(Wien, 25-02-2021) Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die zum frühzeitigen Tod führen kann. Bereits 2,1 Milliarden Menschen weltweit sind übergewichtig, 671 Millionen davon haben Adipositas – gemessen anhand eines Body-Mass-Index (BMI) von über 30 kg/m². Das beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden, sondern ist auch ein enormes Gesundheitsrisiko. Denn Betroffene haben mit Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes zu kämpfen. Gleichzeitig wird die Erkrankung vielfach immer noch stigmatisiert. ExpertInnen der MedUni Wien und des AKH Wien machen anlässlich des Welt-Adipositastags am kommenden Donnerstag (4.3.) mit einem Online-Event darauf aufmerksam und schlagen Lösungen vor.
„Adipositas bedeutet aber auch eine der letzten Formen der Diskriminierung, die in unserer Gesellschaft noch sozial ‚akzeptiert‘ ist“, betont Bianca Itariu, Adipositas-Expertin an der Universitätsklinik für Innere Medizin III. „Dadurch werden Therapiemöglichkeiten oft nicht rechtzeitig angesprochen und der Zugang zur Therapie wird erschwert. Erstens, indem die medikamentöse Therapie, die zwar zugelassen ist, von den Krankenkassen nicht erstattet wird und zweitens, indem der Zugang zur bariatrischen OP durch chefärztliche Bewilligung und einer hohen Anzahl an Gutachten auch erschwert wird.“
Die bariatrische Operationsmethode dient der nachhaltigen Gewichtsreduktion und ist in vielen Fällen, das betont auch der Leiter der Spezialambulanz Speiseröhre – Magen – Adipositas von MedUni Wien und AKH Wien, Gerhard Prager, die beste Wahl, um den Betroffenen zu helfen. Die Operation zeigt auch nachhaltig positive Folgen: „Unsere Studien zeigen, dass die Langzeiteffekte den Magenbypass zur effektivsten Behandlung der höhergradigen Adipositas machen. Auch zehn Jahre nach dem Eingriff sind die meisten Patientinnen und Patienten deutlich leichter als vor dem Eingriff.“ Österreichweit werden jährlich aber weniger als 5 Prozent aller Menschen mit Adipositas mit einer bariatrischen OP behandelt – für eine medikamentöse Therapie werden zudem keine Kosten zurückerstattet, kritisieren die Adipositas-ExpertInnen.
„Die COVID-19-Pandemie hat zudem gezeigt, dass Menschen mit Adipositas ein höheres Risiko haben, einen schweren Krankheitsverlauf zu entwickeln. Laut WHO sind bisher zirka rund 2 Millionen Menschen an COVID-19 verstorben. Laut WHO sterben aber jedes Jahr auch 2,8 Mio. Menschen an den Folgen von Adipositas“, betonen Prager und Itariu.
Die Erkenntnisse aus der COVID-19-Pandemie haben dazu geführt, dass beispielweise in Großbritannien Programme ins Leben gerufen wurden, um Adipositas besser in den Griff zu bekommen. Weil Stigmatisierung bei dieser Erkrankung eine überproportionierte Rolle spielt, wurden in Ländern wie Italien, Deutschland, Portugal und Holland Gesetze verabschiedet, die Adipositas als Erkrankung anerkennen und den betroffenen Menschen das Recht auf Behandlung garantieren. Das wäre auch für Österreich wünschenswert, betonen die ExpertInnen anlässlich des Welt-Adipositastags am 4. März 2021: „Als die damit befassten Universitätskliniken sehen wir uns verpflichtet, auf diese Tatsachen hinzuweisen und wollen eine Plattform erstellen, die interessierten Menschen dabei helfen soll, einen besseren medizinischen Überblick zum Thema Adipositas und deren Behandlung zu geben.“
Online-Event zum Adipositastag am 4. März 2021 (16-17:45 Uhr)
Übergewicht erfolgreich behandeln – Folgeerkrankungen vermeiden. ExpertInnen informieren und beantworten Ihre Fragen. Den Link zum Stream finden Sie hier: www.meduniwien.ac.at/adipositastag