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Veränderte und virulentere Keuchhusten-Bakterien auch in Österreich

Gängige Impfungen wirken weiterhin – Auffrischung auch im Erwachsenenalter empfohlen.

(Wien, 17-07-2015) Internationale Studien haben genetische Veränderungen (Polymorphismen) des Bordetella-pertussis-Bakteriums, dem Auslöser von Keuchhusten, beobachtet. Eine österreichische Vergleichsstudie, die vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien koordiniert wurde, hat diese veränderten Bakterienstämme auch in Österreich nachgewiesen. Wer gegen Keuchhusten geimpft ist, bleibt allerdings noch ausreichend geschützt.

Keuchhusten (Pertussis) gilt als klassische Kinderkrankheit. Er wird von Bakterien übertragen und löst bei den Betroffenen krampfartige Hustenanfälle aus. Internationale Studien haben gezeigt, dass Bordetella pertussis Bakterienstämme sich verändern (Polymorphismen bilden) und dadurch teilweise virulenter werden können. Diese neuen Stämme gibt es auch in Österreich, wie anhand einer von der MedUni Wien koordinierten Studie nachgewiesen wurde.
Es ist vor allem der ptxP3-Polymorphismus in der Promoterregion des Pertussistoxin-Gens, der Bordetella pertussis virulenter machen könnte als bisherige Stämme. Bis jetzt ist unklar, ob diese Veränderung rein natürliche Ursachen hat oder als Antwort auf Immunisierungen passiert. Diese Mutation wurde weltweit nachgewiesen.


Keuchhusten-Erkrankungen nehmen zu

Der Keuchhusten war aufgrund einer einst hohen Durchimpfungsrate von rund 90 Prozent in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten ein Randthema. Mittlerweile nimmt die Zahl der Krankheitsfälle aber weltweit nicht nur bei Kindern sondern auch bei Erwachsenen zu. Gab es 1995 in Österreich nur 91 berichtete Erkrankungen, so waren es 2012 bereits 425 (Tendenz steigend). Das kann mehrere Gründe haben. „Ob es an den veränderten Bakterienstämmen oder auch an der zunehmenden Impfmüdigkeit in Österreich liegt, muss noch untersucht werden“, erklärt Mitautor Michael Duchêne vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien, „wichtig ist, dass gängige Impfungen weiterhin wirken, auch gegen die veränderten Bakterienstämme.“

Aktuelle Impfstoffe wirken weiterhin
Die Pertussis-Impfung ist Teil einer Sechser-Kombinationsimpfung (Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus infl. B, Hepatitis B), die Kleinkinder im ersten Lebensjahr erhalten. Der vom Bundesministerium für Gesundheit herausgegebene Österreichische Impfplan empfiehlt außerdem eine Auffrischungsimpfung im Volksschulalter (Kombinationsimpfung gegen Pertussis, Diphtherie, Tetanus und Polio) sowie alle zehn Jahre im Erwachsenenalter.

Die Studie wurde von der MedUni Wien koordiniert und in Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus der Elisabethinen in Linz, der MedUni Graz, sowie der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführt.

Service:
Genetic Variation of Bordetella pertussis in Austria – Birgit Wagner, Helen Melzer, Georg Freymüller, Sabine Stumvoll, Pamela Rendi-Wagner, Maria Paulke-Korinek, Andreas Repa, Frits R. Mooi, Herwig Kollaritsch, Helmut Mittermayer†, Harald H. Kessler, Gerold Stanek, Ralf Steinborn, Michael Duchêne, Ursula Wiedermann; PONE-D-14-23597 - [EMID:56873cb671ce5207]