(Wien, 16-02.2014) Aufgrund des in der Ausgabe vom 17. Februar 2014 erscheinenden Artikels "Totaufnahme" wehren sich die Spitzen der MedUni Wien und des AKH Wien in einem gemeinsamen offenen Brief an "profil"-Herausgeber und Chefredakteur Christian Rainer sowie alle Mitglieder der "profil"-Chefredaktion gegen die ihrer Ansicht nach darin enthaltene, bewusst irreführende Darstellung und die damit verbundene Verunsicherung von Patientinnen und Patienten.
Sehr geehrte Mitglieder der "profil"-Chefredaktion,
als Ärzte der MedUni Wien und des AKH Wien verwehren wir uns entschieden gegen den in der heutigen Ausgabe erschienenen Artikel "Totaufnahme" und die unserer Ansicht nach darin enthaltene einseitige und unsachliche Darstellung, die jeglicher journalistischen Sorgfaltspflicht fundamental widerspricht.
Ein kritischer Diskurs mit den Medien ist uns eine Selbstverständlichkeit, aber in diesem Artikel werden vielfach Fakten aus dem Zusammenhang gerissen oder bewusst einseitig interpretiert, zutiefst subjektive Wahrnehmungen als objektive Fakten dargestellt und Statistiken zu Fallzahlen in den Ambulanzen wider besseren Wissens irreführend aufbereitet. Der Artikel erzeugt so ganz bewusst den Eindruck, Patientinnen und Patienten des AKH Wien oder der Wiener Gemeindespitäler kämen aufgrund von organisatorischen Missständen oder systematischen Einsparungen zu Schaden. Unserem Verantwortungsbewusstsein als Ärzten widerspricht es, dass das Schicksal von Menschen, denen trotz bester spitzenmedizinischer Versorgung aufgrund eines schicksalshaften Krankheitsverlaufes nicht geholfen werden konnte für eine Boulevardberichterstattung instrumentalisiert wird.
Insgesamt wird durch den Artikel gezielt eine scheinbare Kausalität zwischen medizinischen Einzelfällen und organisatorischen Änderungen konstruiert. Unter anderem ist aber der im Artikel explizit hergestellte Zusammenhang zwischen angeblichen organisatorischen Mängeln und einer neuen Betriebsvereinbarung der MedUni zum Arbeitszeitgesetz falsch. Obwohl zwischen den Unterzeichnern dieses Briefes teilweise unterschiedliche Sichtweisen zu Teilen der Betriebsvereinbarung bestehen, ist es gemeinsame Meinung, dass der im Artikel geschilderte Zustand des AKH nicht den Tatsachen entspricht.
Das AKH Wien mit seinen jährlich rund 100.000 stationären Patientinnen und Patienten und 1,2 Mio. ambulanten Besuchen ist eine wesentliche Säule der medizinischen Versorgung in diesem Land und gemeinsam mit der Medizinischen Universität Wien eine Visitkarte für den Wissenschaftsstandort Österreich. Gemeinsam mit unseren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es Anspruch und Selbstverständnis von MedUni Wien und AKH Wien, täglich sowohl die Versorgung von Patientinnen und Patienten als auch Forschung und Lehre auf Spitzenniveau zu gewährleisten.
Wir treten daher der in dieser Form einzigartigen reißerischen Berichterstattung und der damit verbundenen Rufschädigung des AKH Wien entschieden entgegen - im Interesse unserer Kolleginnen und Kollegen, aber auch zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten, die durch die einseitige und tendenzielle Berichterstattung massiv verunsichert werden.
Unterzeichner:
Reinhard Krepler, Ärztlicher Direktor des AKH Wien und Mitglied des Lenkungsausschusses des Projekts Universitätsmedizin Wien 2020
Wolfgang Schütz, Rektor der Medizinischen Universität Wien und Mitglied des Lenkungsausschusses des Projekts Universitätsmedizin Wien 2020
Eduard Auff, Leiter der Universitätsklinik für Neurologie und Teilprojektleiter Medizinischer Masterplan des Projekts Universitätsmedizin Wien 2020
Michael Gnant, stv. Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie und Mitglied des Lenkungsausschusses des Projekts Universitätsmedizin Wien 2020
Jörg Michael Hiesmayr, Leiter der Klinischen Abteilung für Herz-Thorax-Gefäßchirurgische Anästhesie und Intensivmedizin und Curriculumdirektor für Universitätslehrgänge
Ihor Huk, Stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung für Gefäßchirurgie der
Universitätsklinik für Chirurgie
Raimund Jakesz, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Chirurgie der Universitätsklinik für Chirurgie
Siegfried Kasper, Leiter der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Walter Klepetko, Leiter der klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie an der Universitätsklinik für Chirurgie
Engelbert Knosp, Leiter der Universitätsklinik für Neurochirurgie
Anton Laggner, Leiter der Universitätsklinik für Notfallmedizin
Günther Laufer, Leiter der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie an der Universitätsklinik für Chirurgie
Klaus Markstaller, Leiter der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie
Gerald Maurer, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Universitätsklinik für Innere Medizin II
Ferdinand Mühlbacher, Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie
Markus Müller, Leiter der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie und Vizerektor für Forschung der MedUni Wien
Hubert Pehamberger, Leiter der Universitätsklinik für Dermatologie und Teilprojektleiter des Projekts Universitätsmedizin Wien 2020
Arnold Pollak, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
Shahrokh Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie
Josef Smolen, Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III
Oswald Wagner, Leiter des Klinischen Instituts für Labormedizin und Vorsitzender des Senats der MedUni Wien
Johannes Wancata, Leiter der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Reinhard Windhager, Leiter der Universitätsklinik für Orthopädie
Christoph Zielinski, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin I und stellvertretender Ärztlicher Direktor des AKH Wien