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Trauer um Johann Heinrich Holzner

Holzner war langjähriger Vorstand des Instituts für Pathologie.

(Wien, 04-03-2013) Wir trauern um Johann Heinrich Holzner, der am 26. Februar 2013 verstorben ist. Er war langjähriger Vorstand des Institutes für Pathologie der Universität Wien und er hat dieses Institut und das Fach Pathologie nachhaltig geprägt.

Holzner wurde 1924 in Bregenz geboren und hat dort seine Schulausbildung erhalten, die er 1942 mit der Kriegsmatura abschloss. Nach Arbeitsdienst, Wehrdienst und Kriegsverwundung nahm er sein Medizinstudium an den Universitäten Innsbruck und Wien 1945 auf, das in Wien 1951 mit der Promotion beendete. Im gleichen Jahr trat er in das Institut für pathologische Anatomie der Universität Wien als wissenschaftliche Hilfskraft ein und erhielt bereits im darauffolgenden Jahr eine Assistentenstelle an dem von Hermann Chiari geführten Institut.

Seine Ausbildung zum Facharzt unterschied sich von der anderer dahingehend, dass er als erster einen prägenden Aufenthalt am Department of Pathology des Mount Sinai Hospital in New York von 1958-1959 absolvierte. Diese Erfahrung machte ihn mit den wissenschaftlichen fundierten Zugängen der amerikanischen Pathologie vertraut und hat sein wissenschaftliches Weltbild grundlegend beeinflusst. Nach seiner Rückkehr nach Wien führte er die neuesten Techniken des Faches in die wissenschaftliche Pathologie und Diagnostik am Wiener Institut ein. 1963 wurde er zum Leiter des histologisch-zytolgischen Laboratoriums der zweiten Universitäts-Frauenklinik ernannt, eine Position, die er 6 Jahre innehatte. In dieser Zeit entwickelte er in diesem Laboratorium mit großer Energie eine nach internationalen Standards moderne Erweiterung des diagnostischen Faches Pathologie, zum Beispiel durch die Einführung der Histochemie, der Elektronenmikroskopie und vor allem der Zytologie. Professor Holzner ist der Begründer der zytolgischen Diagnostik in Österreich, durch deren breite Anwendung und Vorsorge zahlreichen Frauen das Leben gerettet wurde.
 
Nach der Habilitation in Wien 1966 folgte schließlich 1969 die Berufung zum Vorstand des Institutes für pathologische Anatomie der Universität Wien als Nachfolger von Hermann Chiari. In dieser Position, die er bis 1993 innehatte, hat er das Institut zu einer modernen, nach internationalen Standards strukturierten akademischen Pathologie mit spezialisierten klinischen Serviceeinheiten und wissenschaftlichen Einrichtungen entwickelt. Dies gelang durch seinen unermüdlichen Einsatz zur Verbesserung der Ausstattung des Institutes und durch die Rekrutierung einer Reihe von jungen, wissenschaftlich orientierten Pathologen, die in weiterer Folge bestimmende Positionen im Fach und in der Gesellschaft allgemein erreicht haben. Durch diese von Holzner energisch und zielstrebig vorangetriebene Entwicklung war es möglich, die heute essenzielle Subspezialisierung im diagnostischen Fach Pathologie zu erreichen. Die legte die Basis zur heutigen Positionierung des Faches als zentrale Diagnosestelle für die gesamte klinische Medizin und eine Grundlage, auf welche seine Nachfolger aufbauen konnten.
 
Holzner hat sich über diese Leistungen hinaus auch in anderen Bereichen des universitären Lebens Verdienste erworben. So fungierte er viele Jahre als Vorsitzender der Studienkommission der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, er organisierte den Unterricht des Faches Pathologie neu. Er plante das Klinische Institut für Pathologie im Neubau des Allgemeinen Krankenhauses und leitete die Übersiedlung in den Neubau ab dem Jahre 1991.

Holzner hatte zahlreiche Funktionen in wissenschaftlichen Gesellschaften des In- und Auslandes inne. Dazu zählen unter anderem die Präsidentschaft der Österreichischen und der Deutschen Gesellschaft für Pathologie und einiger anderer Fachgesellschaften. Hervorzuheben ist seine wesentliche Funktion in der Österreichischen Gesellschaft für angewandte Zytologie, sowie auch in der Österreichischen Krebshilfe. Er wurde zum Mitglied der UICC (Union Internationale contre le Cancer) und zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher, Leopoldina, gewählt.

Entsprechend seinen Leistungen wurde Holzner durch zahlreiche Auszeichnungen geehrt, unter anderem durch das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, sowie das silberne Ehrenzeichen für Verdienste für das Bundesland Vorarlberg. Holzner hat mehr als 200 wissenschaftlichen Arbeiten und Buchbeiträge publiziert und eine Reihe von populären Kurzlehrbüchern für das Fach Pathologie herausgegeben.

Holzner hat sich einen Platz in der Geschichte der Medizin in Österreich, insbesondere im Fach Pathologie und dem nunmehrigen Klinischen Institut für Pathologie erworben. Er war seit 1953 mit seiner Frau Elfriede verheiratet, die vor einigen Monaten verstorben ist. Unser Beileid gilt seinen beiden Kindern und vier Enkelkindern.
 
Wir werden Professor Holzner ein ehrendes Andenken bewahren.

Nachruf verfasst von Dontscho Kerjaschki, Vorstand des Klinischen Instituts für Pathologie der Medizinischen Universität Wien.