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Schizophrenie: Genom von 80.000 Menschen analysiert

108 Stellen in DNA identifiziert, die mit der Erkrankung in
Verbindung stehen könnten. MedUni Wien-ForscherInnen unter den Co-Autoren.

(Wien/Boston, 22-07-2014) - Eine enorme Leistung, die noch keine praktischen Konsequenzen für die Medizin hat, haben die Mitglieder der internationalen "Schizophrenie-Arbeitsgruppe" des Genomik-Konsortiums für Psychiatrie geschafft: Die Genanalyse von 34.241 Betroffenen und 45.604 Angehörigen einer Kontrollgruppe. Die Forscher identifizierten 108 Genorte, die etwas mit der psychiatrischen Erkrankung zu tun haben könnten.



Bisher waren durch solche Analysen erst 30 Gen-Loci mit einer möglichen Verbindung zur Schizophrenie identifiziert worden. Jetzt stieg deren Zahl auf ein Vielfaches, berichten die Wissenschafter in "Nature". "In nur wenigen Jahren hat unser Konsortium einen enormen Fortschritt von der Identifikation nur einer Handvoll solcher Schizophrenie-Gen-Loci zur Entdeckung so vieler gemacht, dass wir Muster erkennen können", wurde Studienautor Stephan Ripke vom Broad Institute (Cambridge/Massachusetts) in einer Aussendung zitiert. Unter den Co-Autoren findet sich auch Elisabeth Stögmann von der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien im AKH.

Die Arbeiten liefen seit 2007 und könnten für das zukünftige Verständnis der Schizophrenie große Bedeutung bekommen. "Der Umstand, dass wir genetische Risikofaktoren für die Schizophrenie in diesem Ausmaß gefunden haben, zeigt, dass man diese Krankheit mit den selben Methoden angehen könnte, die auch unser Verständnis bei anderen Erkrankungen bereits transformiert haben. Sie könnten einen Startpunkt für die Entwicklung neuer Therapien bedeuten", sagte Michael O'Donovan vom Zentrum für Genetik in der Neuropsychiatrie (Cardiff University/Großbritannien).


An Schizophrenie leidet weltweit rund ein Prozent der Bevölkerung. Die Häufigkeit schwankt bei Menschen unterschiedlicher Herkunft kaum. Die Betroffenen und ihre Familien werden durch die Krankheit enorm belastet. Allein für die USA wird mit jährlichen Kosten von rund 60 Milliarden Dollar (44 Mrd. Euro) gerechnet. Oft äußert sich eine Schizophrenie erstmals bei jungen Erwachsenen. Genetische Faktoren und umweltbedingte Auslöser dürften dahinterstecken. Eine extrem schädliche Auswirkung hat auch die in der Gesellschaft oft gegebene Stigmatisierung und Diskriminierung der Patienten.