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Neues Kinderherzkatheterlabor: Spitzenmedizin für die kleinsten PatientInnen

Wolfgang Schütz, Reinhard Krepler, Arnold Pollak und Ina Michel-Behnke präsentierten am Freitag, 29. April 2011 an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien Hightech für Kinderherzen. Von diesem neuen Herzkatheterlabor werden jährlich hunderte Kinder mit Herzfehler profitieren.

(Wien, 29-04-2011) MedUni Wien-Rektor Wolfgang Schütz, AKH Wien-Direktor Reinhard Krepler, Arnold Pollak, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde und Ina Michel-Behnke, präsentierten am Freitag, 29. April 2011 an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien Hightech für Kinderherzen. Vom neuen Herzkatheterlabor an der Kinderklinik werden jährlich hunderte Kinder mit Herzfehler profitieren. Die Hightech-Anlage ist speziell auf die kleinen PatientInnen zugeschnitten und glänzt durch höchste Bildqualität bei minimaler Strahlenbelastung.

Herzfehler sind die häufigste angeborene Fehlbildung und alles andere als selten: Acht bis zehn von 1.000 Kindern kommen mit einem Herzfehler zur Welt. Am häufigsten handelt es sich dabei um gefährliche Defekte in der Kammerscheidewand, die umgangssprachlich oft auch als „Loch im Herzen“ bezeichnet werden. Vor allem aufgrund vielfältiger Innovationen der Medizintechnik erreichen mittlerweile in den entwickelten Industriestaaten rund 90 Prozent aller Menschen mit einem angeborenen Herzfehler das Erwachsenenalter. Viele Herzfehler können heute neben der chirurgischen Behandlung durch schonende minimalinvasive Verfahren, zum Beispiel mit einer Herzkatheterintervention, behandelt werden.

"Das neue Kinderherzkatheterlabor macht deutlich, dass die PatientInnen im Mittelpunkt unserer Bemühungen stehen. Es bringt wesentliche Verbesserungen für Kinder mit oft schwerwiegenden Herzfehlern. Die sehr gute Zusammenarbeit zwischen dem AKH Wien und der MedUni Wien hat diesen wichtigen Schritt ermöglicht, für Kinder und ihre Eltern", betonte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely.

Beispiele für Herzkatheterinterventionen sind unter anderem der Verschluss eines Defekts (Loch) zwischen den kleinen und großen Herzkammern mittels Implantaten (sogenannte Schirmchentechnik), die Aufweitung von Herzklappen oder verengten Blutgefäßen mittels Ballondilatation und das Einsetzen von Gefäß-Stützen (sogenannte Stents). Sogar Herzklappen können mittels Kathetertechnik implantiert werden – bei Kindern bleibt davon nach dem Eingriff nur ein kleiner Schnitt mit drei Millimetern Länge in der Leiste zu sehen.
„Diese Ausstattung stellt einen Schritt in eine neue Dimension der Kindermedizin dar“ erklärt der Ärztliche Direktor des AKH Wien Reinhard Krepler.

Dass solche Eingriffe am Kinderherzzentrum Wien durchgeführt werden können, liegt nicht nur an der Technik, sondern vor allem an den hier tätigen ÄrztInnen, wie Wolfgang Schütz, Rektor der MedUni Wien, erklärt: „Mit Ina Michel-Behnke konnten wir vor drei Jahren eine internationale Topmedizinerin als Leiterin der Kinderkardiologie nach Wien holen. Aus Deutschland kommend brachte sie ihre Expertise für interventionelle Herzkatheterisierung mit und führte in Wien zahlreiche Innovationen ein. Durch die intensive Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen, insbesondere der Herzchirurgie, verfügen wir heute über ein auch im internationalen Vergleich hervorragendes Expertenteam zur Behandlung von Kindern mit Herzfehlern.”

Höchster medizinischer Standard an Wiener Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
Seit kurzem verfügt die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Wien über ein neues Kinderherzkatheterlabor mit einer hochmodernen, sogenannten Card-Angiographie-Anlage, die besonders strahlungsarm ist und dennoch eine hervorragende Bildqualität liefert. Deshalb eignet sich die neue Anlage optimal für die schonende Untersuchung von Herz- und Gefäßerkrankungen kleinster PatientInnen. Mit dem neuen Gerät sind auch 3D-Rekonstruktionen von Gefäßen und Rotationsangiographien möglich. Im Unterschied zu herkömmlichen Untersuchungsmethoden liefert die Rotationsangiographie kein zweidimensionales Bild sondern einen kurzen Videoclip, der das untersuchte Herz von allen Seiten zeigt und dadurch Diagnose und Behandlung wesentlich erleichtert. Darüber hinaus verfügt die neue Anlage über eine Auswertungssoftware für angeborene Herzfehler.

Behandlung junger PatientInnen stellt besondere Anforderungen an die Kinderkardiologie
Die interventionelle Kinderkardiologie hat sich aus den Erfahrungen bei Erwachsenen entwickelt. Kinder haben jedoch zusätzlich besondere Bedürfnisse. Dazu zählen vor allem die intensivmedizinische Überwachung, die Untersuchung im Tiefschlaf ohne mechanische Beatmung (sogenanntes Minimal Handling) und die maximale Einschränkung der Exposition durch Röntgenstrahlen.

250 Herzkatheteruntersuchungen pro Jahr, die oft Leben retten
Am Kinderherzzentrum Wien werden jährlich etwa 250 Kinder mittels Herzkatheter untersucht. Insbesondere im Rahmen der Vorbereitung komplexer Herzoperationen werden diagnostische Herzkatheteruntersuchungen vorgenommen. Von den Untersuchungen sind 70 Prozent therapeutischer Natur, sie werden zur Behandlung eines Herzfehlers durchgeführt. In der Altersgruppe bis zu einem Jahr – dazu zählen 30 Prozent der kleinen PatientInnen – haben viele Neugeborene kritische Herzfehler. In diesen Fällen stellt eine Herzkatheterintervention eine lebensrettende Behandlung dar.

Das Kinderherzzentrum Wien gehört zur von Arnold Pollak geleiteten Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde und arbeitet eng mit der Abteilung für Herzchirurgie zusammen. Ein wesentlicher Teil des Kinderherzzentrums Wien ist die Abteilung Pädiatrische Kardiologie, die von Ina Michel-Behnke geleitet wird. Hier ist auch das Herzkatheterlabor für Kinder angesiedelt.

100 Jahre Wiener Kinderklinik mit Festsymposium und internationalem Kongress
Im Jahr 2011 feiert die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien ihr 100-jähriges Bestehen. Die Geschichte der Wiener Pädiatrie ist seither untrennbar mit jener der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde verbunden. Nach einer Blütezeit der Wiener Kinderheilkunde am Anfang des 20. Jahrhunderts brachte die Periode des NS-Regimes einen Tiefpunkt. Erst nach und nach konnte sich die Wiener Pädiatrie in den Folgejahren erholen. Heute positioniert sich die Klinik mit ihren Schwerpunktsetzungen wieder im internationalen Spitzenfeld.

Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde findet am 13. Mai in der Wiener Hofburg ein Festsymposium statt, in dessen Rahmen neben Plänen und Visionen für die Zukunft auch Errungenschaften der jüngeren Zeit präsentiert werden. Im Anschluss daran findet in der Hofburg der internationale Kongress „Prevention of Congenital Diseases - Screening Newborns: Current State and Future Challenges“ statt. Abschließend wird am 14. und 15. Mai 2011 ein Post-Kongress-Symposium zur Geschichte der Kinderheilkunde am Wiener Institut für Geschichte der Medizin abgehalten.