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Tumore machen sich eine bequeme Mikro-Umwelt

Studie zum Leberkarzinom mit Beteiligung des Instituts für Krebsforschung

(Wien, 24-11-2014) - Bösartige Leberkarzinome schaffen sich offenbar eine bequeme Mikro-Umwelt, die sie in ihrem Wachstum unterstützt. Einen der dazu dienenden Mechanismen hat ein internationales Wissenschafterteam mit Beteiligung des Wiener Krebsforschungsinstitutes aufdecken können.

In der Fachzeitschrift "PNAS" berichten die Wissenschafter, unter ihnen Robert Eferl vom Institut für Krebsforschung und vom Comprehensive Cancer Center (MedUni Wien/AKH Wien), dass bestimmte weiße Blutkörperchen - Makrophagen ("Fresszellen") - durch eine Veränderung des Transkriptionsfaktors c-Jun (Phosphorylierung) von einer tumorhemmenden in eine eher tumorfördernde Rolle gedrängt werden.

Eferl dazu: "Makrophagen sind 'plastisch'. Sie können sich verändern. Sogenannte M1-Makrophagen sind zum Beispiel besonders aggressiv gegen in den Körper eingedrungene Bakterien. M2-Makrophagen hingegen fördern die Gefäßentstehung nach Verletzungen."

Im Rahmen von Infektionen kommt es - so der Wissenschafter - zunächst darauf an, dass die Immunzellen die Keime angreifen und beseitigen. Doch dabei entstehen auch "Kollateralschäden" an Gewebe. Deshalb sind dann M2-Makrophagen gefragt, welche zur Reparatur beitragen.

Der Wissenschafter: "Tumoren mögen M1-Makrophagen nicht sehr. Sie wollen eher die M2-Makrophagen." Dieses Umpolen wird offenbar durch eine epigenetische Veränderung des c-Jun- Faktors herbeigerufen, der die Aktivierung von Genen in den Immunzellen mitbestimmt. Werden an den Faktor Phosphatgruppen angehängt, findet eine Entwicklung der "Fresszellen" zu M2-Makrophagen statt. Damit schützt sich der Tumor und steigert seine Wachstumsfähigkeit.

Die Wissenschafter belegten diese Abläufe an Leberzellkarzinomen auch im Mausmodel und an Proben von Patienten. An der Studie hat auch Erwin F. Wagner, ehemals am Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien, mitgearbeitet. Er forscht sei Jahren im Rahmen des Krebszell-Biologieprogramms am nationalen spanischen Krebsforschungszentrum in Madrid.