Skip to main content English

Weltnichtrauchertag 2011 – MedUni Wien mit Forschungsschwerpunkt „Arteriosklerose durch Tabakrauch“

(Wien, 31-05-2011) Heute jährt sich der Weltnichtrauchertag der WHO zum 25. Mal. Neben Lungen- und zahlreichen weiteren Erkrankungen verursacht Tabakrauch insbesondere Arteriosklerose. Wie der hochtoxische Inhaltsstoff Cadmium und weitere Rauchinhaltsstoffe zur Entstehung dieser gefährlichen Herz-/Kreislauf-Erkrankung führen, erforscht die MedUni Wien im Forschungslaboratorium der Abteilung für Herzchirurgie.

Im Rauch einer jeden Zigarette lassen sich rund 4.000 verschiedene Moleküle nachweisen. Etwa 100 dieser Substanzen sind krebserregend. Diese Stoffe (freie Radikale, Oxidantien und polyzyklische Kohlenwasserstoffe) schädigen die Zell-DNA und bilden so die Basis zahlreicher Krebserkrankungen. Einer weiteren im Zigarettenrauch enthaltenen Substanzgruppe – den Metallionen – widmet sich schwerpunktmäßig das zehnköpfige Forschungslaboratorium der Abteilung für Herzchirurgie der MedUni Wien.

Cadmium verursacht Arteriosklerose – weltweit erster Nachweis durch MedUni Wien-Forscher
Die besondere Aufmerksamkeit der Wiener ForscherInnen gilt dem im Tabakrauch enthaltenen Cadmium. Bereits 2009 konnte David Bernhard die gefährliche Wirkung dieses hochtoxischen Metalls nachweisen. Wegen seiner für den menschlichen Organismus schädlichen Eigenschaften wurde Cadmium erst kürzlich in der EU für die Verwendung in Schmuck, Legierungen zum Löten und in PVC verboten. Dennoch nimmt jeder Mensch das sehr seltene chemische Element täglich auf – durch Nahrung, Trinken und die Atemluft. „Diese natürliche Aufnahme lässt sich nicht verhindern. Durch den Tabakrauch nehmen Raucher jedoch freiwillig im Schnitt doppelt so viel Cadmium auf wie Nichtraucher“, erklärt Mag. Dr. David Bernhard, Leiter des Forschungslaboratoriums der Abteilung für Herzchirurgie der MedUni Wien.

Wie Bernhard und sein Team weltweit erstmalig wissenschaftlich nachweisen konnten, führt das im Tabakrauch enthaltene Cadmium zu einer massiven Schädigung der Blutgefäßwände. Diese Schädigung ist die wissenschaftlich allgemein anerkannte Ursache für die Entstehung von Herz-/Kreislauf-Erkrankungen. „Erschreckend ist, wie früh die Schädigung eintritt. Bereits bei 22-jährigen RaucherInnen konnten wir einen erhöhten Cadmiumspiegel nachweisen, der in einem direkten Zusammenhang mit der frühen Schädigung der Gefäßwände steht“, so Bernhard zu einem der Forschungsergebnisse.

Tödlicher Mechanismus: Zerstörung der Blutgefäßendothele
Konkret wirkt Cadmium auf das sogenannte Blutgefäßendothel. Dabei handelt es sich bei allen Blutgefäßen um die innerste Schicht der Gefäßwand, die sich direkt am Blutstrom befindet. In den letzten Jahren zeigten Forschungen sehr deutlich, dass Funktionsstörungen dieses Endothels Ausgangspunkt für Arteriosklerose sind.

Das im Tabakrauch enthaltene Cadmium führt durch Zerstörung des Blutgefäßendothels zu nekrotischem Zelltod. Dabei platzt die Zelle, ihre Inhalte werden an die Umgebung freigesetzt. Dadurch entstehen Entzündungen, die zu Arteriosklerose und letztlich zu Herz-/Kreislauf-Erkrankungen führen. Außerdem kann das Endothel wichtige Funktionen nicht mehr erfüllen: Zum Beispiel um als Signalplattform für die Kommunikation der Organe mit dem Immunsystem zu fungieren oder um vor der Entstehung von Thrombosen zu schützen.

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse kurz vor Veröffentlichung
Aktuell konnte das Forschungslaboratorium der Abteilung für Herzchirurgie der MedUni Wien einen weiteren wissenschaftlichen Nachweis für die Schädlichkeit des Tabakrauchs erbringen: Rauchinhaltsstoffe führen dazu, dass sich Endothelzellen selbst verdauen (auch als Autophagie bezeichnet) und so – ähnlich wie durch den Einfluss von Cadmium – Gefäßschäden und -entzündungen hervorrufen. Die entsprechende Studie steht derzeit in der Letztphase der wissenschaftlichen Begutachtung und wird voraussichtlich in den kommenden Wochen veröffentlicht.

Arteriosklerose – eine der schwerwiegendsten Folgen von Tabakkonsum
Rauchen und Passivrauchen töten Menschenleben in einem Ausmaß, wie es sonst nur Kriege tun: Weltweit ist der Tabakkonsum jedes Jahr für mehr als 6 Millionen vorzeitige Todesfälle verantwortlich. Eine weitaus höhere Zahl von Menschen leidet zudem unter oft schweren chronischen Erkrankungen, die auf Tabakkonsum zurückzuführen sind.

Allgemein bekannt ist, dass Rauchen und Passivrauchen zu massiven Erkrankungen der Lunge führt. Tabakrauch führt darüber hinaus aber auch zur als Arterienverkalkung bekannten Arteriosklerose. Diese sich langsam entwickelnde, massive Systemerkrankung der Schlagadern verläuft über Jahre und Jahrzehnte symptomlos, bis sie sich manifestiert – durch Thrombosen, Angina pectoris, Herzinfarkt, Schlaganfall und plötzlichen Tod. Die Folgen von Arteriosklerose sind in den westlichen Industrienationen die Todesursache Nummer 1.

Internationale Konferenz zum Thema Rauchen 2011 in Wien
Die „International Society for the Prevention of Tobacco Induced Diseases“ wählte heuer Wien als Veranstaltungsort ihrer jährlichen Konferenz. Ziel dieser Gesellschaft mit Mitgliedern aus allen Kontinenten ist der weltweite Schutz vor Krankheiten, die durch Tabak verursacht werden. Die Konferenz gibt den TeilnehmerInnen die Möglichkeit zur umfassenden Information. Das Themenspektrum reicht von der Grundlagenforschung und ihrer klinischen Relevanz über die Therapie von RaucherInnen bis hin zu soziologischen, gesellschaftlichen und politischen Aspekten. Die Konferenz beginnt am 21. September 2011 und dauert bis 23. September. Nachdem die Konferenz in den letzten Jahren unter anderem in Japan, Kanada, USA und Hongkong ausgetragen wurde, findet sie heuer im Wiener Billrothhaus (Frankgasse 8, 1090 Wien) statt.

Service
» Anmeldung zur Konferenz 2011 der „International Society for the Prevention of Tobacco Induced Diseases“

» Literaturtipp: Cigarette Smoke Toxicity: Linking Individual Chemicals to Human Diseases, David Benhard (Editor)

» <link news-und-topstories de _blank external-link-new-window external link in new>Massive Feinstaubbelastung durch Zigarettenrauch