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Welttag des Darms: Magenverkleinerung erhöht Allergiewahrscheinlichkeit

Nahrungsbestandteile gelangen quasi „unverändert“ in den Darm, da nicht genug Verdauungssäfte gebildet werden

(Wien, 04-11-2015) Magenverkleinerungen können bei betroffenen PatientInnen das Risiko, eine Allergie zu entwickeln, mitunter deutlich erhöhen. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Medizinischen Universität Wien gekommen, die in Zusammenarbeit der Universitätsklinik für Chirurgie um Gerhard Prager mit dem Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung an der MedUni Wien entstanden ist. Wird ein Großteil des Magens entfernt, gelangen Nahrungsbestandteile quasi „unverändert“ in den Darm, da nicht mehr ausreichend Verdauungssäfte gebildet werden. Im Darm steigt dadurch das Risiko für Allergien. Das betont Studien-Autorin Eva Untersmayr-Elsenhuber anlässlich des Welttags des Darms am 7. November.

Die Studie wurde im Zuge von endoskopischen Magenverkleinerungen von stark adipösen PatientInnen durchgeführt. „Operiert wird ab einem Body-Mass-Index von 35 Kilogramm pro Quadratmeter mit weiteren bestehenden Erkrankungen und ab einem BMI von 40 Kilogramm pro Quadratmeter ohne Komorbiditäten. Und je nach Vorbefunden – die Vorbereitungszeit dauert etwa vier bis sechs Monate – sowie nur mit gültiger OP-Freigabe wird operiert“, erklärt Untersmayr-Elsenhuber.

Der Magen von stark adipösen Menschen ist meist nicht viel größer als jener von Normalgewichtigen und fasst etwa 1,2 bis 1,6 Liter. „Doch die späte Ausdehnung und somit die Sättigung unterscheidet sich deutlich – sie müssen und können mehr essen“, so die Immunologin, die sich seit 2001 der Untersuchung von Risikofaktoren für Allergieentwicklung und der Entwicklung neuer Therapien verschrieben hat.

Nach der Magenverkleinerung beträgt das Magenvolumen allerdings nur noch 15 bis 25 Milliliter. Für die PatientInnen bringt die OP eine wesentliche Steigerung der Lebensqualität, verlieren sie doch innerhalb kurzer Zeit sehr viel Körpergewicht. Doch der „Restmagen“ ist nicht mehr in der Lage, ausreichend Verdauungssäfte zu produzieren und so die aufgenommene Nahrung zur Gänze in ihre Bestandteile zu zerlegen, die nun „unverändert“ in den Darm gelangt. Da dieser als Ort der Entstehung von Allergien angesehen wird, steigt nun die Gefahr für allergische Reaktionen.

Dementsprechend aufwändig ist die postoperative Behandlung der PatientInnen, die das Krankenhaus meist schon zwei bis drei Tage nach dem Eingriff wieder verlassen können. Für die Studie wurden insgesamt 34 verschiedene Allergene getestet. Sonst werden routinemäßig alle drei Monate Vitamine, Folsäure, sämtliche Hormone inklusive Schilddrüsenwerte sowie Eisen regelmäßig kontrolliert. Nach einem Jahr folgen Kontrollen im Jahres-Rhythmus – ein Leben lang. „In Zukunft sollte aber auch das Allergierisiko bedacht und die Patienten entsprechend medizinisch betreut werden“, so Untersmayr-Elsenhuber.

Wie wichtig die richtige Ernährung und damit der Magen-Darm-Trakt zur Vorbeugung von Allergien ist, betont die MedUni Wien in einer gemeinsamen Broschüre mit dem Interuniversitären Messerli Forschungsinstitut Wien (gemeinsam mit der Vetmeduni Vienna). Neben längst allgemein gültigen „No-Go’s“ wie Rauchen und Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, zählen auch ausschließliches Stillen bis zum 4. Lebensmonat, der Verzicht auf allergenarme Diät (außer bei bestehenden Allergien), die Vermeidung von Kaiserschnittgeburten und Antibiotika-Gaben (außer wenn medizinisch notwendig) zu den empfohlenen Präventionsmöglichkeiten.

Service: Obesity Surgery
Surgical Elimination of the Gastric Digestion by Roux-en-Y Gastric Bypass Impacts on Food Sensitisation—a Pilot Study
Soheila Shakeri-Leidenmühler, Anna Lukschal2, Cornelia Schultz, Arthur Bohdjalian, Felix Langer, Tudor Birsan, Susanne C. Diesner, Elli K. Greisenegger, Otto Scheiner, Tamara Kopp, Erika Jensen-Jarolim, Gerhard Prager, Eva Untersmayr - DOI 10.1007/s11695-015-1689-4

Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie. Der Forschungscluster Immunologie mit den Schwerpunkten in den Forschungsbereichen Allergie, Entzündung und Infektion ist ein thematisch und fachlich übergreifender Forschungsverbund der Medizinischen Universität Wien.