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Alzheimer: Amyloid-β-Protein wieder als Therapieansatz im Fokus

Alzheimer-Welttag am 21. September 2018
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(Wien, 18-09-2018) Jahrelang galt das Amyloid-β-Protein als vielversprechendes therapeutisches Ziel bei der Alzheimer Demenz, doch die Studien-Ergebnisse waren eher enttäuschend. Jetzt feiert das Protein, das gemeinsam mit dem Tau-Protein als Biomarker für die Alzheimer-Erkrankung im Gehirn gilt, ein starkes Comeback: Auch eine aktuelle Phase III-Studie an der MedUni Wien unter der Leitung von Elisabeth Stögmann von der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien zeigt, dass monoklonale Antikörper, die auf die Amyloid-Ablagerungen (Plaques) im Gehirn gerichtet sind, diese Plaques auflösen können.  Jetzt soll untersucht werden, ob die Zerstörung der Plaques auch dazu führt, dass die Verschlechterung der Gedächtnisleistung zumindest gebremst wird. 

„Die nun verbesserten Ergebnisse mit den Amyloid-Antikörpern sind auch darauf zurückzuführen, dass generell eine höhere Dosis verwendet wird“, erklärt die Alzheimer-Expertin Elisabeth Stögmann. An der MedUni Wien wird in einer Phase-III-Studie der Wirkstoff Aducanumab eingesetzt, der intravenös gegeben wird. Er greift direkt die für die Alzheimer-Krankheit charakteristischen Eiweißablagerungen an und hilft, sie im Gehirn ab- und aufzulösen. Dadurch gehen die Plaques ein und verschwinden. „Nachdem diese positive Wirkung nachgewiesen ist, wollen wir nun untersuchen, ob das Verschwinden der Plaques auch dazu beiträgt, dass die Verschlechterung der Gedächtnisleistung des Betroffenen gestoppt oder vermindert werden kann. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend“, so Stögmann anlässlich des bevorstehenden Alzheimer-Welttags am kommenden Freitag. Erste konkrete Resultate wird es in etwa drei Jahren geben, glaubt die Neurologin.

Auch eine immer wieder auftretende Nebenwirkung, nämlich Ödeme (Wassereinlagerungen) im Gehirn, kann man immer besser managen. Diese Ödeme treten immer nur in der Startphase der Antikörper-Behandlung auf – fährt man die Dosis wieder zurück, lösen sich die Ödeme von selbst wieder auf und man kann mit der Therapie wie geplant fortfahren, ohne Rezidiv. Stögmann: „Der Patient oder die Patientin merken davon nichts, aber ich kann die Ödeme in der Magnetresonanztomografie (Anm.: MRT) erkennen und richtig darauf reagieren.“ Rund ein Drittel der Betroffenen entwickelt Ödeme.   

Früherkennung mittels Bluttest als Meilenstein?  
Die Antikörper gegen das Amyloid-β-Protein wirken umso besser, je früher sie dem Alzheimer-Patienten bzw. –Patientin gegeben werden. Derzeit ist man bei der Früherkennung der Krankheit, an der in Österreich derzeit rund 100.000 Menschen leiden (130.000 insgesamt haben irgendeine Form der Demenz), auf erste offensichtliche kognitive Beschwerden angewiesen, also auf Symptome, die der Betroffene selbst oder dessen Umwelt wahrnimmt. Und das, obwohl die Amyloid-β-Plaques schon 20 Jahre vorher im menschlichen Körper schlummern können, ohne bedrohlich zu werden.

Doch auch bei der Früherkennung könnte es in wenigen Jahren eine deutliche Verbesserung geben: Auf dem weltweit größten Kongress zum Thema Alzheimer, auf dem AAIC in Chicago (www.alz.org/aaic), berichtet Stögmann, wurde erstmals ein noch in Entwicklung befindlicher Bluttest präsentiert, der schon bei 50- oder 60-Jährigen Amyloid-β im Blutbild und damit das erhöhte Risiko für die Alzheimer Demenz (AD) anzeigen kann. Stögmann: „Dieser Test könnte schon in wenigen Jahren die Szene der Alzheimer-Forschung und -Behandlung total verändern“.