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Trauer um Karl Holubar

Emeritierter Professor für Dermatologie und Venerologie und Geschichte der Medizin der MedUni Wien starb im Alter von 76 Jahren.

(Wien, 10-01-2013) Mit großer Bestürzung haben wir die Nachricht vom Ableben von o.Univ.‐Prof.Dr. Karl Holubar, FRCP, erhalten. Karl Holubar ist plötzlich und völlig unerwartet am 6. Januar 2013 von uns gegangen.

Karl Holubar war seit 1960 Angehöriger der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, er war langjähriges Mitglied der Professorenkurie und emeritierter Professor für Dermatologie und Venerologie und Geschichte der Medizin der Medizinischen Universität Wien. Geboren am 3. Juni 1936 in Wien absolvierte Holubar die Schulausbildung in Wien ebenso wie das Medizinstudium, das er mit der Promotion am 22. November 1960 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien abschloss. Unmittelbar danach trat er an die I.Universitäts‐Hautklinik ein, wo er seine Facharztausbildung absolvierte und 1970 die Venia legendi für Haut‐ und Geschlechtskrankheiten mit dem viel beachteten Handbuchbeitrag „Basalzell‐Naevussyndrom“ erhielt.

Mit seinen Auslandsaufenthalten an den Universitäten in Amsterdam 1968 und Buffalo, N.Y., 1972/1973 legte er Grundsteine zur Immunpathologie der Haut. 1977 erfolgte die Ernennung zum außerordentlichen Universitätsprofessor und Extraordinarius für Haut‐ und Geschlechtskrankheiten. 1980 und 1981 war er supplierender Leiter der I.Universitäts‐Hautklinik. 1983 erfolgte die Berufung und Ernennung zum ordentlichen Universitätsprofessor für Dermatologie an der Hebräischen Universität Jerusalem. 1986 die Resignation von diesem Lehrstuhl und die Rückkehr nach Wien, wo Holubar sich für sein zweites Fachgebiet, nämlich die Geschichte der Medizin, 1986 habilitierte.

Von 1989 bis zu seiner Emeritierung 2001 war er Professor und Vorstand des Institutes für Geschichte der Medizin. Holubar hinterlässt ein umfassendes wissenschaftliches Oeuvre von über 570 wissenschaftlichen Arbeiten inklusive Handbuchbeiträgen und Buchkapitel. Seine frühen dermatologischen Arbeiten umfassen die klinische Dermatologie, insbesondere epitheliale Tumoren und das Basalzellkarzinom, das auch Gegenstand seiner Habilitationsschrift war. Sehr bald widmete er sich jedoch grundlegenden Fragestellungen der Immunpathologie der Haut und war durch die erworbenen Kenntnisse im Rahmen seiner Auslandsaufenthalte in Amsterdam und Buffalo, N.Y., einer der Pioniere der Immunfluoreszenztechniken in Europa.

Grundlegende Arbeiten zu bullösen Dermatosen und anderen Immundermatosen folgten. Seine wissenschaftliche Tätigkeit der letzten Jahre war durch sein umfangreiches Wissen und die Begeisterung für die Geschichte der Medizin geprägt. Seine Veröffentlichungen hatten naturgemäß den Schwerpunkt Geschichte der Dermatologie, doch vertrat er darüber hinaus in seiner Funktion als Institutsvorstand in profundester Form die österreichische Medizinhistorie.

Holubar erhielt zahlreiche wissenschaftliche Preise und Medaillen, war Mitherausgeber und Mitglied des Editorial Boards zahlreicher dermatologischer und medizinhistorischer Journale und Ehrenmitglied von mehr als 30 dermatologischen und medizinhistorischen Gesellschaften. 1979 und 1980 war er Präsident der Österreichischen Gesellschart für Dermatologie und Venerologie.

Weiters hervorzuheben sind seine Ehrenmitgliedschaften bei der Royal Society of Medicine, die Medical Society of London, der Société Internationale d’Histoire de la Médicine, der Société Française d’Histoire de la Dermatologie und, als korrespondierendes Mitglied, im College of Physicians of Philadelphia, der ältesten Medizingesellschaft der USA. Karl Holubar war Fellow of the Royal College of Physicians (FRCP), Ehrenmitglied der Philosophisch‐Historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und seit 2000 Träger des großen Silbernen Ehrenzeichens der Republik Österreich. Karl Holubar war ein brillanter Rhetoriker. Sein herausragendes Fachwissen und seine umfassende Allgemeinbildung erlaubten ihm fulminante Vorträge in einem Feuerwerk von Wissen, Querverbindungen und rhetorischen Höhepunkten. Er sprach fliessend Englisch, Italienisch und Französisch, aber auch Latein, Altgriechisch, Hebräisch, Arabisch, Russisch und Mandarin. Er war ein Humanist im wahrsten Sinne der Bedeutung. Wir haben mit Karl Holubar eine herausragende Forscherpersönlichkeit und einen Menschen mit einer kaum zu übertreffenden universellen Bildung verloren. Wir trauern aber auch um einen liebenswerten Menschen.

Nachruf verfasst von Hubert Pehamberger, Leiter der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien