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Polkörperuntersuchung bringt bessere Ergebnisse bei In-vitro-Fertilisation

MedUni Wien-Studie: Fast Verdoppelung der Lebendgeburtenrate durch diese Form der Präimplantationsdiagnostik.

(Wien, 01-06-2015) Vor zehn Jahren etablierten der österreichische IVF-Pionier Wilfried Feichtinger und Markus Hengstschläger, Leiter des Instituts für Medizinische Genetik der MedUni Wien, die Polkörper-Analyse in der In-vitro-Fertilisierung (IVF). Eine Auswertung der Ergebnisse von 351 Patientinnen zeigte jetzt fast eine Verdoppelung der Lebendgeburtraten durch diese Form der Präimplantationsdiagnostik.

Die aktuelle Studie umfasst 351 Patientinnen im Alter zwischen 35 und 45 Jahren (Durchschnitt 38,4 Jahre), die zum Teil schon mehrere erfolglose Versuche künstlicher Befruchtung hinter sich hatten. Die Lebendgeburtrate betrug in der Gruppe ohne Polkörper-Diagnostik 14,9 Prozent und konnte durch den Einsatz der genetischen Untersuchung und die Auswahl der chromosomal unauffälligen Eizellen auf 26,4 Prozent gesteigert werden", schrieb Hengstschläger in einer Zusammenfassung. Die entsprechende Studie von Feichtinger, dem Medizin-Genetiker und den Co-Autoren Franco Laccone und Jürgen Neesen vom Institut für Medizinische Genetik ist jetzt in "Plos One" erschienen (http://go.apa.at/B0Y4ZdGp).

Bei der Polkörper-Analyse im Rahmen einer IVF-Behandlung nach dem Injizieren eines Spermiums in die Eizelle die mütterliche Erbsubstanz, welche im Rahmen der Befruchtung in den Polkörperchen übrig geblieben ist, untersucht. Bei der Polkörper-Analyse kann ausschließlich die mütterliche Erbsubstanz untersucht werden. Doch in vielen Fällen reicht das aus, um vor der Implantation geeignete Eizellen zu identifizieren.

Diese Präimplantations-Analyse (PID) war auch schon vor der Novelle des österreichischen Medizinfortpflanzungsgesetzes möglich. Die Wiener Experten haben die Methode weiterentwickelt. Vergangenen November wurde in Wien das erste Baby in Österreich geboren, bei dem über Polkörper-Diagnostik eine monogen vererbte Erkrankung ausgeschlossen wurde. Bei solchen Erkrankungen handelt es sich um Schäden in einem Gen. Das kann aber beim Ungeborenen schwerste Defekte hervorrufen, die nicht mit dem Leben vereinbar sind. "Bisher haben wir diese Technik vor allem dazu verwendet, die Fehlgeburtenrate im Rahmen der IVF zu verringern und Eizellen auszuschließen, die sich nicht implantieren können", sagte Hengstschläger damals.

Das Durchschnittsalter, in dem Frauen in Österreich Kinder bekommen wollen, ist in den vergangenen Jahrzehnten ständig angestiegen. Mit höherem Alter der Frau zeigt sich aber auch eine vermehrte Anzahl an Eizellen mit genetischen Veränderungen, die zu keiner Schwangerschaft führen können oder in einer Fehlgeburt enden. "Während bei einer 30-jährigen Frau meist noch mehr als 70 bis 80 Prozent der Eizellen einen normalen Chromosomensatz aufweisen, sinkt dieser Prozentsatz stetig, so dass bei einer 40-Jährigen nur noch etwa 35 Prozent und bei einer 45-Jährigen Frau nur mehr etwa zehn bis 15 Prozent der Eizellen genetisch unauffällig sind", schrieb Hengstschläger. Damit wird bei der IVF die Auswahl geeigneter Eizellen immer wichtiger.