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Ursula Wiedermann-Schmidt

Frauenwege

Titel: Univ.-Prof.in Dr.in PhD
Professorin für Vakzinologie

 

Warum haben Sie sich für eine wissenschaftliche Karriere entschieden?
Nach Fertigstellung meines Medizinstudiums im Jahre 1990 ergab sich die Gelegenheit ein PhD-Studium in Schweden anzuschließen. Mit Hilfe eines Stipendiums an der Medizinischen Universität Göteborg konnte ich während eines 5 jährigen Auslandsaufenthaltes ein sehr interessantes Forschungsprojekt auf dem Gebiet der mukosalen Immunität und Vakzinologie bearbeiten und eine intensive Ausbildung auf experimentell-wissenschaftlichem Gebiet genießen. In dieser Zeit habe ich festgestellt, wie faszinierend es sein kann Fragestellungen zu lösen versuchen, die wieder neue Aspekte und Aufgaben aufwerfen. Am Ende dieser Ausbildung war mir klar, dass ich eine wissenschaftliche Karriere einschlagen bzw. fortführen möchte.

 

Wie verlief Ihr wissenschaftlicher Weg?
Meinen Forschungsaufenthalt in Schweden schließ ich mit „Doktor of Philosophy“ (PhD) ab und zog Dezember 1995 zurück nach Wien. Ich stellte mich dann an einigen Instituten, die immunologische Fragestellungen bearbeiten, vor und erhielt schließlich eine Postdoc-Stelle am Institut für Pathophysiologie an der Abteilung für Immunpathologie. Auf dem Gebiet der Allergologie konnte ich das in Schweden erworbene Wissen hinsichtlich mukosaler Immunität und Arbeiten in Tiermodellen gut anwenden, sodass ich mich mit einer Reihe wissenschaftlicher Arbeiten schließlich nach 4 Jahren habilitierte. Seither leite ich die wissenschaftliche Arbeitsgruppe „Mukosale Immunität und Vakzinologie“. Während meiner Forschungstätigkeit an diesem Institut schloß ich auch die Facharztausbildung für Immunologie ab. Da mein Hauptinteresse aber vor allem der Vakzinologie und Infektiologie galt und gilt, schloss ich die Facharztausbildung für „Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin“ an, und bewarb mich für eine Stelle am gleichnamigen Institut. Ich genoss zusätzlich klinische Ausbildung an der Univ. Klinik für Innere Medizin, angewandete Vakzinologie und Tropenmedizin sowie klinische Allergologie. Aufgrund dieser zusätzlichen klinischen Tätigkeit hat sich der wissenschaftliche Aufgabenrahmen meiner Arbeitsgruppe in den letzten Jahren deutlich erweitert und wir bearbeiten nun vakzinologische Fragestellungen auf den Gebieten der Allergologie, Infektiologie und Tumorbiologie.
Seit etwa 2 Jahren leite ich das Institut f. Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, das nun eine Subeinheit des Zentrums für Physiologie und Pathophysiologie der MUW darstellt. Zusätzlich zu wissenschaftlichen Aspekten und Lehrtätigkeit bringt diese Position viele administrative, strukturelle und organisatorische Aufgabenbereiche hinzu, die – um diese gut zu bewältigen - eine neue Herausforderung für mich bedeuten.

 

Was sind Ihre Stärken und wie konnten Sie diese für Ihre Karriere nutzen?
Ich würde mich selbst als zäh und ausdauernd bezeichnen und ich gebe nicht gerne auf, auch wenn sich gewisse Situationen als schwierig oder mühsam erweisen. Wenn mir die Arbeit spaß macht, und dies ist ein sehr wichtiger Motor, dann schaue ich nicht auf die Uhr und so manches Abendprogramm oder Wochenende wird dem Fertigstellen von wichtigen und interessanten Arbeiten gewidmet. 

