Skip to main content English

Suizide hängen mit dem Sonnenlicht zusammen

(Wien, 12-09-2011) Achtung, Suizidgefahr: In der bisher weltgrößten wissenschaftliche Studie zur saisonalen Häufigkeit von Selbstmorden haben Wissenschafter der MedUni eine interessante Entdeckung gemacht. Demnach korreliert die Suizidhäufigkeit mit der Anzahl der Sonnenstunden am Tag. Doch das geschieht nicht parallel, sondern mit Verspätung, "wenn die Batterie verbraucht ist". Dies berichteten Experten von der Universitätsklinik für Psychiatrie der MedUni Wien am AKH vor kurzem in der Fachzeitschrift "Comprehensive Psychiatry".

(Wien, 12-09-2011) Achtung, Suizidgefahr: In der bisher weltgrößten wissenschaftliche Studie zur saisonalen Häufigkeit von Selbstmorden haben Wissenschafter der MedUni eine interessante Entdeckung gemacht. Demnach korreliert die Suizidhäufigkeit mit der Anzahl der Sonnenstunden am Tag. Doch das geschieht nicht parallel, sondern mit Verspätung, "wenn die Batterie verbraucht ist". Dies berichteten Experten von der Universitätsklinik für Psychiatrie der MedUni Wien am AKH vor kurzem in der Fachzeitschrift "Comprehensive Psychiatry".

"Ein saisonal gehäuftes Auftreten von Suiziden ist in epidemiologischen Studien bereits gut beschrieben worden. Seine Ursachen wurden bisher aber nicht gut verstanden", schrieben Benjamin Vyssoki und die Co-Autoren.

Die Hypothese: Die Häufigkeit von Suiziden hat etwas mit der Sonnenlicht-Einstrahlung über die Jahreszeiten hinweg zu tun. Die Wissenschafter analysierten deshalb die Zahl der Todesfälle durch Selbstmord nach Monaten in den Jahren 1996 bis 2006 und verglichen sie mit den Daten der Wetterexperten von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. In Österreich werden derzeit pro Jahr rund 1.300 Suizide registriert.

Die WissenschafterInnen: "Insgesamt wurden (in dem analysierten Zeitraum, Anm.) 16.673 Suizide registriert, es waren median 126 plus minus 19,8 Suizide pro Monat. Dabei wurde ein klares saisonales Muster beobachtet - mit den höchsten Selbstmordraten zwischen März und Mai und den niedrigsten zwischen November und Jänner." Allerdings, die Sonneneinstrahlungsdauer hat offenbar statistisch signifikant einen verzögerten und sich statistisch signifikant nur auf die Selbstmorde mit gewaltsamen Mitteln auswirkenden Effekt.

Korrelation Sonnenstunden - Suizidhäufigkeit
Liegt die Zahl der in Österreich erfolgenden Suizide durch gewaltsame Methoden im Februar bei um die 80, schnellt sie dann steil nach oben, um im März bei etwas über 100 Fällen anzukommen. Auf diesem hohen Niveau bleibt sie bis zum Mai, sinkt dann im Juni und im Juli etwas ab, um dann im August einen zweiten Gipfel (wieder mehr als 100 Suizide) zu erreichen. Auf diesem hohen Niveau bleibt sie bis zum Mai, sinkt dann im Juni und im Juli etwas ab, um dann im August einen zweiten Gipfel (wieder mehr als 100 Suizide) zu erreichen. Dann reduziert sich ihre Zahl drastisch bis zum Winter. Zu diesen Zahlen sind jeweils die nicht signifikant schwankenden Suizide mit nicht gewaltsamen Mitteln zu addieren (etwa zwischen zehn und 15 pro Monat).

Auf der anderen Seite die Zahl der Sonnenstunden pro Monat: Im Jänner sind es um die 80, im März rund 150 und im Mai etwa 220 pro Monat. Ihre Zahl fällt dann vom August (etwa 200) wieder auf den Ausgangswert ab. Die Daten belegen laut den Autoren, dass die Suizidraten offenbar etwas mit dem Serotonin-Haushalt im Gehirn zu tun haben. Der wird ja auch durch die Lichteinstrahlung über die Augen beeinflusst.

Siegfried Kasper, Chef der Klinischen Abteilung für Biologische Psychiatrie an der Universitätsklinik für Psychiatrie der MedUni Wien: "Interessant ist dabei, dass dies (Zunahme der Häufigkeit von Suiziden, Anm.) nicht gleich am Anfang der niedrigen Sonnenscheinstunden, das heißt im November, auftritt, sondern eher zu einem späteren Zeitpunkt, das heißt, 'wenn die Batterie bereits verbraucht ist". Dem Serotonin-Haushalt sind die Wissenschafter der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Wien nicht nur mittels epidemiologischer Studien auf der Spur. Sie tun das auch mit bildgebenden Verfahren - zum Beispiel der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) -, mit denen zum Beispiel die Dichte von Serotonon-Rezeptoren etc. sichtbar gemacht werden kann.