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Birkenpollen-Saison wird intensiv

Allergische Beschwerden unterscheiden sich von einer viralen Atemwegsinfektion
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(Wien, 19. März 2020) Das Coronavirus SARS-2 CoV hält ganz Österreich zurzeit in Atem. Nun kommt für Menschen mit Atemwegsallergien auch noch der Pollenflug der Birke dazu – der heuer um etwa zwei Wochen früher einsetzt und überdies besonders intensiv ausfallen wird. Für sie ist wichtig zu wissen, wie sich die Symptome einer Allergie von jenen einer viralen Atemwegserkrankungen wie COVID-19 oder Influenza unterscheiden. Denn die Beschwerden sind sich ähnlich, können somit leicht verwechselt werden und zu Unsicherheit führen.

Der Winter 2019/2020 war ungewöhnlich mild – der zweitwärmste der Messgeschichte.1 Die Pollensaison startete daher heuer mit der Blüte von Hasel und Erle vor allem im Westen Österreichs um sieben bis zehn Tage früher und auch deutlich stärker als im langjährigen Schnitt. Dazu bescherte das ständige Auf und Ab der Temperaturen in den letzten Wochen AllergikerInnen eine wahre Hochschaubahn an belastungsintensiven und -freien Tagen. Der Spuk hat nun aber ein Ende, denn vor allem in den Niederungen sind Hasel und Erle großteils abgeblüht. Die nächste Belastungswelle folgt mit der Esche, deren allergologisches Potenzial oft unterschätzt wird. Ihr Pollenflug hat bereits begonnen und wird heuer voraussichtlich ebenfalls intensiver ausfallen.

 

Starke Birkenblüte erwartet
Wenn die Temperatur demnächst konstant auf über 15 Grad Celsius klettert, beginnt die Birke ihren Pollen an den Wind abzugeben. „Die Pollenmenge wird heuer deutlich über dem langjährigen Schnitt liegen – sogar noch über jener des Vorjahres, die ohnehin schon hoch war“, informiert Maximilian Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst der MedUni Wien. Damit wird der beliebte Alleebaum sein biologisches Muster (einer schwächeren Saison folgt eine starke) unterbrechen. Bastl: „Derzeit sieht es so aus, als würde in allen Regionen Österreichs eine stärkere Birkenpollensaison bevorstehen, die dazu um rund zwei Wochen früher als üblich beginnt.“

 

Plötzlicher Blühbeginn stresst Pflanze und Immunsystem
Die Birke ist als häufiges und starkes Allergen bekannt. Etwa die Hälfte aller AllergikerInnen reagiert (auch) auf Birkenpollen. „Heuer werden AllergikerInnen voraussichtlich besonders stark leiden, denn neben der Pollenmenge hat auch der Verlauf der Saison wesentlichen Einfluss auf die empfundene Belastung“, sagt Berger und erklärt: „Steigt die Pollenkonzentration langsam an, kann sich der Körper besser auf die Belastung einstellen und empfindet die Saison als nicht so stark. Setzt der Pollenflug jedoch schlagartig ein, so wie das heuer der Fall ist, wird die Saison als stärker wahrgenommen.“ Auch die zunehmende Belastung durch Luftschadstoffe fordert ihren Tribut. Laut Berger geraten die Pflanzen dadurch unter Stress und bilden mehr Allergen. Laut Berger geraten die Pflanzen dadurch unter Stress und bilden mehr Allergen. Um dem Einfluss der Luftqualität auf den Beschwerdezustand der Allergiker gerecht zu werden, wurde die Pollen App des Österreichischen Pollenwarndienstes überarbeitet und der AQI (AirQualityIndex) des Kooperationspartners Copernicus in die App aufgenommen.


Pollenallergie oder virale Atemwegserkrankung?
Häufig werden allergische Symptome fälschlich als viraler Infekt missinterpretiert. „Aktuell verunsichert das besonders, da Viele fürchten, an COVID-19 erkrankt zu sein“, sagt Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung an der MedUni Wien und Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI). Die Expertin erklärt die wesentlichen Merkmale einer Allergie:

 

 

 

Pollenallergie

COVID-19 (Coronavirus), Quelle: Robert Koch Institut

Zeitpunkt / Beginn

Tritt jedes Jahr etwa zur gleichen Zeit auf: Birkenpollenallergie Ende März, Gräserpollenallergie Anfang/Mitte Mai

 

Plötzlicher Krankheitsbeginn

Verlauf

Ändert sich während der Pollensaison immer wieder

80% der Fälle verlaufen mild bis moderat. In schweren Fällen ist eine rasche Verschlechterung möglich

Symptome an Augen und Nase

Beschwerden sind in erster Linie hier spürbar:

Die Augen jucken und sind oftmals – durch eine Entzündung der Bindehaut – gerötet. Die Nase juckt oft ebenfalls und läuft permanent oder ist verstopft. Es kann zu Niesanfällen kommen, sobald man einer vermehrten Pollenbelastung ausgesetzt ist (Infotipp: der Österreichische Pollenwarndienst informiert stundenaktuell!)

Keine Beschwerden an Augen und Nase

Fieber

Nein

Ja, ist ein Leitsymptom

Atemwege

Durch die allergiebedingt verengten und verschleimten Bronchien kann es zu Atemnot (bis Asthma) und pfeifenden Atemgeräuschen („Giemen“) besonders beim Ausatmen kommen

Starker trockener Husten & Kurzatmigkeit

In sehr schweren Fällen Lungenentzündung, schweres akutes Atemwegssyndrom oder Lungenversagen

Allgemeinbefinden

Abgeschlagenheit und Müdigkeit sind häufige Folgen von schlechtem Schlaf: Durch ungenügende Nasenbelüftung nach Allergenkontakt besteht Sauerstoffmangel der roten Blutkörperchen

Müdigkeit, Abgeschlagenheit im Rahmen der Allgemeinsymptome bei viralem Infekt, mitunter Schmerzen von Muskeln, Gelenken, Hals und Kopf. Manchmal Übelkeit/Erbrechen und Durchfall

Behandlung der Symptome

Die Beschwerden verbessern sich bei Einnahme bzw. Verabreichung Symptom-lindernder Medikamente wie Antihistaminika und Kortison

Symptomatische Behandlung (z.B. fiebersenkende Medikamente - vorrangig Paracetamol) und Bettruhe. Bei schwereren Fällen 1450 anrufen

Ursächliche Behandlung

Allergen-spezifische Immuntherapie: seit vielen Jahren bewährt & nachhaltig wirksam

Noch keine ursächliche Therapie verfügbar

Prävention

Allergenvermeidung (z.B. Pollenfilter, Vermeidung von Outdoor-Aktivitäten abhängig vom Pollenflug, Aufenthalte am Meer)

Infektionsprophylaxe (durch Hygiene-Maßnahmen, Einschränkung sozialer Kontakte und Reisetätigkeit)

Linktipps:

www.pollenwarndienst.at – Individuelle Pollenbelastung (durch Führen des Pollentagebuches und Download der Pollen-App), Pollen-Fragebogen kann erste Hinweise auf eine Allergie geben etc.

www.allergenvermeidung.org – Informationsplattform für AllergikerInnen