(Wien, 27-06-2016) Etwas mehr als zehn Prozent aller Patienten, die wegen eines Prostatakarzinoms chirurgisch erfolgreich behandelt wurden, haben ein erhöhtes Risiko, dass danach ein neuerlicher Tumor auftritt – vor allem als Metastasen. Unter dem Mikroskop kann im entfernten Tumorgewebe die lymphovaskuläre Invasion (LVI), der Einbruch des Tumors in Lymph- und Blutgefäße, festgestellt werden. Diese Tumoreigenschaft ist für diese Absiedelung mitverantwortlich und kann als prognostischer Faktor herangezogen werden. Das hat Harun Fajkovic von der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien in einer Studie mit 7.000 Patienten in „Urologic Oncology“ nachgewiesen. Über den neuesten Forschungsstand dazu wird Fajkovic auch auf dem weltweit größten Kongress für Prostatakrebs „PROSCA“, der jetzt in Wien stattfindet, referieren.
Die lymphovaskuläre Invasion (LVI) bedeutet, dass bösartige Krebszellen in Blut- und Lymphbahnen „einbrechen“ und von dort weitertransportiert werden. „So können sie sich als Mikrometastasen zum Beispiel auch in der Lunge oder in der Wirbelsäule einnisten und sich langsam wieder vermehren und ein neues, rezidives Karzinom an einer anderen Stelle des Körpers hervorrufen“, erklärt Fajkovic.
Der Nachweis der LVI in Kombination mit anderen Merkmalen im pathologischen Befund des entfernten Tumors bedeutet also eine Art Alarmstufe. Auch wenn beim Patienten zum Beispiel der postoperative PSA-Wert, der gängige Tumormarker bei Prostatakrebs, unter dem kritischen Grenzwert liegt. Fajkovic: „Dann wäre es anzudenken, dem Patienten sofort eine weitere, unterstützende Therapie anzubieten, etwa eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie – und damit nicht zuzuwarten.“ Die LVI wurde auch schon bei anderen Krebserkrankungen als unabhängiger, prognostischer Faktor identifiziert, etwa bei Brustkrebs oder beim Blasenkarzinom.
In Österreich erkranken laut Statistik Austria (Stand 2013) pro Jahr knapp 5.000 Männer an einem Prostatakarzinom (Adenokarzinom). Im gleichen Zeitraum sterben etwa 1.150 der Betroffenen. Das Prostatakarzinom ist weltweit die dritthäufigste Krebsart bei Männern.
Termin: PROSCA
Von 29. Juni bis 1. Juli findet der größte weltweite Kongress für Prostata-Krebs „PROSCA“ (Global Congress on Prostate Cancer) in Wien im Palais Liechtenstein statt. Lokaler OK-Chef ist Shahrokh Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie an der Medizinischen Universität Wien. Infos: www.prosca.org
Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie. Das erwähnte Paper fällt in den Themenbereich der Krebsforschung/Onkologie.
Service: Urologic Oncology
„Validation of lymphovascular invasion is an independent prognostic factor for biochemical recurrence after radical prostatectomy.“ H. Fajkovic, R. Mathieu, I. Lucca, M. Hiess, N. Hübner, B. Awamleh, R. Lee, A. Briganti, P. Karakiewicz, Y. Lotan, M. Roupret, M. Rink, L. Kluth, W. Loidl, C. Seitz, T. Klatte, G. Kramer, M. Susani, S. Shariat. Urologic Oncology, http://dx.doi.org/10.1016/j.urolonc.2015.10.013