(Wien/APA, 02-07-2019) Mithilfe eines eigenen Expertenausschusses möchte die Österreichische Ärztekammer (ÖAK) krankhaftes Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen eindämmen und präventiv verhindern. Ein kleines und entscheidungsfähiges Team soll in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium Konzepte entwickeln, umsetzen und auswerten können, hieß es bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien.
"Das Massenphänomen krankhaftes Übergewicht ist eine gesundheitliche, gesundheitspolitische und gesundheitsökonomische Zeitbombe", sagte Ärztekammer-Vize Johannes Steinhart. Jedes dritte Kind zwischen sechs und neun Jahren sei aktuell von Adipositas betroffen, was schon im jungen Alter zu schweren Erkrankungen führen kann. Aus diesem Grund erarbeitete die Ärzteschaft gemeinsam mit Ernährungsmedizinern der MedUni Wien den "Aktionsplan Adipositas".
Ernährungsmedizinisches Expertenboard: ÖÄK, Gesundheitsministerium und MedUni Wien
Konkret sollen unabhängige österreichische und internationale Ernährungsfachleute Konzepte zur Eindämmung von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen entwickeln, deren Umsetzung begleiten und die Ergebnisse auswerten. Dies soll in einer noch nicht fixierten Kooperation mit dem Gesundheitsministerium geschehen.
Bis zum Jahr 2020 erwartet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von jedem Mitgliedsstaat geeignete Konzepte gegen Adipositas. "Zusammenfassend geht es dabei um das Ziel der Vermeidung vorzeitiger Todesfälle und der signifikanten Verringerung der gesundheitlichen Belastung durch Adipositas", sagte Kurt Widhalm, Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin. Solche und viele weitere Schritte müssen wissenschaftlich begleitet werden. Widhalm: „Es ist sehr zu begrüßen, dass sich neben der Ärztekammer auch die MedUni Wien an diesem Prozess beteiligen wird.“
Einige Voraussetzungen wurden bereits geschaffen. Demnach entwickelte die ÖAK einen neuen Gesundheitspass für Kinder und Jugendliche zwischen sieben/acht und 16/17 Jahren. Zudem gäbe es umfangreiche Gesundheitsdaten von Schulärzten, die noch nicht ausgewertet wurden. Ebenso haben 1.600 Ärzte in Österreich das Diplom für Ernährungsmedizin absolviert. "Diese Expertise ist zum Erreichen der WHO-Vorgaben unverzichtbar", sagte Steinhart.
Auf dem Weg zum Ziel muss sich vieles ändern. So empfiehlt eine in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichte Studie maximal 35 Gramm Fleisch am Tag, was auch der globalen Erwärmung entgegenwirkt. "Für die Produktion von einem Kilogramm Fleisch sind etwa sechs Kilogramm pflanzliches Tierfutter erforderlich", sagte Wildhalm. Zudem sei Fleisch der größte Faktor des nahrungsmittelbedingten Treibhausgas-Ausstoßes.
(APA) fwi/gl/lor