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Schulstart: Erste Hilfe-Ausbildung in der Volksschule wirkt

Sehr gute Ergebnisse bei der Bedienung des Defibrillators und beim Absetzen eines Notrufs.

(Wien 04-09-2012) „Erhalten Kinder bereits im Volksschulalter professionelle Erste Hilfe-Ausbildung, wirkt das nachhaltig positiv. Daher ist die Schulung bereits in jungen Jahren enorm wichtig“, sagt Fritz Sterz von der Universitätsklinik für Notfallmedizin der MedUni Wien anlässlich des Schulbeginns in dieser Woche. Das unterstreichen auch die Ergebnisse einer aktuellen Arbeit der Diplomandin Katrin Steiner von der MedUni Wien. Die Anästhesistin und Notfallmedizinerin konnte zeigen, dass Volksschulkinder, die in der ersten und vierten Schulstufe eine Erste Hilfe-Schulung erhalten, ausgezeichnete Werte etwa im Umgang mit dem Defibrillator oder bei der Herzdruckmassage erzielen.

Im Mittelpunkt der Studie steht eine Wiener Schulklasse aus dem 16. Bezirk mit 25 SchülerInnen. In der ersten Schulstufe hatten die Kinder im Rahmen eines Projekts von Thomas Uray von der Universitätsklinik für Notfallmedizin einen professionellen Erste-Hilfe-Unterricht mit praktischen Übungen, Videobeobachtung und Fragebögen erhalten. Danach waren 47,8 Prozent fähig gewesen, einen Notruf perfekt abzusetzen, 56,6 Prozent konnten den Defibrillator richtig bedienen und 28,6 Prozent eine Herzdruckmassage richtig durchführen.

Diese Klasse wurde nun in der vierten Schulstufe von einem Team rund um Katrin Steiner von der MedUni Wien erneut geschult und geprüft. „Die Kinder konnten sich noch sehr gut an die praktischen Handgriffe erinnern und gingen total unbekümmert und hochmotiviert an die Sache heran. Nur in der Theorie waren Inhalte in Vergessenheit geraten“, erzählt Steiner. Drei Jahre später konnten 100 Prozent der Kids nach der Auffrischung den Defibrillator richtig bedienen, 95 Prozent setzten den Notruf klar und verständlich ab und 72,2 Prozent waren in der Lage, die Herzdruckmassage richtig auszuüben.

Eltern lernen von den Kindern
„Die Ergebnisse sprechen deutlich für die Erste Hilfe-Ausbildung bereits in der Volksschule“, sagt Steiner. In Österreich gehört das derzeit – im Gegensatz etwa zu Ländern wie Kanada, Tschechien oder Norwegen – noch nicht zum Lehrplan. Bereits zwei bis drei Stunden Training pro Schuljahr würden genügen, um die Kinder perfekt für diese Notfälle vorzubereiten. Positiver Zusatzeffekt: „Die Eltern lernen von den Kindern und profitieren von deren geringerer Hemmschwelle, Erste Hilfe zu leisten“, so Steiner.

Angeboten werden derartige Kurse für Kids derzeit vom österreichischen Jugend-Rot-Kreuz, Samariterbund und auch im Rahmen der KinderUni an der MedUni Wien, die jedes Jahr in den Sommerferien stattfindet.

Ein Drittel kann gerettet werden
Eine aktuelle Studie der MedUni Wien hat gezeigt, dass eine Person, die nach einem Herzstillstand rechtzeitig von einem Ersthelfer eine Herzmassage erhält, eine um 70 Prozent höhere Überlebenschance besitzt. „Leider ist aber oft kein Ersthelfer zur Stelle oder die Menschen haben Angst, etwas bei der Reanimation falsch zu machen. Eine Herzdruckmassage schadet aber nie, im Gegensatz zum Nichtstun“, sagt Fritz Sterz von der Universitätsklinik für Notfallmedizin der MedUni Wien. Alleine in Wien sterben jährlich rund 3.000 Menschen an Herzstillstand.