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Hochdotierte Forschungsgrants der EU für ForscherInnen der MedUni Wien

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(Wien, 19-09-2018) Mit Judit Simon, Eva Schernhammer, Tanja Stamm und Ruth Kutalek werden vier Forscherinnen der MedUni Wien hochdotierte Förderungen im Rahmen des „Horizon 2020“-Förderprogrammes der Europäischen Union erhalten. Ihre Forschungsanträge wurden im Teilprogramm „Gesundheit, demografischer Wandel und Wohlergehen“ eingereicht, die Verträge dazu sollen im Dezember unterzeichnet werden.

Mit „Horizon 2020“, dem weltgrößten Förderprogramm für Forschung und Innovation, ermöglicht die EU u.a. Kooperationsprojekte im großen Maßstab. Es finanziert die Zusammenarbeit mehrerer Institutionen aus verschiedenen Ländern Europas über mehrere Jahre. Dadurch sollen auch Lösungen für die „großen gesellschaftlichen Herausforderungen“ Europas gemeinsam erforscht werden.
Im Teilprogramm, das für die MedUni Wien am wichtigsten ist – „Gesundheit, demografischer Wandel und Wohlergehen“ – wurden in der jüngsten Ausschreibungsrunde 2018 vier neue Projektanträge mit MedUni Wien-Koordinatorinnen zur Förderung ausgewählt. Dies kann als besonderer Erfolg angesichts des überaus kompetitiven internationalen Wettbewerbs gewertet werden.

Tanja Stamm – Institut für Outcomes Research
Plattform für Innovation des Beschaffungswesens und Beschaffung von Innovationen  (engl.  Platform for Innovation of Procurement and Procurement of Innovation – PIPPI)


Die digitale Umsetzung im Gesundheitswesen erfordert die Beschaffung von innovativen Lösungen, wobei die öffentlich-private Zusammenarbeit eine wesentliche Rolle spielt. Diese Zusammenarbeit erfolgt oft erst rückwirkend und entspricht nicht zur Gänze den Anforderungen und Spezifikationen der GesundheitsexpertInnen. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, sollte der Bedarfsträger die führende Rolle in der Beschaffung von Innovationen im Gesundheitswesen übernehmen. Deshalb umfasst das Projekt PIPPI eine länderübergreifende praxisorientierte Gemeinschaft von europäischen Universitätskliniken, die ExpertInnen beider Seiten hinsichtlich Nachfrage und Angebot von Innovationen zusammenbringt, um gemeinsame klinische Erfordernisse für digitale Gesundheitslösungen und Beschaffungswege von innovativen Erkenntnissen festzustellen. Das Konsortium umfasst sieben große europäische Universitätskliniken, die Folgendes anbieten: Fachwissen im digitalen Gesundheitswesen, patientenzentrierte Behandlung und Beschaffung mit dem höchsten Ziel, gemeinsame klinische Herausforderungen zu meistern.

Das Projekt wird wichtige Interessensvertreter einbinden, die den gesamten Innovations-beschaffungsprozess auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene begleiten. Das Konsortium mit seinen Netzwerkpartnern wie Industrie und Financiers des Gesundheitswesens, wird ein optimales Verfahren erstellen und strukturelles Kapital und Instrumentarien rund um das Beschaffungswesen entwickeln, die über eine Plattform der Wissensvermittlung auf europäischer Ebene durch Akteure gemeinsam benutzt wird, die in die Beschaffung von Innovationen involviert sind, diese planen oder daran interessiert sind. Das Konsortium wird größeren klinischen Bedarf von 10 Universitätskliniken verteilt in ganz Europa feststellen und eine engere Auswahlliste von Herausforderungen erstellen, die für digitale Lösungen und die Beschaffung von Innovationen geeignet sind. Diese engere Auswahlliste wird zur Basis einer Machbarkeitsstudie und Vorbereitung für eine konkrete länderübergreifende vorkommerzielle Beschaffung  (PCP – Pre-commercial Procurement).

Um den zukünftigen Nutzen der Projektresultate sicherzustellen, inklusive den Langzeit-Auswertungen und Monitoring der Ergebnisse, wird das Projekt PIPPI einen Business-und Implementierungsplan entwickeln mit dem obersten Ziel die Patientenresultate zu verbessern, die Gesundheitskosten zu senken, ein Wachstum für die europäischen Industriebetriebe der Biowissenschaften zu kreieren und neue Märkte zu erschließen.

