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"ZIP-Dateien" entscheidend für Langzeitgedächtnis

MedUni Wien-WissenschafterInnen klärten wichtigen Mechanismus für Merkfähigkeit.

(Wien/Oxford, 21-10-2013) Die oftmalige Wiederholung von Erinnerungen ist die Voraussetzung für die Bildung eines Langzeitgedächtnisses. Dieses Wiederholen kann auch unbewusst im Schlaf erfolgen. Wissenschafter des Zentrums für Hirnforschung der MedUni Wien haben gemeinsam mit Kollegen aus Oxford in Großbritannien dazu jetzt einen wichtigen Mechanismus klären können: Das Abspielen von komprimierten Informationsinhalten im Tiefschlaf wird durch einen speziellen Neuronentyp in Gang gesetzt.

"Es gibt bei der EEG-Ableitung (Messung der Gehirnströme; Elektroenzephalogramm; Anm.) im Tiefschlaf das Phänomen von sogenannten Ripple-Komplexen. Das sind hochfrequente Hirnwellen, die nur eine Zehntelsekunde dauern", sagte Thomas Klausberger, einer der Studienautoren, gegenüber der APA. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeiten wurden am Sonntag von "Nature Neuroscience" im Voraus online publiziert.

Die Wissenschafter fanden nun heraus, dass diese hochfrequenten Wellen von einem ganz speziellen Neuronentyp, den Axo-axonischen Zellen, initiiert werden. Diese Axo-axonischen Zellen wirken dämpfend auf die Aktivität im Gehirn. Im Tiefschlaf können sie allerdings plötzlich und konzertiert ihre Dämpfung für kurze Zeit stoppen. Dadurch starten sie die hochfrequenten Ripple-Komplexe und das rasche Abspielen von Informationen. Dieser Vorgang erfolgt aber in komprimierter Form, man könnte sich das wie ZIP-Dateien in der EDV vorstellen.

Die Wiener Wissenschafter wollen auf den nun publizierten Erkenntnissen aufbauend klären, welche der unzähligen vorhandenen Informationen vom Gehirn als relevant ausgewählt, zu "ZIP"-Dateien verpackt und ins Langzeitgedächtnis überführt werden. Möglicherweise spielt dabei auch das Dopamin-System eine Rolle.