(Wien, 11-04-2017) PatientInnen mit entzündlichen Erkrankungen bekommen oft Antirheumatika verordnet. Zusätzlich wird häufig auch ein Protonenpumpenhemmer als „Magenschutz“ empfohlen. Der klinische Pharmakologe Markus Zeitlinger und der Gastroenterologe Werner Dolak der MedUni Wien konnten in einer gemeinsamen Studie zeigen, dass diese Medikamenten-Kombination zu Entzündungen im Dünndarm führen kann. Wenn jedoch zusätzlich ein Antibiotikum (Rifaximin) verabreicht wird, bleibt auch der Darm geschützt. Die Studie wurde nun im Topjournal „Gastroenterology“ publiziert.
Wer an entzündlichen Gelenkserkrankungen oder Schmerzen leidet, nimmt häufig nichtsteroidale Antirheumatika ein, wie zum Beispiel den bekannten Wirkstoff Diclofenac. Diese Medikamente können aber die Magenschleimhaut angreifen, weshalb zusätzlich zum Antirheumatikum auch ein Magenschutz verschrieben wird. Diese Kombination schädigt jedoch den Darm. Antirheumatika können im gesamten Magen-Darm-Trakt zu Entzündungen führen, und Protonenpumpenhemmer beeinflussen die bakterielle Darmflora negativ, so dass eine Besiedelung des Dünndarmes mit unerwünschten Bakterien erfolgen kann. Auf diese Weise geschieht eine ungesunde Beeinflussung des höchst individuellen Mikrobioms, das jeder Mensch aufweist.
Live-Bilder aus dem Darm
Markus Zeitlinger von der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie und Werner Dolak von der Universitätsklinik für Innere Medizin III untersuchten sechzig gesunde ProbandInnen für einen Zeitraum von vierzehn Tagen, bei denen die medikamentös bedingten Reaktionen im Darm mittels bildgebender Kapselendoskopie überprüft wurden. Bei diesem Verfahren wird eine schluckbare Kapselkamera eingenommen, die auf ihrem Weg durch den Magen-Darm-Trakt automatisiert Bilder aufnimmt und diese nach außen an einen tragbaren Datenrekorder sendet. Die Bilder können dann am Computer analysiert werden, und die Kamera wird auf natürlichem Wege wieder ausgeschieden.
Die ProbandInnen wurden zunächst mittels Kapselendoskopie untersucht und dann in zwei Gruppen unterteilt. Einer Gruppe wurden die Wirkstoffe Diclofenac und Omeprazol als Magenschutz verabreicht und zusätzlich das Antibiotikum Rifaximin, das in Tiermodellen eine günstige Wirkung für den Darmschutz gezeigt hat. Die andere Gruppe erhielt anstelle von Rifaximin ein Placebo. Bei etwa einem Drittel aus der letzteren Gruppe wurden nach zwei Wochen anhand einer weiteren Kapselendoskopie markante Entzündungen im Dünndarm festgestellt. Die andere Gruppe der ProbandInnen, die zusätzlich Rifaximin erhalten hatte, wies signifikant weniger entzündliche Veränderungen auf, und wenn, dann waren diese weniger schwer.
Das Ergebnis der Doppelblind-Studie konnte die These erhärten, dass die zusätzliche Gabe von Rifaximin den Darm schützt. Als nächsten Schritt soll nun eine Studie erfolgen, die das Therapiekonzept an regelmäßigen Anwendern von Antirheumatika untersucht.
Service: Gastroenterology
„Rifaximin Reduces the Number and Severity of Intestinal Lesions Associated With Use of Nonsteroidal Anti-Inflammatory Drugs in Humans.“ Scarpignato C1, Dolak W2, Lanas A3, Matzneller P4, Renzulli C5, Grimaldi M5, Zeitlinger M4, Bjarnason I6.Gastroenterology. 2017 Apr;152(5):980-982. doi: 10.1053/j.gastro.2016.12.007.