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Bauchspeicheldrüsenkrebs durch fachübergreifende Therapie besser behandeln

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(Wien, 15-11-2016) Am Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien steht interdisziplinäres Handeln im Zentrum der Behandlung des Bauchspeicheldrüsenkrebses.
Das schließt auch die Grundlagenforschung ein, die durch den Einsatz neuer Methoden wie der Genschere (CRISPR/Cas-9) wesentlich zum Verständnis der Mechanismen der Krebsentstehung beiträgt. Anlässlich des Welt-Pankreas-Tages am 17. November 2016 weisen die ExpertInnen  auf die Notwendigkeit des gemeinsamen Handelns von ÄrztInnen, Wissenschaft und Betroffenen hin.

In Österreich erkranken rund 1.600 Personen pro Jahr neu an Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). Im Frühstadium kann die Erkrankung durch eine Operation, bei der das betroffene Gewebe entfernt wird, geheilt werden. In späteren Stadien, vor allem wenn bereits eine Metastasierung vorliegt, kommen medikamentöse Therapien und oder Strahlentherapie zum Einsatz. Diese zeigen in vielen Fällen nur eingeschränkte Wirkung. Da die Krankheit bei 80 bis 90 Prozent der Betroffenen spät diagnostiziert wird, ist die Prognose in diesen Fällen häufig ungünstig.

Optimale Therapiestrategien
Dennoch können Betroffene in Schwerpunktzentren wie dem CCC der MedUni Wien und AKH Wien mit der derzeit bestmöglichen Therapie rechnen. Martin Schindl, Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien und AKH Wien, Spezialist für Pankreastumoren und Leiter der Pankreas-Unit des CCC (CCC-PCU): „Am CCC arbeiten wir interdisziplinär; das heißt, dass sich alle ExpertInnen, die die PatientInnen betreuen, über die Diagnose, die Therapie, auftretende Therapienebenwirkungen und die Nachsorge austauschen. Das geschieht in unseren Tumorboards, in denen wir gemeinsam die individuell beste Behandlungsstrategie entwickeln.“ In diese Therapieentscheidungen sind nicht nur ÄrztInnen aller Fächer involviert, sondern auch PsychoonkologInnen, ErnährungsexpertInnen und die PatientInnen selbst.

Studien sichern Expertise ab
Darüber hinaus ist das CCC in viele Studien involviert, die die Wirkung neuer Therapiezugänge untersuchen. So steht eine Arbeit gerade vor der Publikation, die die Wirkung eines Gewebeklebers untersucht, der die Bildung von Fisteln nach der Tumorentfernung verhindern soll.  Eine weitere Studie, die bald abgeschlossen sein wird, setzt sich mit der optimalen Therapie nicht operierbarer Tumoren auseinander. Diese werden standardmäßig mit einer Chemotherapie vorbehandelt, damit sie operiert werden können. Die laufende Studie vergleicht nun, ob eine Vorbehandlung mit einer Kombination aus Chemotherapie und Radiotherapie bessere Ergebnisse bringt als eine Vorbehandlung mit Chemotherapie allein. Schindl: „Die Ergebnisse sollten Ende des Jahres verfügbar sein und kommen dann den PatientInnen direkt zugute.“

Mechanismen verstehen
Ein weiterer Aspekt, von dem die Betroffenen profitieren, ist die enge Einbindung der Grundlagenforschung in die CCC-PCU: Die Erkenntnisse aus dem Labor fließen direkt in die klinische Arbeit ein. Umgekehrt können sich die Grundlagenforscher ohne Umwege mit Fragestellungen auseinandersetzen, die sich im Spitalsalltag stellen. Eine der wesentlichen Fragestellungen beim Pankreaskarzinom ist zum Beispiel die Metastasierung. Ihre Ursachen sind bis dato weitgehend unbekannt, was mit ein Grund dafür ist, dass sie nur schwer zu kontrollieren ist.

Paola Martinelli, Grundlagenforscherin am Institut für Krebsforschung der MedUni Wien und stellvertretende Koordinatorin der Pankreas-Unit des CCC (CCC-PCU): „Wir erstellen Modelle um jene Gene zu finden, die für den Prozess der Metastasierung relevant sind. Dabei setzen wir auf neue Technologien, wie zum Beispiel die sogenannte Genschere.“
Martinelli deaktiviert mit dieser Methode in Zellkulturen aber auch im Mausmodell verschiedene Gene mit dem Ziel, die Schlüsselgene für die Metastasierung zu ermitteln und somit zu einer Verbesserung der Therapie beizutragen.