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Psychische Erkrankungen: Die Familie als wichtiger Faktor

Antrittsvorlesung von Johannes Wancata am 21. Juni im Hörsaalzentrum (Achtung neuer Ort!)

Wien (18-06-2012) – Eine seelische Erkrankung wird von vielen Umweltfaktoren begleitet, die sich auf die Krankheit auswirken. „Einer der wichtigsten Faktoren ist, wie die Familie des Erkrankten damit umgeht. Wenn die Angehörigen mehr über die Krankheit wissen, beeinflusst das den Kommunikationsstil mit den Kranken , was wiederum das Rückfallrisiko für den Patienten verringert.“ Das sagt Johannes Wancata, Leiter der klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie an der MedUni Wien anlässlich seiner Antrittsvorlesung am 21. Juni im Hörsaalzentrum (11.00 Uhr, Hörsaal 3). Daher gibt es an der MedUni auch Interventionen für Angehörige“, so Wancata. 
 
Psychische Erkrankungen gab es schon immer und auch in der aktuellen Häufigkeit, betont Wancata: „Was steigt, ist die Inanspruchnahme professioneller Hilfe.“ Früher sei es noch möglich gewesen, dass psychisch Erkrankte in Unternehmen „mitgetragen“ wurden, „das ist in unserer schnelllebigen Zeit nicht mehr machbar“.
 
Wancata: „Es gibt also nicht mehr psychisch Kranke als früher. Die Menschen, die krank sind, schaffen es bloß immer weniger, damit klar zu kommen.“ Eine Ausnahme seien Demenz-Erkrankungen, deren Zahl wegen der steigenden Zahl älterer Menschen deutlich zunimmt. Im Jahr 2000 gab es in Österreich rund 90.000 Demenz-Kranke, 2050 werden es, so der MedUni-Experte, Hochrechnungen zufolge zwischen 230.000 und 260.000 sein. „Das ist eine enorme Herausforderung für die Zukunft, sowohl für die Gesundheits- und Sozialpolitik als auch für die einzelnen Familien.“
 
Daher sei es wichtig, Konzepte zu entwickeln, um Menschen mit psychischen Erkrankungen zu helfen, damit sie nicht „durch das Netz fallen“ und die sowohl den Erkrankten als auch dessen Umfeld einbeziehen – und zwar sowohl in der Behandlung seelischer Erkrankungen als auch im gesellschaftlichen Umgang damit. 
 
Antrittsvorlesung Johannes Wancata:
„Psychische Krankheit zwischen Individuum und Gesellschaft“.
Donnerstag, 21. Juni 2012, 11 Uhr
Hörsaal 3 im MedUni Wien - Hörsaalzentrum, AKH Wien (Achtung, neuer Ort aufgrund der zahlreichen Anmeldungen!)


Zur Person
Johannes Wancata, geboren 1958, ist seit 1984 an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie tätig, wo er auch den Großteil seiner Facharztausbildung absolviert hat. 1999 habilitierte er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (Thema: „Epidemiologie psychischer Erkrankungen in nicht-psychiatrischen Einrichtungen“). Im Studienjahr 2003-04 war er Gastprofessor an der Universität Göteborg, Schweden. Seit dem Jahr 2011 ist er Leiter der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie.