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„Therapiezirkel“ erhöhen Akzeptanz und Einsatz kostengünstiger Generika

(Wien, 29-06-2011) Laut einer aktuellen qualitativen Studie der Medizinischen Universität Wien verbessern sogenannte „Therapiezirkel“ den Einsatz von Generika in der Allgemeinmedizin. Insbesondere steigt durch diese Einrichtungen die Akzeptanz bei AllgemeinärztInnen und PatientInnen. Auch der Anteil an den Gesamtverschreibungen erhöht sich deutlich. Eine verbesserte Namensgebung könnte die Patientenberatung erleichtern.

Generika sind preiswerter als die Originale, andererseits werden sie häufig mit Skepsis betrachtet. Wie eine jetzt veröffentlichte Studie der MedUni Wien zeigt, muss das nicht so sein. Im Rahmen der Studie wurde unter anderem untersucht, welche Wirkung die 2004 von der Ärztekammer für Wien gemeinsam mit der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) eingeführten „allgemeinärztlichen Qualitätszirkel zur Pharmakotherapie“ auf die Verschreibungspraxis haben. Dazu der Erstautor der Studie, Wolfgang Spiegel von der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien: „Von allen Bundesländern erzielte Wien zwischen 2003 und 2006 die höchste Steigerung bei der Verschreibung von Generika. Der  Anteil der verschriebenen Generika bei AllgemeinmedizinerInnen konnte von knapp 34 Prozent auf rund 50 Prozent gesteigert werden.“

Starke Bereitschaft zum Generika-Einsatz, deutliche Ablehnung der „aut idem“-Abgabe
Neben dem gestiegenen Anteil von Generika an den Gesamtverschreibungen stellte die Studie der MedUni Wien fest, dass „Therapiezirkel“ die prinzipielle Bereitschaft zum Einsatz von „Nachahmer-Medikamenten“ bei den teilnehmenden ÄrztInnen signifikant erhöhen. Ebenso zeigte sich jedoch, dass Quotenregelungen, finanzielle Anreize, aber auch die sogenannte „aut idem“-Abgabe von den VertragsärztInnen abgelehnt werden.

Hoher Beratungsaufwand bei Arzneimitteltherapie
Die Studie zeigt auch, wie anspruchsvoll und aufwendig in der Allgemeinmedizin die Beratung der PatientInnen zur Arzneimitteltherapie ist. Weiters wurde deutlich, dass die kurzfristige Umstellung der PatientInnen von Originalpräparaten auf Generika mit Komplikationen verbunden sein kann. Die meisten Therapiezirkel-Teilnehmer würden einen praktischen Nutzen für die Patientenberatung darin sehen, wenn bei der Namensgebung der Präparate der Name der Wirksubstanz verwendet würde, was derzeit nur manchmal der Fall ist.  Die würde auch das Verwechseln von Medikamenten durch Patienten erschweren, was die von den TeilnehmerInnen an der Studie immer wieder beobachtete Doppelteinnahme (Originalpräparat und Generikon, oder zwei Generika der gleichen Substanz) vermeiden helfen würde.

Beteiligte WissenschafterInnen:
Dr. Wolfgang Spiegel, Erstautor, Klinische Abteilung für Sozialpsychiatrie an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien
Dr.in Marie-Theres Mlczoch-Czerny, Co-Autorin, Wilhelminenspital
Dr. Rolf Jens, Co-Autor, Ärztekammer für Wien

Publikation in „Journal of Evaluation in Clinical Practice“:
» Quality Circles for Pharmacotherapy to Modify GPs’ Prescribing Behaviour for Generic Drugs. Spiegel W, Mlczoch-Czerny MT, Jens R, Dowrick C.
DOI: 10.1111/j.1365-2753.2011.01684.x