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Riechstörungen als Biomarker der Alzheimerkrankheit

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(Wien, 12-11-2018) Im Rahmen einer medizinischen Diplomarbeit an der MedUni Wien wurde der Zusammenhang zwischen einer Riechstörung und der Entwicklung der Alzheimer-Demenz untersucht. Die Riechleistung erwies sich dabei als ein besserer Prädiktor für die Demenzvorhersage als Testverfahren zur Erfassung des Gedächtnisses für Namen.

Ein großer Teil der derzeitigen Studien zum Thema Alzheimer-Demenz befasst sich mit der Früherkennung der Erkrankung mithilfe von Biomarkern. Eine möglichst frühzeitige Diagnose und Therapie der Erkrankung verbessert die Effektivität zukünftiger, progressionshemmender Therapien.

„Das Vorstadium der Alzheimer-Demenz wird als Leichte kognitive Störung (Mild Cognitive Impairment  MCI) bezeichnet“, erklärt Elisabeth Stögmann, die Leiterin der Gedächtnisambulanz der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien, „aber auch das Beschwerdebild des subjektiven kognitiven Defizites (Subjective Cognitive Decline SCD) stellt vermutlich in manchen Fällen schon eine Prodromalphase der Erkrankung dar.“

Schon seit einiger Zeit ist klar, dass neuropathologische Veränderungen, wie die Ablagerung von pathologischen Eiweißen wie Amyloid Beta und phosphorylierten Tau, schon viele Jahre vor dem Auftreten eindeutiger kognitiver Störungen vorhanden sind. Auch in anatomischen Gehirnarealen des Riechsystems dürften diese Ablagerungen schon lange vor Ausbruch der Erkrankung bestehen, erklärt Studienleiter Johann Lehrner von der Abteilung Neuropsychologie der Universitätsklinik für Neurologie.

Im Rahmen einer medizinischen Diplomarbeit wurde der Zusammenhang zwischen einer Riechstörung und der Entwicklung der Alzheimer Demenz bei PatientInnen mit SCD und MCI untersucht. Das Studienkollektiv bestand aus 650 PatientInnen, unter ihnen befanden sich sowohl kognitiv nicht beeinträchtigte Kontrollpersonen, als auch Patienten mit SCD und MCI. Die Beurteilung der Geruchsleistung erfolgte mittels Sniffin'Sticks. Von den 650 PatientInnen nahmen 120 PatientInnen an einer Nachfolgeuntersuchung nach durchschnittlich zwei Jahren teil und bildeten die Längsschnittpopulation der Studie. 12% dieser PatientInnen erfüllten zum Zeitpunkt der Nachfolgeuntersuchung die diagnostischen Kriterien für eine Alzheimer-Demenz.

Die statistische Auswertung der Studie zeigte einen signifikanten Zusammenhang zwischen beeinträchtigter olfaktorischer Identifikationsleistung zu Studienbeginn bei PatientInnen  mit MCI und dem Vorliegen einer Alzheimer-Demenz zum Zeitpunkt der Nachfolgeuntersuchung. Die Riechleistung erwies sich als ein besserer Prädiktor für die Demenzvorhersage als Testverfahren zur Erfassung des Gedächtnisses für Namen (Semantisches Gedächtnis).

Laut Johann Lehrner könnte dieses Ergebnis als Indiz gewertet werden, dass es bei diesen PatientInnen aufgrund von neuropathologischen Veränderungen zu messbaren Veränderungen des Geruchssinns kam, während die Fähigkeiten des semantischen Gedächtnisses noch weitgehend erhalten blieben.

Lehrner sieht darin Potenzial zur Früherkennung der Alzheimer-Demenz: „Dieses Testverfahren zur Überprüfung des menschlichen Geruchssinns  sollten wir in zukünftigen, größeren Studien für die Stratifizierung des Risikos der Demenzentwicklung verwenden, damit wir herausfinden, ob das der Früherkennung der Alzheimer-Demenz eine Rolle spielen kann. Zusätzlich gibt es Hinweise, dass ein gezieltes Riechtraining den Verlauf der Alzheimer Krankheit positiv beeinflussen könnte.“

Service:
Tahmasebi R, Zehetmayer S, Pusswald G, Kovacs G, Stögmann E, Lehrner J.: Identification of odors, faces, cities and naming of objects in patients with subjective cognitive decline, mild cognitive impairment and Alzheimer´s disease: a longitudinal study. Int Psychogeriatr. 2018 Sep 21:1-13. doi: 10.1017/S1041610218001114. [Epub ahead of print]