(Wien, 04-12-2020) Das mittlerweile 8. Interdisziplinäre Simulationstraining der Klinischen Abteilung für Geburtshilfe und Feto-Maternale Medizin der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und der Universitätsklinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie von MedUni Wien und AKH Wien stand diesmal (17. bis 20. November 2020) ganz im Zeichen der COVID-Pandemie und den damit verbundenen besonderen Schutzmaßnahmen für das medizinische Personal. Mittels der Simulationspuppe Noelle wurden akute, nicht vorhersehbare Geschehen simuliert.
Das Training im Kreißsaal wurde unter der Leitung von Dagmar Bancher, Alex Farr und Herbert Kiss sowie Bernhard Rössler und Karl Schebesta (Team Medizinische Simulation und PatientInnensicherheit) der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesie organisiert.
Interdisziplinäre Simulation ist die Methode der Wahl, um medizinische Vorgänge und komplexe Abläufe zu perfektionieren. Die Ausbildungsgänge enthalten alle 3 Elemente der Problemlösung (Skills, Algorithmen und Leitlinien sowie Non-Technical-Skills).
Im diesjährigen Training wurden akute, nicht vorhersehbare Situationen simuliert, welche mittels high-fidelity gut zu üben sind. Mittels Simulator wurden die einzelnen Schritte der COVID-19 Schutzmaßnahmen, inklusive An- und Ausziehen der Schutzkleidung, sowie Trennung der PatientInnenströme (potentiell infektiös versus nicht infektiös) im Akutfall trainiert. Die teilnehmenden ÄrztInnen, Hebammen und MitarbeiterInnen der Pflege wurden in das akute Geschehen hineinversetzt und mussten Schritt für Schritt unter den besonderen Bedingungen die Notfallsituation bewältigen.
Die Ziele des Trainings waren das strukturierte Erarbeiten und szenarienbasierte Trainieren der aktuell gültigen Guidelines zum Management bei COVID-19. Besonderes Augenmerk wurde auf die Zusammenarbeit im Team und non-technical Skills gelegt.
Nach theoretischer Einführung in die internationalen und hausinternen Leitlinien wurde das real-time Szenario abgehalten. Unter Videoaufzeichnung und direkter Übertragung nach außen wurde ein Hot Debriefing durchgeführt. Sämtliche im Kreißsaal beteiligten Berufsgruppen wie Hebammen, GeburtshelferInnen, AnästhesistenInnen und Anästhesiepflege waren am Training aktiv beteiligt. Die multidisziplinäre Ausrichtung gewährleistete die Optimierung der Schnittstellen und förderte das gegenseitige Verständnis für das komplexe Geschehen.
„Die aktuelle Situation der Pandemie fordert uns klinisch sehr, da wir in der Geburtshilfe mit akuten Situationen konfrontiert werden, ohne, dass ein aktueller SARS-CoV-2-Status der unter Umständen symptomatischen Frau vorliegt. Es kann aber vorkommen, dass diese Patientin eilig von den AnästhesistInnen intubiert werden muss.“, erklärt Alex Farr, „Das äußerst positive Feedback der TeilnehmerInnen bestärkt uns in der Absicht, Trainings wie diese auch in den nächsten Jahren und abseits der Pandemie durchzuführen.“
Neonatologisches Training für Hebammen und GeburtshelferInnen
Im Anschluss an das interdisziplinäre Simulationstraining im Kreißsaal fand ein neonatologisches Training für Hebammen und GeburtshelferInnen in Zusammenarbeit mit dem Simulationsteam der Klinischen Abteilung für Neonatologie, pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie statt. Ziel dieses Trainings war es, neben Theorie in der Neugeborenen-Erstversorgung (Newborn Life Support) ein praktisches Training in der Basis-Neugeborenen-Erstversorgung und Reanimation in interprofessionellen Kleingruppen mit anschließend strukturierter Nachbesprechung anzubieten. Zusätzlich förderte das Training den interdisziplinären Austausch, der in der Versorgung von Neugeborenen auch sehr wichtig für die PatientInnensicherheit ist.
„Hebammen sind als ständige Bezugspersonen der Patientinnen meist direkt am Geschehen und müssen im Notfall adäquat reagieren und kommunizieren können. Bei der Versorgung von Patientinnen mit geburtshilflichen Notfällen ist die reibungslose Zusammenarbeit im interdisziplinären Team besonders wichtig. Dazu gehört, zusätzlich zur fachlichen Qualifikation, miteinander kommunizieren zu können. Beides wird mit dem Training gefördert“, so Christa Hauser-Auzinger, Leiterin der Hebammendienste im Universitätsklinikum AKH Wien.
In den nächsten Jahren sollen die neonatologischen Simulationstrainings im Zuge der verstärkten interdisziplinären Zusammenarbeit im Comprehensive Center for Pediatrics weiter gefördert und ausgebaut werden.