 

Was sind Ihre wichtigsten Ressourcen gewesen, um Karriere machen zu können?
Das primäre Interesse für Medizin, wissenschaftliche Fragestellungen und Diskussionsfreudigkeit würde durch mein Elterhaus geweckt, wo ich stets große Unterstützung und Förderung für meine Ausbildung und meinen Werdegang erhalten habe. Ebenso große Unterstützung erhalte ich von meinem Ehemann, der in unserer sehr partnerschaftlichen Beziehung Verständnis für langes Arbeiten, häufige Kongressreisen und unperfekte Haushaltsführung zeigt. Von universitärer Seite hatte ich das große Glück Mentoren gefunden zu haben, die meine Arbeit interessiert hat, und die diese auch gefördert haben. Deren Feedback und die Unterstützung von privater Seite haben sich sehr positiv auf meine Karriere ausgewirkt. 

 

Was war Ihr größter Misserfolg und was haben Sie daraus gelernt?
Misserfolge begleiten einen im Laufe seiner Karriere unweigerlich – ein Ansuchen zur Projektfinanzierung das abgelehnt wird, kann als Misserfolg interpretiert werden und ist mit Sorgen verbunden – Sorgen, wie man seine Mitarbeite weiterfinanziert und wie die Kontinuität der Arbeit gewährleistet werden kann. Ein Manuskript, an dem man lange bearbeitet hat, und das zur Publikation abgelehnt wird, ist ein Misserfolg und erzeugt eine Frustration. Aber jede Ablehnung hat eine Korrektur zur Folge, die schließlich in einem Erfolg mündet. Und jeder dieser Erfolge und Teilerfolge verleiht neue Energien und gibt Freude zum Weiterarbeiten. Je eher man sich an diesen „wissenschaftlichen Alltag“ gewöhnt, desto weniger lässt man sich durch ihn demotivieren. 

 

War es für Ihren Karriereverlauf hinderlich, eine Frau zu sein?
Ich habe meinen wissenschaftlichen Werdegang in Schweden begonnen, einem Land in dem die Stellung von Mann und Frau privat wie auch beruflich sicherlich viel früher liberaler betrachtet und gehandhabt wurde als in den meisten europäischen Ländern. Hinsichtlich der beruflichen Chancen in Österreich gehöre ich aber bereits einer Generation von Frauen an, die sich vermehrt für eine universitäre Karriere an der Universität entschieden haben und denen die zunehmende Frauenförderung und Gleichstellung an der Universität zugute gekommen sind. 

 

Falls Sie Kinder haben: Was ist bzw. war an Unterstützung besonders hilfreich?
-

 

Welchen Ausgleich suchen Sie in Ihrer Freizeit?
Ballett und Tanz ganz allgemein, gehören zu meinen liebsten Hobbys, die ich gerne ausübe, und die ich mir bei zahlreichen klassischen und modere Tanzvorführungen ansehe. Ich versuche meine Freizeit mit meinem Mann, mit meiner Familie oder Freunden zu verbringen und Aktivitäten zu wählen, bei denen ich abschalten und neue Energie tanken kann, und mir so wichtige Regenerationsphasen zu gönnen. 

 

Tipps und Tricks
Die wichtigste Frage für jede Berufswahl ist „Wo sind meine Stärken, und wo sind meine Grenzen?“. Wenn man Interesse für Fragestellungen hat, handwerkliche Geschicklichkeit für Laborarbeiten besitzt bzw. eine gewisse kreative Ader aufweist und auch Ausdauer und Fleiß bei der Verfolgung von Zielen mitbringt, dann sind dies wichtige Voraussetzungen für Arbeiten auf wissenschaftlichem Gebiet. Ob der gewählte Weg auch tatsächlich zum Erfolg führt, muss aber jeder für sich selbst herausfinden. Eine meiner Aufgaben heute ist der jungen Generation auf ihrem Weg dabei behilflich zu sein.