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Palliativmedizin: Lebensende bewusst gestalten

An der Klin. Abteilung für Palliativmedizin wurde eine Ambulanz für Supportive Krebstherapie eingerichtet.

(Wien, 25-04-2014) Eine unheilbare Krankheit wirft auch die Frage nach dem Tod auf. Wie man aus dem Leben tritt, ist zunehmend auch ein Thema von öffentlichem Interesse. An der Klinischen Abteilung für Palliativmedizin der MedUni Wien und des AKH Wien wurde eine Ambulanz für Supportive Krebstherapie eingerichtet. Ziel ist es, Betroffene dabei zu unterstützen, das Ende ihres Lebens bewusst ordnen und gestalten zu können.

 

Herbert Watzke, Leiter der Klinischen Abteilung für Palliativmedizin, Universitätsklinik für Innere Medizin I, Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien und Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft dazu anlässlich des ersten Österreichischen Palliativtags (www.palliativtag.at) am Samstag: „Der Großteil der Menschen, die an einer unheilbaren Krebserkrankung leiden, fürchten sich am meisten davor, abhängig zu sein, nicht mehr selbst über ihr Schicksal entscheiden zu können.“

 

In der Praxis ist es daher wichtig, rechtzeitig mit den Betroffenen so genannte „End-of-life-discussions“ zu führen, d.h. mit ihnen ihre Ziele für die Zeit, die noch verbleibt, festzulegen und ihnen zu helfen, ihr Lebensende in privater wie medizinischer Hinsicht bestmöglich zu planen und zu gestalten. Die ExpertInnen der Klinischen Abteilung für Palliativmedizin klären die PatientInnen darüber auf, welche Möglichkeiten der Schmerzkontrolle vorhanden sind, wie sie mit Hilfe einer PatientInnenverfügung selbst bestimmen können, in welchem Rahmen lebensverlängernde Maßnahmen getroffen werden oder welche sozialrechtlichen Leistungen abgerufen werden können.

 

Ambulanz für Palliativmedizin

Das Angebot einer palliativmedizinischen Station und des Konsiliarteams wurde durch die Ambulanz für Supportive Krebstherapie ergänzt. Watzke: „Wir können so PatientInnen des CCC, die sich noch nicht oder nicht mehr im Stationsbetrieb befinden, ambulant betreuen. Das ist wichtig, denn nur dann kann man rechtzeitig und erfolgreich die End-of-life-discussions führen.“

 

Wie wichtig diese sind, zeigt eine amerikanische Studie („Early Palliative Care for Patients with Metastatic Non-Small-Cell Lung Cancer, Jennifer S. Temel et al.“, 2010). Die AutorInnen konnten nachweisen, dass PatientInnen, die palliativ betreut wurden, eine signifikant bessere physische und psychische Lebensqualität hatten, weniger belastende Therapien und Aufenthalte auf der Intensivstation benötigten und dennoch länger überlebten.

 

Am Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und des AKH Wien erfolgt die Zuweisung der PatientInnen an die Ambulanz über die Tumorboards. Die jeweils zuständigen TumorboardmanagerInnen laden die Betroffenen ein, die Ambulanz aufzusuchen. In diesem Zusammenhang entwickelte das Team um Herbert Watzke auch Guidelines, nach denen entschieden wird, welche PatientInnen an die Ambulanz eingeladen werden.

 

Studienplattform für Palliativmedizin

 In der Klinischen Abteilung für Palliativmedizin setzt man natürlich auch wissenschaftliche Schwerpunkte. So wird gemeinsam mit der Austrian Palliative Care Study Group (AUPACS), einem Zusammenschluss der insgesamt 31 österreichischen Palliativstationen, eine Reihe von Studien durchgeführt. Dabei fungiert die MedUni Wien als führendes Studienzentrum. Ein Ziel ist es, österreichweit gültige Standards festzulegen und damit die Qualität der Versorgung auf höchstem Niveau zu sichern. Watzke: „Viele Aspekte der Palliativmedizin sind von großer ethischer Relevanz. Wir versuchen durch unsere Forschungstätigkeit, fundierte Entscheidungsparameter festzumachen, um in der Praxis moralisch korrekt und im Sinn der Betroffenen vorgehen zu können.“