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"Schmier"-Protein als Marker für Erfolg von Lungentransplantationen

Wiener Wissenschafter fanden möglicherweise neuen Prognosefaktor.

(Wien, 18-09-2013) - Eine Art "Schmier"-Protein für die Lungenbläschen - ein sogenannter Surfactant-Faktor - könnte als Prognosemarker für den zu erwartenden Erfolg oder Misserfolg einer Lungentransplantation dienen. Wissenschafter der MedUni Wien haben mit dem Surfactant-Protein D (SP-D) möglicherweise einen Weg gefunden, bei Transplantationspatienten drohende Probleme durch Pneumonien vorherzusagen.

Mit rund 120 Lungentransplantation pro Jahr ist die entsprechende Klinische Abteilung der Universitätsklinik für Chirurgie im AKH unter Walter Klepetko international eines der führenden Zentren. Doch bei allen Fortschritten kommt es bei den Patienten immer wieder zu schweren Komplikationen: vor allem akute Abstoßungsreaktionen und bakterielle Infektionen. Hier wäre es wichtig, Laborparameter zu haben, welche die Gefährdung für den einzelnen Patienten besser bestimmen zu können.

Elisabeth Puchhammer-Stöckl vom Department für Virologie der MedUni Wien und Spezialisten von der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie untersuchten in diesem Zusammenhang die Aussagekraft des Surfactant Protein D. Der Eiweißstoff wird von bestimmten Zellen der Lungenzellen produziert. Surfactant-Proteine kleiden die Lungenbläschen innen aus und gewährleisten damit den Gasaustausch.

"Die SP-D-Werte im Blutplasma sind normalerweise niedrig, aber sie können ansteigen, wenn es zu einer Schädigung der Barriere zwischen Blutkreislauf und der Lunge kommt", stellten die Experten in einer vor wenigen Tagen online in der wissenschaftlichen Zeitschrift "Transplantation Infectious Disease" fest.

Aus diesem Grund bestimmten und analysierten die Experten die SP-D-Werte im Blutplasma bei 58 Lungentransplantationspatienten bei völliger Gesundheit nach dem Eingriff und während der Phasen von Komplikationen: bei akuter Abstoßungsreaktion, Besiedelung des Spenderorgans mit Bakterien und während bakterieller Lungenentzündungen.

Dabei erwiesen sich diese Laborwerte als signifikant aussagekräftig, wenn es um die bakteriellen Infektionen ging: Bei 60 Prozent der Transplantationspatienten mit einer bakteriellen Lungenentzündung zeigten sich erhöhte Konzentrationen des Eiweißstoffes im Blut. Das war verbunden mit schweren nachfolgenden Komplikationen wie dem sogenannten Bronchiolitis obliterans-Syndrom (BOS) oder gar dem Tod.

Bei Patienten, welche mehr als 300 Nanogramm (Milliardstel Gramm) des Proteins pro Milliliter Blutplasma aufwiesen, entwickelten alle Betroffenen diese schwersten Probleme oder starben. Der Laborwert war aber nur beim Vorliegen einer bakteriellen Lungenentzündung aussagekräftig, nicht bei einer akuten Abstoßungsreaktion oder bloß bei der symptomlosen Besiedelung des Spenderorgans mit Keimen. "Die Bestimmung der SP-D-Spiegel bei einer Lungenentzündung von Transplantationspatienten könnte einen prognostischen Faktor darstellen und sollte weiter untersucht werden", so die Wissenschafter.

Einen Vorteil besäße diese Methode auf jeden Fall: Blutproben sind am einfachsten zu gewinnen. Die Analyse von Proben aus der Lunge selbst ist hingegen aufwendig und für den Patienten belastend.

(Schluss) ww/ad