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Niki Lauda beim 7 Tesla MR-Tomographen

Als Patient betrat Niki Lauda vor einiger Zeit das Exzellenzzentrum für Hochfeld MR – als Fan von 7 Tesla verließ er es wieder.
Gemeinsam mit Siegfried Trattnig und Christian Herold sprach Lauda über seine Erfahrungen mit der Hochfeld MR. Trattnig lieferte dabei die ersten beeindruckende Ergebnisse des Super MR Tomographen.

(Wien, 01-06-2010) Der 7 Tesla Magnetresonanz-Tomograph der MedUni Wien ist der einzige der 30 weltweit eingesetzten Geräte, dessen Ergebnisse schon heute direkt den PatientInnen zugute kommen. Zwar befinden sich noch alle Geräte in der Forschungsphase, doch in Wien kann das Exzellenzzentrum für Hochfeld-MR durch die Kooperation mit den Universitätskliniken und die Nähe zum AKH Wien Forschungsergebnisse des 7 Tesla-MR-Tomographen sofort auf den bereits für alle PatientInnen offenen Geräten einsetzen.

Zusätzlich wurde heuer eine eigene Professur für Radiologie mit Schwerpunkt Hochfeld-Magnetresonanz geschaffen und Univ.Prof. Siegfried Trattnig damit betraut. Er hält am 10. Juni seine Antrittsvorlesung.

Für den allgemeinen Einsatz von 7 Tesla Geräten sind anwendergerechte Körperspulen notwendig, die den Untersuchungsbereich am Körper umgeben. Seit 2009 wird weltweit die erste Spule für das Knie (Meniskus, Band-und Knorpeldiagnostik) in Wien getestet und angewendet. Als nächstes erwartet Siegfried Trattnig, Professor für Hochfeld MR Forschung, die weltweit erste Wirbelsäulen-Spule für eine fortgeschrittene Bandscheibendiagnostik an PatientInnen. „Bevor wir in die klinische Routine mit dem 7 Tesla Gerät gehen können, ist es notwendig gemeinsam mit Firmen, die Spulen herstellen, für die einzelnen Körperanwendungen die angepassten Untersuchungstechniken zu prüfen und zu entwickeln.“ Als große Herausforderung der nächsten Monate sieht Trattnig die Entwicklung von Spulen für die Brust und die Prostata, womit für die Onkologie wichtige Impulse zu erwarten sind.
Für die Diagnose von Tumoren wird die verbesserte Phosphorspektroskopie sorgen,  die ein Stoffwechselprodukt der Zellmembran aufschlüsselt.

Das Team um Siegfried Trattnig entwickelte in den letzten Monaten weiters Techniken wie die hochauflösende Suzeptibilitätsgewichtete Bildgebung. „Unsere Kollegen vom Zentrum für Hirnforschung  erwarten sich bei diesem Verfahren neue Ansätze in der Erforschung der Ursachen der Multiplen Sklerose,“ so Trattnig.

In Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Neurologie  (Prof. Eduard Auff, Prof. Roland Beisteiner) und der Universitätsklinik für Neurochirurgie (Prof. Engelbert Knosp) wurden Fortschritte in der Abklärung von PatientInnen mit Hirntumoren mittels funktioneller MRT erzielt, d. h. Hirnaktivierungsstudien, die wichtige Hirnareale wie das Sehzentrum, das Zentrum für die Motorik und das Sprachzentrum ohne Belastung des Patienten sichtbar machen. 7T erlaubt hier eine genauere Zuordnung dieser Areale zu den Tumoren und hilft somit die Operationsplanung zu verbessern.

Weltweit erstmalig wurde in Wien die Natriumbildgebung auf 7 Tesla zur Quantifizierung von Proteoglykanen im Knorpelersatzgewebe bei PatientInnen nach Knorpelersatztherapie eingesetzt. Die Natriumbildgebung setzt hohe Feldstärken voraus und kann deshalb nur auf 7 Tesla eingesetzt werden. Da Natrium direkt mit den Proteoglykanen korreliert, die für die biomechanischen Eigenschaften des Knorpels verantwortlich sind, kann bei PatientInnen mit Knorpeltransplantaten ohne Belastung der PatientInnen eine Aussage über die Qualität des Transplantates gemacht werden.

Geplante Projekte sind die fortgeschrittene Stoffwechseluntersuchung der weiblichen Brust mittels 31-Phosphorspektroskopie und Natriumbildgebung auf 7T, um die Differentialdiagnose von Tumoren hinsichtlich gutartig/bösartig zu verbessern und die Therapie-Verlaufskontrolle von Tumoren unter Chemotherapie zu optimieren. Ähnliche Projekte sind auch für die Prostatatumore auf 7T geplant, wobei sowohl für die weibliche Brust als auch für die Prostata die Entwicklung geeigneter Spulen erforderlich ist.

Das 7 Tesla Gerät ermöglicht gegenüber den bisherigen 3T MR Tomographen eine bis zu vierfach höhere Auflösung. Damit kann die Untersuchungszeit um 2/3 verkürzt werden. Beim Einsatz von Kontrastmitteln, die in die Vene gespritzt werden, kann die Dosis um ca. die Hälfte  reduziert bzw die Darstellungsqualität bei gleicher Dosis gesteigert werden.

Für den Bereich Hochfeld MR plant Trattnig für die nächsten Jahre die Etablierung des Exzellenzzentrums als weltweit anerkanntes klinisches Imaging Zentrum für 7 Tesla und den Ausbau europäischer und internationaler Kooperationen im Ultrahochfeld-MR Sektor. Die Positionierung als Testsite für Firmen, die Spulen für 7 Tesla herstellen, wird weiter vorangetrieben. Damit verbunden ist auch eine weitere Verlagerung von Forschung und Entwicklung der Firma Siemens vom Stammhaus in Erlangen nach Wien.

„Die unmittelbare Nähe zum AKH Wien und die interdisziplinäre Zusammenarbeit macht unser Exzellenzzentrum weltweit einzigartig“, so Christian Herold, Leiter der Universitätsklinik für Radiodiagnostik, „während die meisten anderen der rund 30 weltweiten 7-Tesla Standorte reine Forschungseinrichtungen sind, können wir gemeinsam mit unseren Universitätskliniken den raschen Transfer von Spitzenforschung in die Klinik ermöglichen.“

» Antrittsvorlesung Univ. Prof. Dr. Siegfried Trattnig
Do., 10. Juni 2010, 11:00 Uhr
Jugendstilhörsaal der MedUni Wien
1090 Wien, Spitalgasse 23 | Bauteil 88 | Ebene 02