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Speiseröhrenkrebs: Verlust von Muskelmasse bedeutet hohes Risiko für Überlebensdauer

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(Wien, 14-02-2017) Speiseröhrenkrebs-PatientInnen, die während der neoadjuvanten Therapie (Chemotherapie vor der Operation) an einer Verminderung der Muskelmasse (Sarkopenie) leiden, leben im Schnitt um 32 Monate kürzer als PatientInnen ohne Sarkopenie. Dies ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie, die am Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien entstanden ist. Die Studie wurde jüngst im European Journal of Cancer Surgery veröffentlicht.

Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) ist das achthäufigste Karzinom und die sechsthäufigste Todesursache im Bereich der Krebserkrankungen in Österreich. Laut Statistik Austria erkranken pro Jahr landesweit rund 420 Personen an dieser Krebsart. Damit zählt Speiseröhrenkrebs zu den selteneren Krebserkrankungen, verzeichnet aber in den letzten Jahren die stärksten Zuwachsraten. So hat sich der Anstieg der Fallzahlen bei Männern versechsfacht und bei Frauen vervierfacht, wobei Männer grundsätzlich häufiger betroffen sind als Frauen.

Zu den Risikofaktoren für das Ösophaguskarzinom zählen neben Rauchen und erhöhtem Alkoholkonsum auch die gastroösophageale Refluxerkrankung und die dadurch bedingten Zellveränderung der unteren Speiseröhre (Barrett-Metaplasie). Die Standardbehandlung bei Fällen, bei denen der Tumor fortgeschritten, aber noch nicht metastasiert ist, ist eine Therapie, in der vor der Operation eine Chemotherapie oder eine Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie verabreicht wird (multimodale Therapie). Bei lokalen Karzinomen, die nicht fortgeschritten sind, ist die Operation die Therapie der Wahl.

Ernährung und Bewegung beeinflussen Überlebenschancen
ExpertInnen für Tumorerkrankungen des Magens und der Speiseröhre am Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und des AKH Wien (CCC GET-Unit, Leitung: Sebastian Schoppmann) untersuchten in ihrer aktuellen Arbeit, in wie weit sich Sarkopenie und Körperzusammensetzung während der multimodalen Therapie verändern und ob dies einen Einfluss auf das Langzeitüberleben hat. Das Ergebnis zeigt, dass Betroffene, die zu irgendeiner Zeit der Therapie an Sarkopenie (dem Verlust der Muskelmasse ab einem definierten Grenzwert) litten, eine schlechtere Überlebensprognose hatten: sie lebten im Schnitt um 32 Monate kürzer als PatientInnen, bei denen keine Sarkopenie diagnostiziert wurde. Sarkopenie konnte somit als unabhängiger Risikofaktor identifiziert werden.

Matthias Paireder, Universitätsklinik für Chirurgie (Leitung Michael Gnant) der MedUni Wien und des AKH Wien, Mitglied der CCC-GET und Erstautor der Studie: „Sarkopenie ist nicht unbedingt eine Nebenwirkung der Chemotherapie. Sehr viele Patienten waren schon vor der Therapie sarkopenisch und es kam während der Therapie nicht zur signifikanten Zunahme der Sarkopenie. Der Grund für diesen Verlust der generellen Muskelmasse sind schlechte Ernährung und zu wenig Bewegung.“

Neue Studie geplant
In einer neuen Studie wird das Team rund um Paireder und Schoppmann untersuchen, ob ein Programm, das Ernährungsberatung und physisches Training beinhaltet, das Langzeitüberleben von PatientInnen mit Speiseröhrenkrebs deutlich verbessern könnte.

Service: European Journal of Cancer Surgery
Impact of sarcopenia on outcome in patients with esophageal resection following eoadjuvant chemotherapy for esophageal cancer. M. Paireder, R. Asari, I. Kristo, E. Rieder, D. Tamandl, A. Ba-Ssalamah, S.F. Schoppmann
Eur J Surg Oncol. 2016 Dec 14. pii: S0748-7983(16)31034-4. doi: 10.1016/j.ejso.2016.11.015