Judit Simon, Leiterin der Abteilung für Gesundheitsökonomie am Zentrum für Public Health
Gut leben, gut sterben. Ein Forschungsprogramm, um das Leben bis zum Ende zu unterstützen. (Das LIVE Projekt)


Judit Simon ist Mitantragstellerin für das Forschungsprojekt “Living well, dying well - The LIVE Project”. In diesem auf vier Jahre angelegten Projekt, koordiniert von der ErasmusMC in Rotterdam, werden WissenschafterInnen aus 13 Ländern gemeinsam daran arbeiten, den Wissensstand bezüglich Palliativversorgung in Europa zu verbessern, um konkrete Empfehlungen für gesundheitspolitische Maßnahmen ableiten zu können.
Das LIVE-Projekt zielt darauf ab, die Effektivität und Kosteneffektivität von zwei innovativen Interventionen im Bereich der Palliativmedizin und Sterbebegleitung zu untersuchen: ein Instrument zur Optimierung des Medikamentenmanagements und ein Freiwilligenprogramm. Durch das LIVE-Projekt soll weiters ein besseres Bild über die Bedenken, Erwartungen und Präferenzen von sterbenden PatientInnen in Krankenhäusern und deren pflegenden Angehörigen erhalten werden. Darauf aufbauend soll ein erstes Set von Ergebnisindikatoren für die Pflege von sterbenden Patienten erarbeitet werden. Judit Simon (Principal Investigator) und Claudia Fischer (Lead Researcher) werden dabei das Arbeitspaket zum Thema Kosteneffektivität leiten.

Eva Schernhammer, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie, Zentrum für Public Health
HERA (Health Environment Research Agenda) integriert Forschung im Bereich Umwelt und Gesundheit: eine Vision für die EU


Das übergeordnete Ziel von HERA ist es in der EU durch einen holistischen, systemischen und umfassenden Ansatz Prioritäten im Umwelt- und Gesundheits-Forschungsprogramm zu setzen. Diese Forschung soll dazu dienen die Entscheidungsfindung zu fördern und die Erreichung der höchsten Ziele zu unterstützen um die Qualität des Ökosystems und der Gesundheit des Menschen zu verbessern.

Ruth Kutalek, Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin am Zentrum für Public Health, Leiterin der Unit Medical Anthropology and Global Health

SoNAR-Global – Ein globales sozialwissenschaftliches Netzwerk für Bedrohungen durch Infektionskrankheiten und antimikrobielle Resistenzen


Neue globale Krankheitsbedrohungen (wie etwa Ebola, Zika, MERS oder Influenza) machen deutlich, wie komplex die Beziehungen zwischen Menschen und Tieren, Krankheitserregern und der Umwelt sind. Wir sehen, wie durch verstärkte Mobilität, demographischen Wandel, ökologische Störungen oder veränderte ökonomische Aktivitäten neue oder auch bekannte Infektionskrankheiten plötzlich unerwartet agieren (wie etwa bei der Ebola-Epidemie in Westafrika) und zu Bedrohungen werden können. Damit zusammenhängend können wir auch ein Ansteigen bei mikrobiellen Resistenzen feststellen, die etwa durch den unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin verursacht werden. Diese komplexen Herausforderungen erfordern eine interdisziplinäre Herangehensweise, die den Menschen mit seinen sozialen und ökologischen Aktivitäten in den Mittelpunkt der Forschung stellt.

SoNAR-Global ist ein globales Konsortium von SozialwissenschafterInnen (aus Anthropologie, Soziologie, Geschichtswissenschaft, Politikwissenschaft, Demographie, Ethik und Ökonomie), die sich auf neu auftretende Infektionskrankheiten und antimikrobielle Resistenzen spezialisiert haben. Im Rahmen des Projekts wird ein Netzwerk entwickelt, das die aktive Einbeziehung von sozialwissenschaftlicher Expertise im Falle von Krankheitsausbrüchen in Europa und dem globalen Süden gewährleistet und auch in der Prävention tätig sein wird. SoNAR-Global wird neue Modelle für Gesundheitssysteme vor Ort entwickeln, die sicherstellen, dass die betroffene Bevölkerung von Beginn an (etwa bei einer Epidemie) aktiv in Entscheidungsprozesse einbezogen wird, um so die Zusammenarbeit zwischen Entscheidungsträgern zu erleichtern. Um personelle Kapazitäten und Expertise zu stärken, werden zudem Trainingsmodelle entwickelt, die SozialwissenschafterInnen für Bedrohungsszenarien speziell ausbildet. SoNAR-Global wird internationale Institutionen und politische Entscheidungsträger in kritischen Situationen aktiv unterstützen, um die Wirksamkeit von Präventions- und Reaktionsmaßnahmen zu verbessern.

Das Projekt SoNAR-Global verfügt über ein Budget von drei Millionen Euro und umfasst insgesamt 11 Partner aus Europa, Afrika und Asien. Koordiniert wird das Projekt vom Institut Pasteur, Paris. Die Medizinische Universität Wien ist mit der Medizinanthropologin Ruth Kutalek im Projekt als Principal Investigator vertreten, Elena Jirovsky wird Lead Researcher sein.