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Risikoeinschätzung für Darmkrebs möglich

Bisher war die Einschätzung des Risikos, ob aus Polypen in der Dickdarmschleimhaut Krebs werden kann, nicht möglich.

(Wien 19-08-2013) Polypen der Dickdarmschleimhaut sind ein häufiger Befund bei Vorsorge-Darmspiegelungen. Einige Untergruppen von Polypen gelten als Vorläufer von Darmkrebs. Bisher war die Einschätzung des Risikos, ob aus ihnen Darmkrebs entstehen kann, nicht exakt möglich. In einem Kooperationsprojekt mit der Universität Heidelberg hat die Arbeitsgruppe um Peter Birner vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien nun jedoch gezeigt, dass das Risiko mit Hilfe eines neuen Antikörpers sehr exakt eingeschätzt werden kann.

Adenome/Polypen mit sägezahnartigem (serratiertem) Erscheinungsbild galten bisher als Vorläufer für Darmkrebs, wohingegen man hyperplastische – auf den ersten Blick gutartige – Polypen für harmlose Zufallsbefunde hielt. Serratierte Adenome sind wie die daraus entstehenden Dickdarm-Karzinome durch Mutationen im BRAF-Gen charakterisiert. Birner: „Mittlerweile weiß man jedoch, dass auch einige hyperplastische Polypen diese Mutationen aufweisen und somit ebenfalls potenzielle Krebs-Vorläufer sind.“

Mittels normaler Mikroskopie ist die Unterscheidung zwischen serratierten Adenomen und hyperplastischen Polypen normalerweise sehr schwierig, womit bei der Diagnose eine starke Schwankungsbreite entsteht.

Mit dem neuen, in Heidelberg entwickelten Antikörper, der spezifisch auf BRAF-Gen-Mutationen anspricht, konnte die Arbeitsgruppe um Peter Birner nun aber eine „unkomplizierte und exakte Klassifizierung der Risikoabschätzung“ von beiden Dickdarmpolypen-Arten in der Routine-Gewebeuntersuchung nachweisen. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im Top-Magazin Modern Pathology veröffentlicht.

Erstautorin Ildiko Mesteri: „Erstmals ist man bei diesen Dickdarmpolypen nicht mehr nur auf die unsicheren histologischen Kriterien angewiesen, sondern sieht direkt am Schnitt durchs Gewebe, ob ein hyperplastischer Polyp harmlos ist oder das Potenzial besitzt, sich zu einer bösartigen Gewebsveränderung zu entwickeln."

Es sei außerdem davon auszugehen, so Studienleiter Birner, „dass die von uns beschriebene, neue Methode dazu führen wird, dass die Klassifikation der serratierten Läsionen des Dickdarms entsprechend adaptiert wird.“ Die bisherige Klassifikation beruht rein auf lichtmikroskopischen bzw. morphologischen Kriterien, während man nun auch den BRAF-Gen-Mutationsstatus einfließen lassen sollte.

Service: Modern Pathology
Improved molecular classification of serrated lesions of the colon by immunohistochemical detection of BRAF V600E.” Ildiko Mesteri, Günther Bayer, Jochen Meyer, David Capper, Sebastian F Schoppmann, Andreas von Deimling, Peter Birner:  Improved molecular classification of serrated lesions of the colon by immunohistochemical detection of BRAF V600E. Modern Pathology advance online publication 26 July 2013; doi: 10.1038/modpathol.2013.126