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Menschen in einer unglücklichen Beziehung haben eher Suizidgedanken

Weltsuizidpräventionstag 2016 zum Motto "Kontakt herstellen, kommunizieren, kümmern"
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(Wien, 07-09-2016) Eine Beziehung schützt nicht unbedingt per se vor Suizidgedanken.  Dies zeigt eine aktuelle Studie zum Zusammenhang zwischen dem Beziehungsstatus und Suizidgedanken von Wissenschaftern vom Institut für Sozialmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien und vom Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden an der Fakultät für Psychologie der Universität Wien. Für die Allgemeinbevölkerung jungen und mittleren Alters gilt, dass, insbesondere wer in einer glücklichen Beziehung lebt, ein geringes Risiko für Suizidgedanken hat. Das betonten die Forscher anlässlich des bevorstehenden Weltsuizidpräventionstags am 10. September. 

Die stärksten Risikofaktoren, so das Ergebnis der Studie, die nun im Magazin „Crisis“ veröffentlicht wurde, zeigen Menschen, die in ihrer Beziehung unglücklich sind. Da haben sogar Singles ein vergleichsweise geringeres Risiko.

„Bisherige Daten zeigen klar, dass das Suizidrisiko einer Person geringer ist, wenn diese in einer Beziehung lebt. Die vorliegende Studie legt allerdings nahe, dass dabei auch entscheidend ist, inwieweit man zufrieden mit der Beziehung ist“, sagt Benedikt Till von der MedUni Wien. In der Allgemeinbevölkerung mittleren Alters haben eher Menschen, die in einer bestehenden Beziehung unglücklich sind und in der es ungelöste Konflikte gibt, Suizidgedanken. Am geringsten ist das Risiko für Personen, die in einer glücklichen Beziehung leben. Für die Studie wurden 382 Menschen in Österreich befragt.

Je größer die Anzahl der ungelösten Konflikte in einer Beziehung, desto manifestierter sind die Suizidgedanken, das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Depression. Unter dem Punkt „ungelöster Konflikt“ bzw. „es wird über diesen Konflikt überhaupt nicht gesprochen“ wurden am häufigsten folgende Themen genannt: Temperament des Partners (19,9 %), Kommunikation (17,4 %), persönliche (schlechte) Gewohnheiten (17,3 %), Sexualität (16,0 %) und Arbeit im Haushalt (15,5 %).

Weltsuizidpräventionstag am 10. September
Der Weltsuizidpräventionstag wird seit vielen Jahren von der International Association for Suicide Prevention (IASP) beworben und gemeinsam mit der WHO teilfinanziert. Jedes Jahr werden auf der ganzen Welt Aktivitäten durchgeführt, die auf das Thema Suizid und Suizidprävention aufmerksam machen sollen. Das diesjährige Motto lautet: ‚Kontakt herstellen, kommunizieren, kümmern‘. Partnerschaften, persönliche aber auch professionelle Beziehungen und Beziehungsangebote, stehen dabei – passend zu aktuellen Studie an der MedUni Wien – im Mittelpunkt.

In Österreich sind die Suizidzahlen generell über mehrere Jahrzehnte zurück gegangen und liegen derzeit relativ konstant bei ungefähr 1.250 Fällen pro Jahr. Anfang der 1980er-Jahre hatte es noch mehr als 2.000 Suizide in Österreich gegeben.

Informationen zum „Weltsuizidpräventionstag 2016: Kontakt herstellen, kommunizieren, kümmern“, finden Sie unter: https://www.iasp.info/wspd/.

Hilfseinrichtungen für Personen, die sich in einer Krise befinden oder Suizidgedanken haben, finden Sie unter: http://www.kriseninterventionszentrum.at/links.htm.

Service: Crisis
„Relationship Satisfaction and Risk Factors for Suicide“. B. Till, U. Tran, T. Niederkrotenthaler. Crisis 2016, DOI:10.1027/0227-5910/a000407.

 

Veranstaltung: FWF Am Puls: Suizid – Tabuthema mitten in der Gesellschaft
Mittwoch, 28. September 2016, 18:00 Uhr
Theater Akzent
Theresianumgasse 18, 1040 Wien

Vortragende:
Thomas Niederkrotenthaler
Medizinische Universität Wien, Institut für Sozialmedizin

Saskia Jungnikl
Autorin

Um Anmeldung an Katharina Schnell unter der Tel.: +43 (0)1 505 70 44 oder der E-Mail schnell@prd.at  wird ersucht.