyten) und verursacht damit die Entstehung des Krebses. Allerdings fehlen bei rund 50% der Lymphom PatientInnen die beschriebenen „ALK“ Hybridmoleküle, was bisher nicht ausreichend erklärt werden konnte.

Die Forschergruppe konnte jetzt sehr kleine, erst vor kurzem entdeckte Moleküle der Erbsubstanz - sogenannte microRNAs- dafür verantwortlich machen. Diese microRNAs steuern die Produktion einer großen Zahl von Eiweißmolekülen innerhalb einer Zelle und haben eine nachhaltige Wirkung auf das Wachstumsverhalten.
Das Team konnte zeigen, dass im Falle der Tumore mit „ALK“ die krebsfördernde microRNA 17-92 in einem wesentlich höheren Maße vorhanden ist als bei PatientInnen ohne das „ALK“ Hybridmolekül, während die microRNA-155 bei ALK negativen Patienten dafür in mehr als 10-fach höherer Menge vorhanden ist. Eine Überaktivität von microRNA-155 führt auch in Mäusen zur Entstehung von Tumoren. Darüber hinaus führt die Aktivierung von microRNA-101 hingegen zu einem verminderten Wachstum von Krebszellen.

„Dadurch werden neue therapeutische Optionen eröffnet. So konnte die Inhibition eines der Zielmoleküle der microRNA-101 (mTOR Protein) das Tumorwachstum deutlich vermindern. Die direkte oder indirekte Nutzung von microRNAs für therapeutische Zwecke im Menschen kommt daher in greifbare Nähe. Durch die Stabilität der kleinen microRNA Moleküle und ihre relativ leichte Handhabung sind microRNAs sehr interessante therapeutische Zielmoleküle, über die vielleicht bald auch innovative Therapeutika gegen diese hoch malignen Tumore entwickelt werden können.“ erklärt Kenner zum Ergebnis der Forschungsarbeit.

Diese Arbeit wird auch in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins der amerikanichen Akademie der Wissenschaften, Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), publiziert:

» Identification of differential and functionally active miRNAs in both anaplastic lymphoma kinase (ALK)+ and ALK- anaplastic large-cell lymphoma
Olaf Merkel, Frank Hamacher, Daniela Laimer, Eveline Sifft, Zlatko Trajanoski, Marcel Scheideler, Gerda Egger, Melanie R. Hassler, Christiane Thallinger, Ana Schmatz, Suzanne D. Turner, Richard Greil and Lukas Kenner
doi: 10.1073/pnas.1009719107