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Wieder mehr Masernfälle in Österreich im Jahr 2013

Virus zirkuliert in ganz Europa, weil der Durchimpfungsgrad zu
gering ist.

(Wien, 03-02-2014) Sowohl in Österreich als auch in weiten Teilen Europas gab es im vergangenen Jahr wieder mehr Masernfälle. Das ist auf einen ungenügenden Durchimpfungsgrad zurückzuführen. Das berichten die Experten des Department für Virologie der MedUni Wien in ihrer neuesten Virusepidemiologischen Information.

Die Fachleute: "Wie in vielen europäischen Ländern ist im Vorjahr die Zahl der Masernvirus-Infektionen in Österreich mit 79 EMS-gemeldeten (elektronisches Meldesystem; Anm.) Fällen im Vergleich zum Vorjahr (30 Fälle) wieder angestiegen, 43 davon wurden bei uns an der nationalen Masern/Röteln Referenzzentrale verifiziert." In Niederösterreich gab es mit 19 gemeldeten Erkrankungen die meisten.

Bei einem Masernausbruch im Raum Kitzbühel/St. Johann in Tirol erkrankten im Februar/März 2013 vor allem Kinder und Jugendliche, deren Eltern zum Teil Impfungen sehr kritisch gegenüber standen, so die Wiener Fachleute. Erstaunlicherweise sei gerade bei Personen mit hohem Bildungsniveau eine solche Impfskepsis abseits der Kenntnisnahme aktueller Zahlen oder eindeutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse verbreitet. Das werde auch in anderen europäischen Staaten, zum Beispiel in Deutschland, beobachtet.

Bei einem zweiten Ausbruch in Niederösterreich hätte der erste an Masern Erkrankte das Virus im vergangenen Jahr gar "auf sieben Personen aus dem Rettungspersonal, Krankenpflegepersonal und Ärzten im Alter zwischen 23 und 62 Jahren" übertragen. Die Fachleute weiter: "Bei drei dieser Patienten trat als Komplikation eine Pneumonie auf, die bei der ältesten Patientin lebensbedrohlich war und eine lange intensivmedizinische Behandlung erforderte."

Der größte Teil der in Österreich Erkrankten hatte jedenfalls keine Impfschutz. Die Wiener Virologen: Von den 79 Masernpatienten des Jahres 2013 im Alter von null bis 62 Jahren waren 42 Prozent sicher nicht geimpft, und bei 49 Prozent der Impfstatus unbekannt. Fast die Hälfte wurde hospitalisiert. Der Großteil der Erkrankungen (61 Prozent) entfiel auf die Altersgruppe der 15 bis 35-Jährigen,

Insgesamt wurde auch Europa-weit im vergangenen Jahr wieder ein Anstieg der Masernfallzahlen verzeichnet. Laut dem European Centre for Disease Control (ECDC/Stockholm) wurden bereits für den Zeitraum Jänner bis Oktober 2013 mit mehr 11.000 Fällen knapp 3.000 mehr Fälle gemeldet als im 2012. Mehr als 90 Prozent davon traten in Italien, Großbritannien, den Niederlanden, Rumänien und Deutschland auf. Große Ausbrüche gab es auch in Georgien, der Türkei und in der Ukraine. Die Zahl der Masern-Erkrankungen hat beispielsweise im deutschen Bundesland Bayern im vergangenen Jahr mit 787 Fällen den höchsten Stand seit 2002 erreicht. 90 Prozent der Fälle wurden in Oberbayern erfasst worden, davon allein 306 im Stadtgebiet München. 2012 gab es in ganz Bayern lediglich 70 Masern-Fälle - zehn Mal weniger als 2013.

Die Dreifach-Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) ist in Österreich im Gratiskinderimpfprogramm enthalten. Es wird die Gabe von zwei Dosen MMR-Impfstoff ab dem elften Lebensmonat empfohlen. Die zweite Teilimpfung sollte möglichst bald, frühestens jedoch vier Wochen nach der ersten Teilimpfung erfolgen. Fehlende MMR-Impfungen können in jedem Lebensalter nachgeholt werden.

Bei Erwachsenen sollte eine fehlende Immunität (Bluttest auf Antikörper) oder eine nicht vorhandene Dokumentation der MMR-Impfung (Impfpass, App) zum Nachholen der Immunisierung führen - wie bei Kindern mit zwei Dosen der Vakzine. Das gilt auch für Jugendliche. Derzeit ist diese Impfung in Österreich aufgrund der starken Masernvirusaktivität in Europa bis zu einem Alter von 45 Jahren über die Gesundheitsbehörden kostenfrei erhältlich. Besonders wichtig ist die MMR-Impfung bei Frauen im gebärfähigen Alter - vor einer geplanten Schwangerschaft soll der Immunstatus überprüft werden. Allerdings sollten Frauen im gebärfähigen Alter ein Monat vor bis ein Monat nach der Impfung nicht schwanger werden. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Tritt der Fall einer Schwangerschaft kurz nach erfolgter Impfung ein, ist das kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch.

Die Impfreaktionen bzw. Nebenwirkungen sind in den allermeisten Fällen gering: Der MMR-Impfstoff gut verträglich. (http://bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Praevention/Impfen/ oder www.keinemasern.at).