(Wien, 14-09-2020) Dem Team um Martin Andreas von der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie von MedUni Wien und AKH Wien ist es in einer komplexen Operation gelungen, einer Patientin ein neues Implantat zur Behandlung einer Mitralklappeninsuffizienz einzusetzen. Für die Patientin war der minimalinvasive Eingriff die einzige Therapiemöglichkeit.
Bei der Mitralklappeninsuffizienz handelt es sich um eine der häufigsten behandlungsbedürftigen Herzklappenerkrankungen. Bei dieser Erkrankung schließt die Mitralklappe nicht mehr richtig, wodurch es zu einem Rückstau des Blutes im linken Vorhof kommt. Atemnot ist eine der schwerwiegenden Folgen. Um die Erkrankung zu behandeln, wurde ein neuartiges Implantat entwickelt: das Carillon-System. Es werden dabei zwei Anker implantiert, die von einem Formband umgeben sind, wodurch der gefährliche Blutrückfluss verringert wird.
Minimalinvasiver Eingriff für Patientin besonders wichtig
Das Besondere an dem neuen Implantat ist, dass weder die Mitralklappe selbst noch zukünftige Behandlungsoptionen beeinträchtigt werden und dass es minimalinvasiv eingesetzt werden kann.
"In diesem speziellen Fall war das Carillon-System die einzige Therapiemöglichkeit für die Patientin. Sie hatte bereits eine schwere Operation hinter sich und das Herz war stark verlagert. Das machte die Operation komplex, aber das Implantat kann minimalinvasiv eingesetzt werden. Die Patientin konnte bereits zwei Tage nach dem Eingriff entlassen werden", so Martin Andreas von der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie von MedUni Wien und AKH Wien, die von Günther Laufer geleitet wird.
Neues Implantat von interdisziplinärem Heart-Team eingesetzt
Die komplexe Operation führte Martin Andreas gemeinsam mit Markus Mach und dem Kardiologen Georg Goliasch (Universitätsklinik für Innere Medizin II) im interdisziplinären Heart-Team durch.
"Wir arbeiten in interdisziplinären Heart-Teams und auch die immer minimal-invasiver werdenden Eingriffe lassen die Disziplinen näher zusammenwachsen. Dadurch können wir Herzklappenerkrankungen behandeln, die zuvor gar nicht oder nur mit erhöhtem Risiko behandelbar waren“, berichtet Andreas. „Nur durch eine exzellente Zusammenarbeit zwischen Kardiologie und Herzchirurgie können neue Therapieoptionen optimal genutzt werden und das Ergebnis für die Patientinnen und Patienten langfristig verbessert werden."
Das Carillon-System wurde weltweit zum ersten Mal von einem Herzchirurgen eingesetzt. Bisher wurden die Eingriffe ausschließlich von KardiologInnen durchgeführt.