(Wien, 03-04-2020) Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) unterstützt Wiener Universitäten und Forschungseinrichtungen mit der „COVID-19 Rapid Response Förderung“. Insgesamt 24 Projekte aus unterschiedlichen Disziplinen werden mit je maximal 50.000 Euro gefördert, um zeitnah potenziell lebensrettende Forschung zu betreiben und wertvolle Daten zu sammeln. Drei Projekte laufen unter Führung der MedUni Wien.
Die SARS-CoV-2-Pandemie stellt die gesamte Welt und damit auch Österreich vor enorme Herausforderungen, der Wissenschaft kommt bei der Bewältigung der Krise eine entscheidende Rolle zu – daher hat der WWTF ad hoc die „COVID-19 Rapid Response Förderung“ ins Leben gerufen. Sie soll der Forschung dabei helfen, zeitnah wertvolle Daten zu erheben, die u.a. gebraucht werden, um jetzt rasch reagieren zu können.
Insgesamt stellt der WWTF hierfür mehr als eine Million Euro zur Verfügung, dotiert aus Mitteln des privat-gemeinnützigen WWTF sowie für einzelne Projekte auch von weiteren privaten Akteuren, darunter die MEGA-Bildungsstiftung der B&C und Berndorf Privatstiftungen. Gefördert werden 24 Projekte von Wiener Universitäten und Forschungseinrichtungen in sechs Kategorien:
• Das Virus verstehen und bekämpfen;
• Ausbau der Testkapazitäten;
• Epidemiologie und Public Health;
• Gesellschaft in der Krise;
• Bildung und Schule sowie
• Wirtschaft und Logistik.
Drei dieser geförderten Projekte laufen unter Führung der MedUni Wien:
SARS CoV-2: Mental Health in Österreich
Thomas Niederkrotenthaler, Benedikt Till, Marlies Braun, Stefanie Kirchner, Hannah Metzler, David Garcia (alle Medizinische Universität Wien) in Kooperation mit: David Garcia, (Complexity Science Hub (CSH) und Medizinische Universität Wien)
Sars-CoV-2 stellt für viele, insbesondere vulnerable Gruppen, eine nie dagewesene psychische Belastung dar. In einer für die Bevölkerung repräsentativen Umfrage soll regelmäßig (April - Dezember 2020) standardisiert erhoben werden, wie sich die mentale Gesundheit (Depressivität; Suizidalität; häusliche Konflikte / Aggression; prosoziales Verhalten) entwickeln. Auch wird erhoben, wie diese Daten mit Public Health Maßnahmen zur Eindämmung, kollektiven Stimmungslagen in sozialen Medien und der Inanspruchnahme von psychosozialen Hilfseinrichtungen assoziiert sind. Schlussendlich soll erhoben werden, welchen Beitrag Social Media Daten zur rechtzeitigen Planung von Interventionen leisten können, indem sie zur Vorhersage psychischer Gesundheit genutzt werden.
Selbstberichtetes COVID-19 Symptomtracking mit Hilfe einer anonymisierten Online Umfrage
Tanja Stamm, Zentrum für Medizinische Statistik der Medizinischen Universität Wien in Kooperation mit Erika Mosor, Valentin Ritschl, Maisa Omara, Martin Posch, Franz König, Matthias Wielscher, Michael Hiesmayr (alle Medizinische Universität Wien); Susanne Perkhofer (FHG Innsbruck); Michael Schirmer ( Medizinische Universität Innsbruck); Angelika Rzepka, Bernhard Pfeifer, Peter Kastner, Anton Dunzendorfer (alle Austrian Institute of Technology), Florian Stigler, Martin Sprenger (alle Medizinische Universität Graz), Siegfried Walch und Nils Mevenkamp (alle Management Center Innsbruck)
Ziel ist es, mögliche Verlaufsformen von COVID-19 zu beschreiben und die Zahl möglicher infizierter Personen in umschriebenen Populationen einschätzen zu können, da Tests derzeit nicht für alle angeboten werden. Der Online-Fragebogen, der auf Basis der WHO-Symptombeschreibungen entwickelt wurde, soll von möglichst vielen Personen täglich befüllt werden. Der Fragebogen kann entweder völlig anonymisiert mittels Online-Survey oder mittels Registrierung der Email-Adresse ausgefüllt werden. Er kann auch zur selbstberichteten Erhebung der Outcomes hospitalisierter Personen verwendet werden. Eine Validierung mittels serologischer Tests zu einem späteren Zeitpunkt wäre möglich. Ein Vorprojekt wurde bereits in Vorarlberg gestartet.
Merkmale und COVID-19-Verlauf bei Beschäftigten im Gesundheitswesen
Galateja Jordakieva (Universitätsklinik für Physikalische Medizin, der Medizinischen Universität Wien) gemeinsam mit Ruth Kutalek (Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin, Medizinische Universität Wien) in Kooperation mit: Richard Crevenna, Maren Jeleff, und Elena Jirovsky
In diesem interdisziplinären Projekt werden wir die Arbeitssituation von Beschäftigten im Gesundheitswesen erheben, die Kontakt mit bestätigten Covid-19 PatientIinnen haben. Es werden besonders jene inkludiert, die selbst an Grunderkrankungen leiden, die als Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf gelten (z.B. Herz-Kreislauf-, oder Atemwegserkrankungen, Diabetes). Methodisch wird eine angepasste Version eines leicht verfügbaren WHO-Protokolls zur Bewertung der 2019-nCoV-Infektion bei Beschäftigten im Wiener Gesundheitswesen angewandt. Darüber hinaus werden die Arbeitsplatzsituation und die Bewältigungsstrategien von Gesundheitspersonal mithilfe eines explorativen qualitativen Ansatzes (halbstrukturierte Interviews) erhoben. Die Ergebnisse werden dazu dienen, derzeitige Maßnahmen zu verbessern und in künftige Risikoüberlegungen miteinbezogen.
Über den WWTF
Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) ist der einzige größere privat-gemeinnützige Forschungsförderer in Österreich. Seine Aufgabe ist die Finanzierung von Spitzenprojekten in der wissenschaftlichen Forschung. Gleichzeitig hat der WWTF zum Ziel, höchsttalentierte junge ForscherInnen an den Standort Wien zu binden. Mit einem Jahresbudget von ca. 12 Millionen Euro, das überwiegend von einer Privatstiftung gestellt wird, fördert der WWTF dort, wo Wien bereits große Stärken aufweist und konzentriert seine Mittel auf die Felder Life Sciences, Informations- und Kommunikationstechnologien, Kognitionsforschung sowie Umweltsystemforschung.
Die MedUni Wien ist als Kooperationspartner auch an weiteren Projekten beteiligt. Eine Auflistung gibt es auf der WWTF-Website.