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ToxikologInnen untersuchen 30.000 Chemikalien

(Wien, 17-02-2010) Von 22. bis 23. Februar tagt die Österreichische Gesellschaft für Toxikologie am Institut für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien. Im Mittelpunkt stehen das EU-Programm REACH, bei dem bis 2018 rund 30.000 unzureichend untersuchte Chemikalien bewertet werden sollen und die Entwicklung von in-vitro Testverfahren, die Tierversuche bei der Bewertung kanzerogener Substanzen zunehmend ersetzen sollen.

Heute sind weltweit zwischen 80.000 und 100.000 synthetisch hergestellte chemische Stoffe auf dem Markt. Ein Großteil dieser Chemikalien sind Altstoffe, die bereits vor 1981 im Umlauf waren. Nur ein geringer Teil davon ist jedoch toxikologisch ausreichend untersucht. Selbst für Chemikalien, von denen jährlich tausende Tonnen produziert werden, stehen nicht immer verlässliche Informationen zur Verfügung.

Ersatzmethoden zu Tierversuchen
Die Europäische Union hat sich mit dem im Oktober 2003 vorgelegten REACH-Programm, (Registration, Evaluation and Authorisation of Chemicals), ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Nach dem Motto „Keine Daten – keine Vermarktung“ sollen künftig nur noch Stoffe in Verkehr gebracht werden dürfen, zu denen ausreichende Daten für eine Bewertung möglicher Gefahren für die Gesundheit vorliegen. Nach Angaben der EU betrifft das rund 30.000 Chemikalien. Die Implementierung startete vor zwei Jahren, die Testverfahren müssen gestaffelt nach der jährlichen Produktionsmenge bis spätestens 1. Juni 2018 abgeschlossen sein. Begleitend zu diesem Programm gibt es große Bemühungen Tierversuche durch tierversuchsfreie Verfahren zu ersetzen. Zuletzt konnte dazu die Forschungsgruppe um Univ. Prof.in Dr.in Bettina Grasl-Kraupp (Institut für Krebsforschung der MedUni Wien) vielversprechende Erfolge präsentieren, im Rahmen eines EU-finanzierten Projektes entsteht nun dazu in Wien ein neuer Forschungsfokus. Während der Tagung wird Prof. Dr. Thomas Hartung (Universität Konstanz/D und Johns Hopkins University, Maryland/USA), einer der international führenden Wissenschafter auf dem Gebiet „Ersatzmethoden zu Tierversuchen“ über seine neuen, Aufsehen erregende Erkenntnisse berichten.

Krebsprävention durch Chemikalien
Auch zum Thema Krebsprävention durch Chemikalien (Chemoprävention) werden renommierte WissenschafterInnen vom Institut für Krebsforschung und anderen führenden Institutionen auf diesem Gebiet ihre neuesten Daten präsentieren. Manche chemische Substanzen hemmen kanzerogen-aktivierende Enzyme, während sie die schützenden, kanzerogen-abbauenden Enzyme induzieren. Gleichzeitig werden oft Abwehrmechanismen gegenüber oxidativem Stress auf mehreren Ebenen verstärkt und die Reparatur von geschädigtem Erbgut (geschädigte DNA) stimuliert.

Prof. Dr. Wilfried Bursch, Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Toxikologie und Organisator des wissenschaftlichen Symposiums erwartet sich stimulierende Diskussionen: „REACH ist eine große Investition in den Schutz der Gesundheit des Menschen. Zwei Jahre nach Implementierung werden erste Erfahrungen aus Sicht der Behörden und Industrie diskutiert und aufgetretene Probleme bei der Sicherheitsbewertung von Chemikalien berichtet. Die ToxikologInnen der MedUni Wien erwarten sich hieraus zahlreiche Impulse für ihre Forschung und damit einen großen Nutzen für die Gesundheit der Bevölkerung.“

» Forschungseinheit Sicherheit Chemischer Substanzen und Krebsprävention

» Informationen zur Tagung