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Weltweit neuartiges Konzept zur Brustkrebsforschung

(Wien, 28-09-2011) Auf grundlegende neue Erkenntnisse zur Entstehung und Entwicklung von Brustkrebs hofft die Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group bei der jetzt startenden Studie ABCSG 28 – POSYTIVE („Primary Operation in synchronous metastasized invasive breast cancer“), die in dieser Form weltweit einmalig ist.

Im Rahmen der Untersuchungen unter der Leitung von Florian Fitzal von der Universitätsklinik für Chirurgie an der MedUni Wien soll bei primär metastasierten Brustkrebspatientinnen der Tumor operativ entfernt werden. Das ist derzeit nicht Standard. Die erhofften Effekte: So genannte Krebsstammzellen oder vom Primärtumor ausgehende Signale wie Wachstumsfaktoren zu reduzieren oder sogar vollständig zu eliminieren – und damit eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.

„Es ist eine einzigartige Chance, den Patientinnen mit einer chirurgischen Therapie neuen Weg für ein besseres Überleben zu bereiten und mit dieser einfachen und nebenwirkungsarmen Behandlung das Grundlagenwissen über die Entstehung des Mammakarzinoms zu revolutionieren. Wenn man mit einer lokalen Therapie bei Patientinnen mit Metastasen das Überleben verbessern kann, dann müssen wir komplett umdenken. Beim Nierenzellkarzinom ist das schon prospektiv dokumentiert,“ sagt Fitzal.

Entscheidende Vorteile bei Entfernung des Primärtumors
Auch bei Brustkrebs stützen retrospektive Analysen von insgesamt mehr als 10.000 Patientinnen weltweit die Hypothese, dass die Entfernung des Primärtumors bei dieser PatientInnen-Gruppe entscheidende Vorteile bringt. Fitzal: „Rechnet man die Daten hoch, so lässt sich bei mit dieser eher einfachen und nebenwirkungsarmen Maßnahme eine relative Verlängerung des Gesamtüberlebens von bis zu 50 Prozent erzielen. Dies würde rechnerisch eine mittlere Überlebensverlängerung von 24 auf 36 Monate bedeuten.“

Bei rund 290.000 jährlichen Neuerkrankungen in Europa liegt eine primäre Metastasierung bei ungefähr vier Prozent vor, also bei 11.000 Patientinnen. „In Österreich gibt es nur an die 200 Patientinnen jährlich, die für diese Studie in Frage kommen“, sagt Michael Gnant von der Universitätsklinik für Chirurgie, der zugleich Präsident der ABCSG (Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group) ist. Er weist auch auf die Schwierigkeit der Studienfinanzierung hin: Aus finanziellen Gründen muss die Zahl der teilnehmenden ABCSG-Zentren auf 15 beschränkt werden. Zentren, die nicht teilnehmen, können und sollen aber Patientinnen an Studienzentren zuweisen.

Fitzal: „Die Studie kann nur mit Unterstützung aller österreichischen Zentren, die Brustkrebspatientinnen betreuen, erfolgreich umgesetzt werden. Wir vertrauen fest darauf, dass das Interesse allerorts groß ist. In den kommenden Wochen werden jedenfalls alle teilnehmenden Zentren freigeschaltet, damit sich Patientinnen in ganz Österreich beteiligen können.“ Die Studie befasst sich nicht nur mit dem klinischen Ergebnis, sondern auch mit der translationalen Ursachenforschung. Mehrere experimentelle Subprojekte werden zum Beispiel rund um das Thema Stammzellen oder Wachstumsfaktoren geplant, um in Zukunft für systemisch erkrankte Patientinnen den Weg für neue Therapieformen zu öffnen.

Service: Schwerpunktwoche Brustkrebs
In der Woche von 3. bis 9. Oktober 2011 finden in Österreich zahlreiche Schwerpunktveranstaltungen zum Thema Brustkrebs statt. U.a. gibt es im Uni-Campus Altes AKH am 8. Oktober (10 – 14 Uhr) den Krebsforschungslauf zu Gunsten der unabhängigen universitären Krebsforschung (www.initiative-krebsforschung.meduniwien.ac.at) und in St. Wolfgang am Wolfgangsee den Kongress „Mammakarzinom – State of the Art“ (5.-8.10. 2011) unter der Leitung von Florian Fitzal von der MedUni Wien (http://www.medacad.org/senologie-aco2011).