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Simulationstraining für Kindernotfälle vereint Studierende der Medizin und der Krankenpflege

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(Wien, 07-02-2017) Seit dem Wintersemester 2016 finden an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien interprofessionelle Simulationstrainings mit Studierenden der Medizinischen Universität Wien und Auszubildenden der Schule für Kinder-und Jugendlichenpflege am AKH Wien statt. In diesen Übungssequenzen wird ein pädiatrisches Simulationstraining mit dem Fokus auf Kindernotfälle durchgeführt, welches durch eine/n LehrerIn für Gesundheits- und Krankenpflege und eine/n MedizinerIn interdisziplinär begleitet wird.

Leiter des Projekts Michael Wagner von der Abteilung für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien erklärt den Zugang: „Um kritische Situationen in der Pädiatrie zu meistern, erfordert es Erfahrung, Routine und ein erfahrenes eingespieltes Team. Durch medizinische Simulation kann Erfahrung frühzeitig in einem geschützten Bereich aufgebaut werden, damit der ‚Erstfall nicht zum Ernstfall‘ wird“.

Auf eine kurze Einführung zum Thema kritisch krankes Kind folgt ein praktisches Training an der Simulationspuppe. Kindernotfälle werden im Simulationsraum der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am „SimBaby“ trainiert. Die Szenarien werden per Video aufgezeichnet und anschließend mittels Videoanalyse und einer strukturierten Nachbesprechung („Debriefing“) besprochen, wobei der Fokus auf die Kommunikation und die Teamarbeit gelegt wird.
An der Klinik trainieren bereits ÄrztInnen und Pflege gemeinsam, im Studium sind bisher aber nur Medizinstudierende in einem Simulationssetting aktiv. Nachdem aber genau diese interprofessionelle Zusammenarbeit im Sinne von guter Kommunikation, Teamwork etc. sehr wichtig für das Patientenoutcome ist, beginnen in diesem Pilotprojekt Medizinstudierende und Auszubildende in der Gesundheits- und Krankenpflege gemeinsam zu trainieren mit dem Fokus auf diese „human factors“ anstelle von nur rein medizinischen Inhalten. Neben der theoretischen Ausbildung wird hier bereits früh auch die praktische Umsetzung geübt, um das Zusammenspiel der beiden Berufsgruppen zu optimieren, damit für den zukünftigen Arbeitsbeginn bereits ein guter Grundstock in Bezug auf diese Thematik gelegt ist.

Rund 70 Prozent der Zwischenfälle in Notfallsituationen, welche mit einem schlechten Outcome einhergehen, geschehen aufgrund von Defiziten im Bereich von „human factors“ und nicht auf Basis von mangelndem Fachwissen (Hunt EA, Walker AR, Shaffner DH, Miller MR, Pronovost PJ. Simulation of in-hospital pediatric medical emergencies and cardiopulmonary arrests: highlighting the importance of the first 5 minutes. Pediatrics. 2008;121(1):e34-43.2).
Das zeigt die Wichtigkeit, möglichst vielen angehenden MedizinerInnen und Gesundheits-und KrankenpflegerInnen ein solches Simulationstraining zu ermöglichen. In diesen Trainings findet nicht nur ein hohes Maß an Theorie-Praxis-Vernetzung statt, sondern werden die Folgen einer gut funktionierenden interprofessionellen Zusammenarbeit auf das PatientInnenoutcome unmittelbar sicht- und erlebbar. Kompetenzen werden trainiert und erweitert, die Kommunikation in der Notfallsituation perfektioniert, Fehlerquellen reduziert und entsprechend reflektiert. Es werden Thematiken aufgegriffen, die sonst im Studium bisher nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben, jedoch von großer Wichtigkeit sind.

„Die bisherigen Erfahrungen haben unsere Erwartungen weit übertroffen“, erzählt Michaela Bilir, Direktorin der Schule für Kinder- und Jugendlichenpflege, „so konnte sehr rasch spürbar gemacht werden, wie wichtig gute Kommunikation und klare Kompetenzverteilung in der Zusammenarbeit sowie ein gut funktionierendes Teamwork sind“.

Anita Rieder, Vizerektorin für Lehre der MedUni Wien, sieht dieses Projekt als Beispiel für die Zukunft: „ Interprofessionelle Ausbildung wird in Zukunft noch verstärkt eine Rolle in den Curricula spielen müssen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass dadurch ein unmittelbarer Impact für die Versorgung entstehen kann und die Aussicht auf Erfolg größer ist, wenn man möglichst früh in der Ausbildung damit beginnt.“

Das Pilotprojekt ist auf Initiative von Michael Wagner in Zusammenarbeit mit Ulrike Salzer-Muhar (Leiterin Bereich Lehre Kinderklinik, wissenschaftliche Leiterin der Schule für Kinder- und Jugendlichenpflege), Angelika Berger (Leiterin der Klinischen Abteilung für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie, Kinderklinik) und Michaela Bilir (Direktorin der Schule für Kinder- und Jugendlichenpflege) sowie Claudia Chlebecek und Helmut Beichler (beide Lehrende für Gesundheits- und Krankenpflege) entstanden. Unterstützend hat das Simulationsteam der Kinderklinik zur Durchführung dieses Projekts beigetragen.