(Wien, 01-09-2016) Die Klinische Abteilung für Onkologie der MedUni Wien und des AKH Wien stärkt im Bereich der Krebsbehandlung ihre Vernetzung mit den lokalen und regionalen Schwerpunktspitälern und erweitert ihre Konsiliartätigkeit durch telemedizinische Angebote. Das Programm „Community Oncology“ hat, neben der effizienten Steuerung von PatientInnenströmen, auch die Optimierung der Durchführung klinischer Studien zum Ziel. Das Programm ist mit Juni 2016 gestartet.
Die PatientInnenzahlen im onkologischen Bereich steigen kontinuierlich. Allein die tagesklinischen und stationären Aufnahmen zur medikamentösen Tumortherapie an den Universitätskliniken der Medizinischen Universität Wien bzw. dem AKH Wien weisen im Zeitraum von 2014 bis 2016 eine Steigerung von 10 Prozent auf. Das liegt vor allem an der steigenden Lebenserwartung der Menschen und an der Verbesserung der Therapiemöglichkeiten, wirkt sich allerdings massiv auf die Auslastung und Wartezeiten in den Tageskliniken und Stationen aus. Ein gutes Drittel der an der MedUni Wien und am AKH Wien behandelten PatientInnen stammt aus Niederösterreich und dem Burgenland. Die Betroffenen legen somit – um Routinetherapien zu erhalten – einen weiten Weg an die Klinik zurück und sind immer wieder mit langen Wartezeiten konfrontiert. Dies macht es oft schwierig, Studienprotokolle und Therapie-Schemata präzise einzuhalten. Das könnte sogar dazu führen, dass betroffenen StudienpatientInnen der Zugang zu innovativen Therapien verwehrt wird. Dies würde definitiv dem Forschungsauftrag der Medizinischen Universität und dem Fortschritt in der Krebsbehandlung entgegen wirken.
Spitzenmedizin zeit- und wohnortnah
Das Programm „Community Oncology“ wurde von Christoph Zielinski, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin I, der Klinischen Abteilung für Onkologie und des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien, angeregt und konzipiert. In weiterer Folge wurde Wolfgang Köstler, Onkologe, Leiter des Studienbüros an der Universitätsklinik für Innere Medizin I und Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC), mit der Umsetzung des Konzepts betraut. Das Programm soll sicherstellen, dass PatientInnen zeit- und wohnortnah spitzenmedizinisch versorgt werden können. Programmdirektor Köstler: „Unser erklärtes Ziel ist es, die Versorgungsqualität der PatientInnen zu verbessern. Gerade PatientInnen, die über einen längeren Zeitraum die gleiche Therapie erhalten, sind wiederholte weite Anfahrtswege oder lange Wartezeiten nicht zuzumuten. Das ist nicht nur schwer mit einem Familien- oder Berufsleben zu vereinbaren - eine lange Anreise von Angehörigen und PatientInnen, zum Teil mit Krankentransporten, kommt auch teuer.“
Diese KrebspatientInnen sollen weiterhin von den jeweiligen ExpertInnen an der Klinischen Abteilung für Onkologie untersucht werden und ein optimales Therapiekonzept erhalten. In vielen Fällen kann die Verabreichung der Therapie dann aber zeit- und wohnortnahe an regionalen Spezialabteilungen in Wohnortnähe erfolgen, wobei die ExpertInnen des CCC bei Bedarf den KollegInnen in den anderen Häusern telemedizinisch mit ihrer Expertise gerne und jederzeit zur Verfügung stehen. Selbstverständlich bietet die Universitätsklinik für Innere Medizin I neben der Routineversorgung der Wiener PatientInnen auch überregional weiterhin spitzenmedizinische Versorgung an, wie Stammzellentransplantation, die Teilnahme an klinischen Studien oder die Behandlung von seltenen Krebserkrankungen, die kleinere Spitäler auf Grund mangelnder Fallzahlen oder aus logistischen Gründen nicht durchführen können. Auch die Möglichkeit, Zweitmeinungen einzuholen oder PatientInnen erneut zu untersuchen, falls sich z.B. an der Krankheitssituation etwas geändert hat, bleibt natürlich weiter bestehen.
Forschungsstandort sichern
Das neue Programm trägt auch dazu bei, den Wissenschaftsstandort Österreich zu sichern, indem mehr PatientInnen in onkologische Studien eingebracht werden und die Zusammenarbeit zwischen den Studienbüros der beteiligten Zentren verbessert wird. Köstler: „Wir sind am Aufbau eines einheitlichen Studienregisters, das den behandelnden OnkologInnen nicht nur Auskunft darüber gibt, wo welche Studien gerade laufen, sondern auch detaillierte Informationen zu ihren Einschlusskriterien bietet. Damit möchten wir die onkologische Studienlandschaft in Ostösterreich besser abbilden und die Zusammenarbeit zwischen allen Studienzentren erleichtern. Das bedeutet auch, dass es den PatientInnen mit häufigen onkologischen Erkrankungen zunehmend ermöglicht werden sollte, wohnortnahe an klinischen Studien teilzunehmen“. Ein positiver Nebeneffekt für die lokalen Schwerpunktabteilungen ist die Standortsicherung. Köstler: „In Zeiten der Ressourcenknappheit werden nur mehr Zentren bestehen können, die entsprechende Fallzahlen und Expertise vorzuweisen haben. Wissenschaftliches Arbeiten und somit die Teilnahme an klinischen Studien sind wesentlich für die Schaffung und die Weiterentwicklung dieses Know-hows.“