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Alwin Köhler erhält den NOMIS-Pioneer-Award

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(Wien, 23-01-2017) Alwin Köhler von den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) hat den NOMIS Foundation Pioneer Award für seine herausragende wissenschaftliche Arbeit verliehen bekommen. NOMIS ist eine private Schweizer Stiftung, die hochriskante und viel versprechende Forschungsarbeiten aller Disziplinen unterstützt – mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Arbeit von ForscherInnen, die bahnbrechende Ideen in die Realität umsetzen.

Im Laufe der nächsten drei Jahre wird die NOMIS Foundation die Köhler-Gruppe mit 1.000.000 Euro dabei unterstützen, mit der Erforschung eines Prozesses zu beginnen, der Kryptobiose genannt wird. Kryptobiose (aus dem Griechischen für „verborgenes Leben“), wird durch eine nicht messbare Stoffwechselaktivität gekennzeichnet, die bestimmte Organismen in einem ‚Dornröschenschlaf’ hält: nicht tot, aber auch nicht am Leben. Sie ist wahrscheinlich eine Form der Anpassung an schädliche Umwelteinflüsse. Sobald die Bedingungen wieder besser werden, erwachen die Tiere aus dem Zustand der Kryptobiose und kehren ins normale Leben zurück. Wie die Zellintegrität während der Kryptobiose gewahrt wird, und wie der Eintritt in und das Erwachen aus der Kryptobiose auf Molekülebene reguliert werden, sind Fragen, die noch zu beantworten sind. „Die Kryptobiose ist etwas, das mich schon seit vielen Jahren beschäftigt. Ich denke, dass das ein wirklich faszinierendes biologisches Phänomen ist, über das wir noch viel zu wenig wissen“, sagt Alwin Köhler. „Ich bin sehr glücklich, dass ich den NOMIS-Award dazu verwenden kann, eine neue Forschungsrichtung einzuschlagen. Das ist eine ganz seltene Gelegenheit in der Wissenschaft, bekannte Gefilde zu verlassen und ganz neue Wege zu gehen.“


Die vielleicht bekanntesten Tiere, die eine Kryptobiose durchlaufen können, sind die Tardigraden, auch Bärtierchen oder Wasserbären genannt. Diese achtbeinigen Tiere, die nur bis zu 1,5 mm lang werden, sind in den unterschiedlichsten Lebensräumen vom Himalaya bis zum Marianengraben zu finden. Sie leben oft in Mooslandschaften und anderen feuchten Regionen in gemäßigten Klimazonen. Tardigraden haben in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit erfahren, weil sie unter ungünstigsten Bedingungen überleben können – zum Beispiel bei vollständiger Dehydrierung, Temperaturen von -273 °C bis fast 100 °C, und hohen UV-Strahlungen. Bärtierchen wurden sogar schon ins All geschickt und kamen lebend zurück.

Die Köhler-Gruppe wird bestimmte Aspekte des Protein- und DNA-Metabolismus von Tardigraden untersuchen. Das wird zum Teil in Zusammenarbeit mit Gruppen aus Japan und den USA geschehen. „Ich werde oft gefragt, ob das eine Bedeutung für das menschliche Wohlergehen hat. Ich denke schon, wenn auch nicht auf so offensichtliche Weise. Die Degenerierung der Proteinhomöostase liegt der menschlichen Alterung und einigen neurodegenerativen Erkrankungen zugrunde. Wenn wir herausfinden, wie die Bärtierchen ihre Zellen ‚in Form halten’, können wir unter Umständen auch etwas über die menschliche Pathologie lernen. Fürs erste rate ich den Leuten aber einmal, Moos zu sammeln, mit klarem Wasser abzuspülen und Bärtierchen unter dem Mikroskop zu suchen. Sie sind da draußen und wirklich fantastisch.“

Max F. Perutz Laboratories (MFPL)
Die Max F. Perutz Laboratories (MFPL) sind ein gemeinsames Forschungs- und Ausbildungszentrum der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien am Vienna Biocenter, einem der größten Life Sciences Cluster in Österreich. An den MFPL sind rund 500 MitarbeiterInnen aus 40 Nationen in durchschnittlich 60 Forschungsgruppen mit Grundlagenforschung und Lehre im Bereich der Molekularbiologie beschäftigt.