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Rheumatoide Arthritis: Unterschiedliche Krankheitswahrnehmung erstmals quantifiziert

Diskrepanz führt oft zu PatientIn-Arzt-Konflikt.

(Wien, 21-08-2012) Für Menschen, die an rheumatoider Arthritis leiden, ist Schmerz der entscheidende Faktor in der ganz persönlichen Wahrnehmung ihrer Erkrankung. Die behandelnden ÄrztInnen dagegen beurteilen den Grad der Erkrankung anhand der Schwellung der Gelenke. Diese Diskrepanz führt oft zu einem Konflikt zwischen den PatientInnen und ÄrztInnen, der nun in einer Studie von Daniel Aletaha und Paul Studenic von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien erstmals genauer beleuchtet wurde. Die Studie, an der 646 PatientInnen teilnahmen, ist nun im Top-Journal „Arthritis and Rheumatism“ erschienen.

„Unsere Studie quantifiziert erstmals, was wir bereits intuitiv wissen“, erklärt Aletaha. Beim Patienten geht die Wahrnehmung der Erkrankung zu 75 Prozent über den Schmerz, beim behandelnden Arzt zu 60 Prozent über die Zahl der geschwollenen Gelenke. „Wir wollten das erstmals aufzeigen. Zugleich ist es auch ein Aufruf dazu, die gegenseitige Kommunikation zwischen den behandelnden ÄrztInnen und den PatientInnen bei rheumatoider Arthritis zu verbessern.“

Die Diskrepanz liegt aber nicht nur in der momentanen Wahrnehmung der Erkrankung, sondern auch in den weiteren Therapieschritten. Aletaha: „Der Patient beschäftigt sich hauptsächlich mit der Ist-Situation, der Arzt aber zeigt mögliche Spätfolgen auf und richtet auch die Therapie danach aus, selbst wenn der Patient momentan keine Schmerzen hat. Das führt dazu, dass der Patient u.U. nicht einsieht, warum der Arzt zum Beispiel etwas an der Medikation ändern möchte.“ Andererseits ist die Wahrnehmung der PatientInnen so sehr vom Schmerz geprägt, dass sie ihren Zustand zumeist viel schlechter einschätzen als ihre ÄrztInnen, betont Studenic.

Die Ergebnisse der Studie seien ein Anstoß zu mehr Kommunikation zwischen beiden Seiten. Aletaha: „Stichwort ‚shared decision making‘, also das Treffen von gemeinsamen Entscheidungen. Ziel muss es sein, mehr Nähe zwischen Arzt und Patient zu schaffen.“

Service: Arthritis & Rheumatism
“Discrepancies between patients and physicians in the perception of rheumatoid arthritis disease activity”. P. Studenic, H. Radner, JS. Smolen, D. Aletaha, Arthritis & Rheumatism; July 18, 2012 (DOI: 10.1002/art.34543).