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"Wiener Deklaration" bei Tagung über Ernährung und nicht übertragbare Erkrankungen beschlossen

Karin Schindler von der Universitätsklinik für Innere Medizin III als Vorsitzende des finalen Meetings der WHO.

(Wien, 08-07-2013) Eine "Wiener Deklaration" am Ende der zweitägigen WHO-Europa-Konferenz über "Ernährung und nicht übertragbare Erkrankungen": Am 5. Juli 2013 beschlossen die Repräsentanten von 48 europäischen Staaten (28 Minister) in Wien ein Dokument, das die Mitgliedsstaaten zu verstärktem Handeln gegen Übergewicht und Adipositas bewegen soll. Weniger Fett, weniger Salz, weniger Zucker in der Ernährung und mehr Anreiz für körperliche Bewegung sollen eine Reduktion der vorzeitigen Mortalität durch diese Erkrankungen bis zum Jahr 2025 bringen.

Als Vorsitzende des Meetings, auf dem die Deklaration unterschrieben wurde, fungierte Karin Schindler von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien, die auch an der Entwicklung der Deklaration beteiligt war. Schindler ist bis August in das WHO-Regionalbüro Europa nach Kopenhagen entsandt. Sie verstärkt das Team der „Division of Noncommunicable Diseases and Health Promotion (DNP)” um Dr. Gauden Galea und Dr. Joao Breda.

Kampf gegen ungesunde Ernährung und körperliche Inaktivität
"Wir bekräftigen unsere Engagement im Rahmen europäischer und globaler Initiativen, um die wichtigen Risikofaktoren für nicht übertragbare Erkrankungen, besonders eine ungesunde Ernährung und körperliche Inaktivität zu bekämpfen", heißt es am Beginn des Dokuments.

Österreichs Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) äußerte sich zufrieden: "Erstmals haben wir in der europäischen Region der WHO eine gemeinsame Strategie im Ernährungsbereich erstellt. Alle Länder sind jetzt gefordert Gesamtstrategien im Ernährungsbereich zu erstellen, wir haben diesen Schritt in Österreich schon 2010 gesetzt (Nationaler Aktionsplan Ernährung, Anm.). Auch der Ansatz, Gesundheitspolitik in allen Politikfeldern zu machen, ist mit den Rahmen-Gesundheitszielen in Österreich realisiert worden."

Der Hintergrund: Während im größten Teil Europas in den vergangenen Jahrzehnten die Gefährdung der Bevölkerung durch Infektionskrankheiten abgenommen hat, breiten sich nicht ansteckende Erkrankungen bzw. ungesunde Lebensstile geradezu epidemieartig aus: Übergewicht und Fettsucht. Laut den jüngsten Schätzungen starben im Jahr 2010 weltweit 34,5 Millionen Menschen an nicht übertragbaren Krankheiten, das machte 65 Prozent der insgesamt 52,8 Millionen Todesfälle aus. Im Jahr 2030 könnten die nicht übertragbaren Krankheiten mehr als 50 Millionen Todesfälle fordern.

Die Situation in Österreich: Bei den sieben- bis 14-jährigen Schulkindern sind 24 Prozent übergewichtig oder adipös (fettleibig). 40 Prozent der 18- bis 64-Jährigen sind in Österreich übergewichtig, zwölf Prozent davon sind adipös. Übergewicht und Adipositas steigen mit zunehmendem Alter bei beiden Geschlechtern an, wobei beides bei Männern deutlich häufiger auftritt (Männer: 52 Prozent; Frauen: 28 Prozent). Übergewicht und Adipositas sind aber Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Atherosklerose mit Herzinfarkt, Hypertonie, Schlaganfall), Diabetes und auch für viele Krebsformen.

Deshalb wollen die europäischen WHO-Staaten entschiedene Maßnahmen setzen: "Wir anerkennen, dass eine gesunde Ernährung dazu beitragen kann, die Ziele bei den nicht übertragbaren Erkrankungen zu erreichen (...). Das umfasst eine um 25 Prozent verringerte frühzeitige Mortalität durch diese Erkrankungen bis 2025. (...) Besonders beunruhigt sind wir wegen des raschen Anwachsens von Übergewicht und Fettsucht speziell bei Kindern." Einige der geforderten Maßnahmen:

- Investitionen in Präventionsprogramme.

- Bekämpfung von sozialer Ungleichheit, was den Zugang zu Gesundheit und Nahrungsmitteln betrifft.

- Maßnahmen zur Beeinflussung der wichtigsten Risikofaktoren wie zu hohe tägliche Kalorienaufnahme, zu viele gesättigte Fettsäuren und Transfette in der Ernährung, zu viel Zucker, zu viel Salz sowie zu wenig Konsum von Obst und Gemüse. Dies soll über alle Lebensalter und Lebenssituationen der Menschen hinweg propagiert werden.

- Das WHO-Europa-Büro sollte Strategien zur Propagierung körperlicher Bewegung und einen neuen Aktionsplan in Sachen Ernährung vorantreiben.

- Die Bürger Europas sollten in Zukunft besser in die Lage versetzt werden, verantwortungsvolle Konsumentscheidungen zu treffen, was mehr Konsumenteninformation und bessere Produktdeklarationen bedingen würde.

- Es ist ein genereller Zugang zu Dienstleistungen des Gesundheitswesens bei den hauptsächlichen verhinderbaren und behandelbaren nicht übertragbaren Erkrankungen zu gewährleisten.