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Wiener Lancet-Review: Rezidivrisiko bei Venenthrombose und Lungenembolie

(Wien, 15-12-2010) Im Frühjahr hatten Ao. Univ. Prof. Dr. Paul Alexander Kyrle und Ao. Univ. Prof.in Dr.in Sabine Eichinger das „Vienna Prediction Model“ und einen „Risk Calculator“ präsentiert, mit dessen Hilfe das Rezidivrisiko bei PatientInnen mit Venenthrombose oder Lungenembolie online berechnet werden kann. Nun erschien im renommierten „Lancet“ ein eingeladener Review der beiden MedUni – ForscherInnen in Zusammenarbeit mit Frits Rosendaal (Leiden, NL).

PatientInnen mit Venenthrombose oder Lungenembolie, bei denen keine auslösende Ursache für dieses Ereignis gefunden werden konnte, haben ein hohes Rezidivrisiko. Innerhalb von 5 Jahren rezidiviert etwa ein Drittel dieser PatientInnen und etwa 10 % der PatientInnen mit Rezidiv versterben an einer Lungenembolie. Es ist daher von größtem klinischen Interesse, jene zu identifizieren, die ein besonders hohes Risiko haben und von einer lang andauernden blutverdünnenden Therapie profitieren würden.

In diesem Übersichtsartikel werden unterschiedliche Strategien zur Einschätzung des Rezidivrisikos dargelegt und bewertet. Generell ist das Rezidivrisiko bei Männern höher als bei Frauen. Klinische Charakteristika, wie Beteiligung der Venen im Oberschenkel oder Becken, Lungenembolie oder das Fehlen einer auslösenden Ursache, bewirken ein besonders hohes Rezidivrisiko. Das Thrombophiliescreening, (d.h. die Suche nach einzelnen biochemischen oder genetischen Risikofaktoren wie z. B. der Faktor V Leiden Mutation), hat beispielsweise nur einen geringen Vorhersagewert für das neuerliche Auftreten von Thrombosen und sollte daher aufgegeben werden. Neu entwickelte Vorhersagemodelle, in denen klinische Merkmale und ein globaler Gerinnungstest (D-Dimer) kombiniert werden, versprechen eine bessere Unterscheidung zwischen PatientInnen mit  hohem oder niedrigem Risiko.

Ao. Univ. Prof. Dr. Paul Alexander Kyrle und Ao. Univ. Prof.in Dr.in Sabine Eichinger (beide von der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie an der Uniklinik für Innere Medizin I) sind Principal Investigators der Austrian Study on Recurrent Venous Thromboembolism (AUREC). AUREC ist mit über 1.000 PatientInnen eine der weltweit größten prospektiven Kohortenstudien zur Untersuchung des natürlichen Verlaufs der Venenthrombose. Im Rahmen von AUREC wurden zahlreiche klinische und laborchemische Risikofaktoren für das neuerliche Auftreten von Thrombosen, unter anderem der hohe Faktor VIII oder das männliche Geschlecht, entdeckt. Zuletzt wurde ein Vorhersagemodell, das „Vienna Prediction Model“, entwickelt, das die Berechnung des Rezidivrisikos unter Zuhilfenahme eines im Web verfügbaren Risk Calculators ermöglicht.

» Lancet: „Risk assessment for recurrent venous thrombosis“

Risk-Calculator:
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