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Zahl der Krebs-Gentests durch bessere Verfügbarkeit verfünffacht: Prävention wird erleichtert

Brustkrebsmonat Oktober: Gentests ermöglichen bessere Risikoabschätzung.

(Wien, 28-09-2015) Mutationen der Gene BRCA 1 und BRCA 2 führen bei den Betroffenen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Krebserkrankung. Diese Mutationen sind mittels eines Gentests nachweisbar. Die Einführung eines neuen Medikaments hat die Therapiemöglichkeiten verbessert, das, sowie gesteigerte Aufmerksamkeit und ein niederschwelliger Zugang haben dementsprechend die Zahlen der Gentests an der MedUni Wien im vergangenen Jahr verfünffacht. Dadurch werden mehr RisikopatientInnen erkannt und frühzeitige Präventionsmaßnahmen ermöglicht.

Keimbahnmutationen in einem der beiden Brustkrebsgene BRCA1 oder BRCA2 erhöhen das Krebsrisiko bei beiden Geschlechtern, allerdings sind Frauen besonders betroffen. So erkranken diese mit 87-prozentiger Wahrscheinlichkeit im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom und mit etwa 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit an Eierstockkrebs. Schätzungen zufolge hat eine von 400 bis 700 Frauen in Österreich eine solche Mutation.

Eine molekulargenetische Untersuchung auf diese Keimbahnmutation wird an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien und dem AKH Wien seit fast 20 Jahren angeboten. Während bis vor kurzem die genetische Testung ausschließlich dazu diente, Frauen mit einer BRCA-Mutation zu identifizieren und ihnen eine individualisierte Form der Früherkennung zu ermöglichen bzw. vorbeugende Operationen anzubieten (Filmstar Angelina Jolie zum Beispiel ließ sich nach einer nachgewiesenen BRCA-Mutation vorbeugend das Brustgewebe entfernen), so hat ein positives Mutationsergebnis durch die Entwicklung einer neuen Generation von Krebsmedikamenten nun auch eine therapeutische Konsequenz. Medikamente mit dem neuen Wirkstoff Olaparib sorgen bei Eierstockkrebs-Patientinnen mit BRCA-Mutationen für signifikante Therapieverbesserungen.

Kostenloser Gentest sorgt für Gewissheit

Da diese Mutationen vererbbar sind, wurden die Kosten für den recht kostspieligen Test bisher nur für Personen mit bereits bekannten Krebsfällen in der Familie angeboten. Neu ist, dass nun auch Frauen mit einem Ovarialkarzinom auch ohne Vorhandensein einer Familienanamnese einen derartigen Test durchführen lassen können. „Für Patientinnen mit Eierstockkrebs, die eine solche Mutation besitzen, gibt es diesen Wirkstoff, der bei der Therapie große Erfolge bringt“, erklärt Christian Singer, Professor für Klinisch-translationelle Gynäkologische Onkologie Onkologe an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien anlässlich des bevorstehenden Brustkrebsmonats im Oktober, „deshalb werden Betroffene hier jetzt ebenfalls auf diese Mutationen getestet“.

Österreichweites System als Modellprojekt für Europa

Die MedUni Wien nimmt mit dem Angebot des Tests österreichweit eine Vorreiterrolle ein. 80 Krebsberatungsstellen (Kliniken, Ordinationen) aus ganz Österreich schicken Blutproben zur Testung an die Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien ins AKH Wien. „Die zentrale Durchführung des Tests und der niederschwellige Zugang haben europaweit Modellcharakter“, erklärt Christian Singer, „das und die Tatsache, dass die Krankenkassen den Test jetzt auch für Eierstockkrebs-Patientinnen bezahlen, hat dazu geführt, dass wir fünfmal so viele Tests wie bisher durchführen.“ Die dabei gesammelten Daten werden von der MedUni Wien in zahlreichen wissenschaftlichen Forschungsarbeiten ausgewertet.

Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien

Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie. Die Brustgenberatung an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde fällt in den Themenbereich des Clusters für Krebsforschung/Onkologie.